Wind, Wellen - wildes Verlangen

Wind, Wellen - wildes Verlangen

von: Maureen Child

CORA Verlag, 2022

ISBN: 9783751513586 , 130 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 2,49 EUR

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Wind, Wellen - wildes Verlangen


 

1. KAPITEL

„Au!“ Jenna Baker verzog vor Schmerz das Gesicht, hüpfte auf einem Bein umher und hielt sich dabei die malträtierten Zehen ihres linken Fußes. Sie warf einen zornigen Blick auf den am Boden ihrer winzigen Kabine verschraubten Tisch, an dem sie sich gerade heftig gestoßen hatte. Der Raum war so winzig, dass sie froh sein konnte, nicht an Platzangst zu leiden, ansonsten wäre sie bei der Enge eingegangen. Allerdings rammte sie andauernd irgendein Möbelstück. Während sie sich die pochenden Zehen rieb, musste sie unwillkürlich an den Mann denken, der der Grund für diese schreckliche Kreuzfahrt war.

Nick Falco.

Sein Gesicht erschien vor ihrem geistigen Auge, und für einen Moment wurde ihr heiß, wie immer, wenn sie an ihn dachte. Zu dieser unwillkommenen körperlichen Reaktion gesellte sich zum Glück sofort kalte Wut.

Sie tat gut daran, sich auf dieses Gefühl zu konzentrieren, denn im Gegensatz zu den übrigen Passagieren auf der Falcon’s Pride war sie nicht an Bord, um Urlaub zu machen. Sie war aus einem anderen Grund hier.

Vorsichtig setzte sie den angeschlagenen Fuß auf und legte den kurzen Weg zum schmalen Kleiderschrank zurück. Sie hatte ihre Sachen schon eingeräumt und auf die Bügel gehängt. Obwohl sie nicht viel mitgenommen hatte, quoll das schmale Möbelstück bereits über. Sie nahm eine gelbe Bluse, schlüpfte hinein und ging ins Bad. Auch dafür war kaum mehr als ein Schritt nötig.

Der Waschraum erinnerte stark an eine Flugzeugtoilette. Allerdings gab es hier eine Duschkabine, in der sich jedoch höchstens ein sechsjähriges Kind bequem aufhalten konnte. Jenna hingegen musste sich seitwärts durch die Schiebetür quetschen und stieß fortwährend gegen Wände oder Armaturen.

„Wirklich entzückend, Nick“, murmelte sie vor sich hin.„Als du diesen alten Kahn umgebaut hast, hättest du auch an die Leute denken sollen, die sich keine Kabine auf dem Oberdeck leisten können. Immerhin hast du das hier zu deinem Flaggschiff erklärt.“

Die Tatsache, dass Nick keinen Gedanken an Menschen mit schmalem Geldbeutel verschwendete, war jedoch nicht verwunderlich. Diese Einstellung passte zu ihm. Noch bevor sie ihn an jenem lauen Sommerabend vor einem Jahr kennengelernt hatte, war ihr klar gewesen, was für ein Mann er war. Er war davon besessen, seine Kreuzfahrtlinie zur weltweit führenden zu machen. Dafür tat er alles, was er für nötig erachtete, ohne Rücksicht zu nehmen oder sich jemals für irgendetwas zu entschuldigen.

Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie für ihn gearbeitet. Sie war die Assistentin des Servicemanagers auf einem anderen Schiff der Falcon-Flotte gewesen und hatte diesen Job sehr gern gemacht. Es gefiel ihr, ständig auf Reisen zu sein, aber dann hatte sie sich dummerweise in ihren obersten Boss verliebt. Daran waren ein romantisches Dinner bei Kerzenlicht schuld und Nicks unwiderstehlicher Charme.

Als der unerhört attraktive Eigner der Kreuzfahrtflotte auf dem Promenadendeck versehentlich mit ihr zusammengestoßen war, hatte er sie für eine Passagierin gehalten. Ihr war bewusst gewesen, dass Nick Falco sich niemals mit einer Angestellten einlassen würde, deshalb hatte sie seinen Irrtum nicht richtiggestellt. Das war ein Fehler gewesen, und sie wusste das. Sein markantes Kinn, die eisblauen Augen, das dichte schwarze Haar und sein muskulöser Körper hatten sie jedoch so sehr fasziniert, dass sie keinen klaren Gedanken hatte fassen können. Die Wahrheit hätte ihre Chancen gleich zu Anfang zunichtegemacht.

Jenna seufzte leise und stützte sich auf das Waschbecken, das die Größe einer Seifenschale hatte. Sie erinnerte sich nur allzu gut an seine erste Berührung. Das war ein magischer Moment gewesen. Das Prickeln auf ihrer Haut, das Hämmern ihres Herzschlags und das Aussetzen ihres Atems waren ihr so gegenwärtig, als wäre es erst gestern passiert. Nick hatte sie an jenem Abend in die Arme gezogen und mit ihr zu den Klängen sanfter Musik aus einer der nahe gelegenen Bars getanzt. Der sternenklare Himmel und die sanfte hawaiianische Brise taten ein Übriges, um ihren Verstand vorübergehend außer Betrieb zu setzen.

Dem ersten Tanz folgte ein zweiter. Es war wundervoll, in seinen Armen zu liegen. Der Zauber des Augenblicks verführte sie zu einer Lüge, deren Folgen nicht lange auf sich warten ließen.

Es kam, wie es kommen musste. Sie ließ sich auf eine Affäre mit Nick ein. Eine heiße, aufregende und unvergessliche Affäre, die ihr Herz und ihre Seele nicht unberührt ließ.

Schon nach einer Woche erfuhr er von irgendjemandem, dass sie seine Angestellte war. Er zögerte keinen Moment und brach die Beziehung zu ihr sofort ab. Er wollte sich nicht einmal anhören, was sie dazu zu sagen hatte. Sobald sie in den Heimathafen eingelaufen waren, hatte er ihr fristlos gekündigt.

Bei der Erinnerung an dieses demütigende Ende verspürte Jenna nach wie vor einen scharfen Stich.

„Lieber Himmel, was tue ich eigentlich hier?“ Sie rieb sich den Bauch, da ihr Magen sich vor Nervosität schmerzhaft zusammengezogen hatte. Liebend gern hätte sie auf diese Reise verzichtet, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie freute sich nicht gerade auf ein Wiedersehen mit Nick.

Es gab aber keine andere Möglichkeit, deshalb biss sie die Zähne zusammen, hob das Kinn und wandte sich abrupt um. Dabei stieß sie sich den Ellbogen am Türrahmen.

„Na, das war ja klar“, murmelte sie und wartete, bis der Schmerz abgeklungen war. Nachdenklich betrachtete sie ihr Gesicht in dem winzigen Spiegel, der neben der Kabinentür hing. „Du bist hier, weil es richtig ist. Es bleibt dir nichts anderes übrig. Er lässt dir keine Wahl“, erklärte sie ihrem Spiegelbild.

Sie musste unbedingt mit Nick reden und es war ausgesprochen schwer, ihn zu treffen. Da er meistens an Bord seines Flaggschiffs wohnte, gab es kaum Gelegenheit, ihn an Land um ein Gespräch zu bitten. Wenn er sich gelegentlich im Heimathafen der Falcon’s Pride in San Pedro bei Los Angeles in Kalifornien aufhielt, verschanzte er sich in seinem Apartment. Dort waren die Sicherheitsvorkehrungen vermutlich schärfer als im Weißen Haus.

Da sie keine Chance sah, ihm persönlich gegenüberzutreten, hatte sie versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Als das scheiterte, hatte sie es mit E-Mails probiert. Während der vergangenen sechs Monate hatte sie ihm mindestens zwei pro Woche geschickt. Auch das war erfolglos geblieben. Vermutlich löschte er ihre E-Mails, ohne sie zu lesen. Dieser Mann war unmöglich. Jenna hatte sich nicht mehr anders zu helfen gewusst, als eine Reise auf der Falcon’s Pride zu buchen, obwohl sie diese Kreuzfahrt nicht wollte, ganz abgesehen davon, dass sie sie sich auch nicht leisten konnte.

Seit mehr als einem Jahr war sie nicht mehr an Bord eines Schiffes gewesen. Das sachte Schaukeln des großen Kreuzfahrtdampfers verursachte ihr weiche Knie. Sie musste sich erst wieder an den Seegang gewöhnen.

Früher hatte sie den Aufenthalt auf dem Wasser uneingeschränkt genießen können. Sie hatte ihre abwechslungsreiche Arbeit gemocht. Kein Tag war wie der andere gewesen, und es hatte ihr jeden Morgen Vergnügen bereitet, aufzustehen und sich an der Aussicht zu erfreuen.

„Damals hatte meine Kabine wenigstens ein Bullauge“, sagte sie kopfschüttelnd.

Jetzt befand sich ihre Unterkunft so weit unten im Schiff, dass es nicht das kleinste Fenster gab. Es war die billigste Kabine, die sie hatte bekommen können, dementsprechend war sie ausgestattet. Das Licht musste immer brennen, und Jenna fühlte sich wie eingekerkert. Die Enge und die Dunkelheit zerrten an ihren Nerven.

Wenn sie wenigstens einigermaßen hätte schlafen können, dann würde sie sich vielleicht besser fühlen, aber sie war in der vergangenen Nacht von schrecklichem Gepolter und Gejaule aus dem Schlaf geschreckt worden. Es hatte sich angehört, als ob das gesamte Schiff auseinanderbrechen würde. Sie hatte eine Weile gebraucht, bis sie die Geräusche einordnen konnte. Zweifellos handelte es sich um die Kette des Ankers, der gehoben wurde. Obwohl sie eine Erklärung für die unheimlichen Geräusche gefunden hatte, war es ihr nicht gelungen, wieder einzuschlafen, selbst nachdem der Lärm verstummt war.

„Und alles nur wegen Nick.“ Sie seufzte und nickte ihrem Spiegelbild zu. „Viel zu beschäftigt damit, Millionen zu scheffeln. Keine Zeit, um seine E-Mails zu lesen.“

Ob er sich wohl an sie erinnerte? Oder hatte er ihren Namen gelesen und sich gefragt, wer zum Teufel ihm da geschrieben haben mochte?

Jenna schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Er hat bestimmt nichts vergessen. Er weiß ganz genau, wer ich bin. Er hat meine Mails absichtlich nicht gelesen. Nur um mich zu ärgern. Er kann unsere gemeinsame Woche nicht vergessen haben.“

Obwohl die Geschichte in einem Fiasko endete, hatte die eine Woche mit Nick Falco ihr Leben völlig aus den Angeln gehoben. Es schien ihr einfach unmöglich, dass es nur ihr allein so ergangen sein sollte.

„Wahrscheinlich bezaubert er gerade irgendeine andere Frau mit seinem unerhörten Charme. Eine Frau, die so dumm ist wie ich und viel zu spät merkt, dass er nicht der Traummann ist, für den sie ihn hält.“

Wieder seufzte Jenna. Das war eine glatte Lüge. Nick Falco war ein Traummann. Groß, attraktiv und sexy. Mit seinem schwarzen Haar und dem hinreißenden Lächeln konnte er jede Frau betören, und zwar noch bevor sie erlebte, was für ein wundervoller Liebhaber er war.

Jenna lehnte die Stirn an den kühlen Spiegel. „Vielleicht war das hier doch keine so gute...