Microsoft Exchange Server - Das Handbuch für Administratoren

Microsoft Exchange Server - Das Handbuch für Administratoren

von: Thomas Stensitzki

Rheinwerk Computing, 2022

ISBN: 9783836285100 , 851 Seiten

2. Auflage

Format: ePUB, PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 69,90 EUR

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Mehr zum Inhalt

Microsoft Exchange Server - Das Handbuch für Administratoren


 

1    Exchange Server – Vergangenheit und Zukunft


Im Jahr 2016 feierte das Produkt Exchange Server sein 20-jähriges Jubiläum. Mit der Veröffentlichung von Exchange Server 4.0 im Jahre 1996 wurden technologische Grundsteine gelegt, die sich noch heute auf die modernen Versionen von Exchange Server auswirken und damit auf uns als Administratoren. Trotz – oder gerade wegen – des Cloud-Angebots Exchange Online ist das Produktende von Exchange Server noch nicht erreicht. Exchange Server vNEXT ist bereits am Horizont zu erkennen.

Ich möchte Sie einladen, mich auf eine Reise in die Vergangenheit zu begleiten: zu den Anfängen und Zwischenstationen von Exchange Server. In den vergangenen Jahren hat das Exchange Server-Produktteam Entscheidungen getroffen, die – mehr oder weniger sichtbar – heutigen Administratoren, also Ihnen und mir, das Leben schwer machen.

Ein Wort zu Exchange Server vNEXT

Die Exchange-Produktgruppe hatte uns den Nachfolger von Exchange Server 2019 für das zweite Halbjahr 2021 angekündigt. Wie wir inzwischen alle wissen, hat diese »letzte« Version von Exchange Server noch nicht das Licht der Welt erblickt. Der Fokus der Produktweiterentwicklung liegt für die nächsten Jahre auf Exchange Server 2019. Damit ist dies die richtige Version für den Betrieb Ihrer lokalen Exchange-Organisation.

Exchange Server war schon immer eine klassische Server-Anwendung, die es unterschiedlichen Clients ermöglicht, sich mit dem Server zu verbinden und auf Daten zuzugreifen. Die bekannteste Client-Software für den Zugriff auf Exchange Server ist Microsoft Outlook für Desktop, kurz Outlook.

»Die Geschichte von Outlook und Exchange ist eine Geschichte voller Missverständnisse.«
(Quelle: Exchange-Administrator, anonym)

Outlook ist das Produkt, das die meisten Anwender für den Zugriff auf ihr persönliches Postfach kennen, und sie organisieren ihr tägliches Arbeiten um diese Anwendung herum. Sie als Administrator haben zu diesem Produkt sicher, ebenso wie ich, ein eher ambivalentes Verhältnis. Die Gründe hierfür sind zahlreich und beginnen meist damit, dass Helpdesk-Tickets zum Thema Outlook meist beim Exchange-Team landen. Auch wenn dieses Buch kein Buch über Outlook ist, werden Verweise zu Outlook unvermeidbar sein.

Tabelle 1.1 bietet Ihnen einen Überblick über die Exchange Server-Versionen und die dazugehörigen Versionsnummern.

Produkt

Versionsnummer

Veröffentlichungsdatum

Exchange Server 4.0

4.0

11. Juni 1996

Exchange Server 5.0

5.0

23. Mai 1997

Exchange Server 5.5

5.5

3. Februar 1998

Exchange Server 2000

6.0

29. November 2000

Exchange Server 2003

6.5

28. September 2003

Exchange Server 2007

8.0 (12.0)

30. November 2006

Exchange Server 2010

14.0

9. November 2009

Exchange Server 2013

15.0

11. Oktober 2012

Exchange Server 2016

15.1

1. Oktober 2015

Exchange Server 2019

15.2

22. Oktober 2018

Exchange Server vNEXT

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H2 2025

Tabelle 1.1     Exchange Server-Versionsnummern

Mit Exchange Server 2010 erfolgte eine Angleichung der Nummerierung an Microsoft Office-Versionsnummern. Der Grund hierfür ist die immer noch geltende Empfehlung, im laufenden Betrieb auf Client- und Serverseite Versionsgleichheit sicherzustellen. Mit Exchange Server 2016 wurde die Nutzung identischer Versionsnummern schon wieder beendet. Seit Office 2016 wird Office für Desktop unter der Versionsnummer 16.0 geführt. Daher tragen sowohl Office 2016, Office 2019 und die Microsoft 365 Apps die gleiche Hauptversionsnummer. Exchange Server 2019 unterscheidet sich von der Vorgängerversion durch eine Erhöhung der Nebenversionsnummer von 15.1 auf 15.2. Wie die Versionsnummer der Nachfolgerversion von Exchange Server 2019, der sog. »letzten Version« von Exchange Server, lautet wird, lässt sich nur erahnen.

Eine Übersicht aller veröffentlichten Exchange Server-Versionen und Versionsnummern pflegt das Produktteam auf Microsoft Docs (https://aka.ms/exver).

In den folgenden Abschnitten möchte ich auf die technischen Hintergründe und Entwicklungen bei Exchange Server eingehen. Sie finden jeweils einen Abschnitt für die sog. Legacy-Versionen bis zu Exchange Server 2010 (Abschnitt 1.1), Moderne Exchange Server Versionen (Abschnitt 1.2), Exchange Server 2019 (Abschnitt 1.3) sowie Exchange Server vNEXT (Abschnitt 1.4).

Es gibt somit einen Abschnitt für alle Exchange-Versionen, die zu dem Zeitpunkt, als dieses Buch entstand, bereits das Ende ihrer Lebensdauer (End of Life, EOL) erreicht haben und drei Abschnitte für alle modernen Exchange-Versionen von Exchange Server 2013 bis 2019.

1.1    Exchange Server 4.0 bis Exchange Server 2010


Am 11. Juni 1996 wurde Exchange Server 4.0 als erste Exchange Server-Version von Microsoft veröffentlicht.

Mit Exchange Server 4.0 führte Microsoft eine standardisierte Schnittstelle ein, um die Entwicklung von nachrichtenbasierten Programmen zu ermöglichen. Das sogenannte Messaging Application Programming Interface (MAPI) stellt Programmroutinen zur Verfügung, um Nachrichten zu transportieren, zu speichern und auf Verzeichnisse zuzugreifen. Hierbei stand insbesondere die einfache Erweiterbarkeit der Schnittstellen im Vordergrund. Microsoft lieferte in den ersten Jahren eine dedizierte Exchange-Client-Software mit, die für einen Zugriff auf Exchange-Postfächer erforderlich war.

Das Empfangen und Versenden von E-Mails nach heutigem Muster war damals nur eine der möglichen Kommunikationsschnittstellen. Heutige Microsoft Outlook-Clients nutzen immer noch die MAPI-Schnittstelle von Exchange Server. Der Funktionsumfang der MAPI-Schnittstelle von heute ist deutlich größer und die Verbindung erfolgt nicht mehr über die althergebrachten und fehleranfälligen Protokolle. Aber dazu später mehr.

Mit Exchange Server 4.0 wurde ebenfalls die noch heute angewandte Speichermethode eingeführt, die Extensible Storage Engine (ESE). In jeder Exchange Server-Version erfolgten Erweiterungen des Datenbankformats, um den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden. ESE-Datenbanken von Exchange Server besitzen ein versionsabhängiges Datenbankschema und können nur unter der jeweiligen Exchange Server-Version betrieben werden. Dies ist auch der Hauptgrund, warum Exchange Server kein sogenanntes In-Place-Upgrade unterstützt. Sie können keine Postfachdatenbank von Exchange Server 2016 auf einem Exchange Server 2019...