Erstsemester-Survival-Guide - 50 praktische Tipps für einen leichteren Uni-Alltag

Erstsemester-Survival-Guide - 50 praktische Tipps für einen leichteren Uni-Alltag

von: Katrin Seifarth

Remote Verlag, 2023

ISBN: 9781955655880 , 228 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 14,99 EUR

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Erstsemester-Survival-Guide - 50 praktische Tipps für einen leichteren Uni-Alltag


 

EINLEITUNG


Die folgenden kurzen fünf Kapitel sind mehr als Prophylaxe gedacht, damit Du in bestimmte Muster gar nicht erst hineinfällst. Es sind derart fundamentale Themen, dass ich sie allen anderen voranstellen möchte. Wenn Du Dich darin (noch) nicht wiederfindest, kannst Du diese Kapitel auch überspringen. Früher oder später setzen diese Themen bei dem oder der einen oder anderen erfahrungsgemäß ein, und dann ist es gut, sich einmal damit beschäftigt zu haben. Es ist ein bisschen wie die Prophylaxe beim Zahnarzt bzw. der Zahnärztin: Wenn Du regelmäßig hingehst, bleibt der große Schmerz oft aus. Also lies diese Kapitel gern vorbeugend, auch wenn Du momentan noch auf der Euphorie-Welle schwimmst. Sollte die Welle brechen, hast Du Deinen Rettungsplan wenigstens schon einmal gehört.

DU BIST GUT, SO WIE DU BIST
– DIE ZWEITE WICHTIGE ENTSCHEIDUNG


Wir alle begegnen neuen Lebensabschnitten unterschiedlich. Die einen freuen sich, dass der alte endlich vorbei ist: die lästigen Lehrer*innen, endlich raus von zu Hause und endlich raus aus einem ungünstigen Freundeskreis, in dem sie nie so richtig Anschluss gefunden oder sich wohlgefühlt haben. Die anderen begegnen dem neuen Lebensabschnitt eher traurig oder ängstlich: weg von zu Hause, aus der gewohnten Umgebung, weg von alten Freund*innen, getrennt von der großen Liebe, nicht wissend, was da auf sie zukommt. Für viele wird es das berühmte lachende und weinende Auge sein, ein bisschen von beidem eben.

Was auch immer es bei Dir ist, und wann auch immer es eintritt: Es ist völlig normal, dass Du Dich sehr freust und auch ein wenig Respekt oder eventuell ein mulmiges Gefühl hast oder sogar eine gewisse Trauer verspürst. Die meisten Dinge im Leben haben zwei Seiten, und natürlich freuen wir uns auf die Dinge, die wir uns positiv ausmalen, und haben eine gewisse innere Unsicherheit oder sogar ein wenig Angst hinsichtlich des Neuen. Oder wir sind traurig, das Alte loszulassen. Wenn Du also gerade diese Ambivalenz in Dir spürst, nimm sie an. Sie darf da sein und sie wird Dir dabei helfen, Dich auszurichten.

Es gibt noch etwas, was in neuen Kontexten oft passiert: Eine neue Umgebung und neue Anforderungen an Dich sorgen dafür, dass Du plötzlich, oder auch erst nach ein paar Wochen in der neuen Umgebung, Gefühle spürst, die Du von Dir selbst noch gar nicht kanntest. Du wirst eventuell auch Gedanken haben, die Du nie oder selten vorher wahrgenommen hattest. All das ist zunächst einmal völlig normal. Es gibt kein Richtig oder Falsch.

Eines steht fest: Du bist sowieso richtig. Das darfst Du Dir am besten jetzt sofort klarmachen, denn in den ersten Semestern ist dies der häufigste Zweifel, den ich von Studierenden höre. Sätze wie: »Ich weiß nicht, ob ich hier hingehöre«, »Ich bin nicht gut genug für diese Uni«, »Die anderen haben es mehr drauf als ich«, »Ich bin nicht gut genug im Organisieren, Lernen etc.« Du magst Verhaltensweisen oder Eigenschaften an Dir selbst nicht mögen, aber lerne bereits jetzt, einen Schlüsselsatz zu verinnerlichen: »Ich bin okay, so wie ich bin!«

Es ist erschreckend, wie viele Menschen sich als nicht gut genug oder nicht richtig empfinden. Dieses Denken bringt uns nichts, außer einer Menge Kummer. Wenn Du eines an dieser Stelle bewusst ablegen darfst, dann dieses: den Fehlerfokus der Schule und auch vieler Eltern auf Dich als Person zu beziehen. Du bist nicht schlecht, wenn Du Fehler machst, Du hast nur hier und da mal Fehler gemacht. Manche Dinge hören wir so oft im Leben, dass sie Teil unserer Identität werden. »Ich bin nicht gut genug«, ist so ein Satz. Ich für mich möchte so einen Satz nicht in meiner Identität haben, es ist Deine freie Wahl, ob Du es willst. Du kannst bereits jetzt die zweite wichtige Entscheidung in diesem Buch treffen, nämlich die Entscheidung, diesen »Ich bin nicht gut genug«-Satz abzulegen und durch: »Ich bin gut, so wie ich bin, und ich lerne täglich dazu« zu ersetzen. Der reicht nämlich völlig aus, um Dich zu fordern, ohne Dich dabei zu quälen.

NIMM GEFÜHLE BEWUSST WAHR, ABER NUR DEINE!
– DIE DRITTE WICHTIGE ENTSCHEIDUNG


Die im letzten Abschnitt geschilderten Gefühle und Gedanken sind also alle völlig normal. Dieses Argument reicht für die meisten Menschen jedoch nicht, um sie auch zu akzeptieren. Viele von uns haben gelernt, unangenehme Gefühle zu verdrängen und vor allem schon gar nicht zu zeigen. »Hör auf zu heulen«, »Reiß Dich zusammen«, »Das ist doch kein Grund, traurig zu sein«, »Sei nicht so aggressiv«, »Sei nett zu anderen«, »Stell Dich nicht so an«, »Du bist ein Schisser«, das sind typische Sätze, mit denen wir uns unangenehme Gedanken und Gefühle haben austreiben lassen. Das Resultat: Wir texten uns die Welt schön oder vergraben diese Gedanken so tief in unserem Unterbewusstsein, dass sie sich mit aller Kraft dagegen wehren und sich sehr subtil immer wieder in unsere Köpfe und Körper schleichen. Denn so einfach lassen sie sich nicht verdrängen. Ganz im Gegenteil: Druck erzeugt Gegendruck. Je mehr wir versuchen, etwas wegzuschieben, umso stärker bahnt es sich seinen Weg, gern dann, wenn wir es so gar nicht gebrauchen können, gern auch als körperliche Reaktion in Form von Schweiß, einem roten Kopf oder Zittern.

Daher: Beobachte achtsam, was in Dir so vorgeht, und lasse sämtliche Gefühle zu. Das heißt nicht, dass Du immer und zu jeder Zeit der Welt erzählen musst, wie Du Dich fühlst, aber Dir selbst gegenüber darfst und solltest Du ehrlich sein. Wahrzunehmen, was wir denken und fühlen, ist der erste Schritt, diese Gedanken und Gefühle zu verändern, so wir das wollen. Meistens wollen wir das bei unangenehmen Gedanken. Zwei Fragen sind in diesem Kontext besonders hilfreich, und die kannst Du spaßeshalber mal direkt an Deine Gefühle richten: 1. »Liebes Gefühl, woher kenne ich Dich so gut?« 2. »Was willst Du mir sagen?« Die erste Frage kann Dir dabei helfen, alte Wunden zu heilen, z. B. wenn Du Dich als Kind ausgegrenzt gefühlt hast, darfst Du dieses Gefühl des Alleinseins jetzt bewusst loslassen, denn Du befindest Dich in einem neuen Kontext (siehe dazu auch den letzten Abschnitt in diesem Kapitel). Die zweite Frage hilft Dir herauszufinden, welches Bedürfnis unerfüllt ist, und mit diesem neuen Wissen Deine Handlungen besser zu kanalisieren. Wenn Du Wut hast, will sie Dir z. B. oft sagen: »Setz Dich durch, lass Dich nicht unterbuttern.« Wenn Du Angst hast, will sie Dir sagen, dass Du aufpassen sollst. Trauer will Dir sagen: »Lass los!« etc.

Übrigens werden viele Deiner Kommiliton*innen entweder pausenlos ihre Gedanken, Gefühle, Zweifel und Ängste teilen oder versuchen, besonders cool über allem zu stehen. Beides darfst Du bewusst bei den anderen lassen. Die einen übertreiben und steigern sich in ihre Ängste geradezu hinein, die anderen sind unehrlich und belügen sich oft sogar selbst. Beides kann denjenigen helfen, Dich aber sollte es nicht tangieren, denn es ist allein ihre Entscheidung und hat nichts damit zu tun, wie Du an die neue Situation herantrittst, geschweige denn, wie Du Dich zu fühlen hast. Daher lautet mein Rat: Lasse Dich davon nicht zu sehr beeindrucken und zweifle nicht gleich an Dir. Jeder geht mit dieser neuen Lebensphase anders um. Entscheidend ist, dass Du Deinen Weg findest, und der ist so einzigartig wie Du selbst. Nur Du weißt, was Du denkst und fühlst. Viele Deiner Gedanken und Gefühle basieren auf Deiner eigenen Story. Deine dritte Entscheidung darf also sein: »Alles, was ich gerade denke und fühle, darf da sein, und was andere denken und fühlen, ist nicht meins.« Das heißt nicht, dass Du Dich empathielos gegenüber anderen verhalten sollst. Natürlich darfst Du anderen zuhören und mit ihnen fühlen, aber Du musst nicht mit ihnen leiden und schon gar nicht solltest Du die Themen anderer zu den Deinen machen. Jeder hat mit seinen eigenen Dingen sicher genug zu tun, und wir helfen uns und anderen gar nicht, wenn wir uns an bestimmten Stellen genauso schlecht fühlen wie unser Gegenüber.

BLEIB NEUGIERIG – DIE VIERTE WICHTIGE ENTSCHEIDUNG


Jetzt haben wir schon viel über unsere Gedanken und Gefühle gesprochen. Vielleicht kennst Du das sogar schon: Die meisten Dinge, die wir uns ausmalen, kommen letztlich ein bisschen anders als gedacht: entweder viel besser oder in einzelnen Fällen auch deutlich ernüchternder. In solchen Situationen neigen wir oft dazu, enttäuscht davon zu sein, dass Dinge doch nicht so schön sind, wie wir sie uns ausgemalt haben, oder wir werfen uns sogar vor, uns im Vorfeld nicht mehr Gedanken darüber gemacht bzw. uns besser vorbereitet zu haben. Du kannst gern mal rückwärts schauen, bei welchen Ereignissen dieses Muster in Deinem Leben zutreffend war. Vielleicht kommen bei Dir die Dinge auch immer genau...