Werewolves of Rebellion - Gefährtin der Nacht

Werewolves of Rebellion - Gefährtin der Nacht

von: Ana Lee Kennedy

beHEARTBEAT, 2021

ISBN: 9783751702744 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Werewolves of Rebellion - Gefährtin der Nacht


 

Kapitel 1


Bernadette sprang aus Franks Pick-up. Sie schlug die Tür des Dodge zu, dann trat sie auf den Bürgersteig, um ein paar Zehncentstücke in die Parkuhr zu werfen. »Wir haben zwanzig Minuten Zeit«, rief sie Frank zu.

Sie waren in die Stadt gefahren, um bei der Bezirksverwaltung die Grundsteuer für das Land des Motorradclubs zu zahlen und dann noch ein paar Kästen Bier zu kaufen. Danach sollte es zu einer gemeinschaftlichen Grillparty mit Hufeisenwerfen und Sackloch-Spielen in den Club zurückgehen.

Während Frank ausstieg, musterte sie ihn unverhohlen. Sie liebte das Muskelspiel seiner tätowierten Arme bei jeder Bewegung. Auf seiner linken Schulter und an den Brustmuskeln entlang befand sich, unter seiner Kutte versteckt, die atemberaubende Tätowierung eines grauen Wolfs. Sie sehnte sich danach, darüberzustreichen und jede einzelne Linie zu begutachten, während sie Frank ritt und zum Höhepunkt der Ekstase brachte.

Er fing ihren Blick auf und grinste.

»Hast du schon wieder unanständige Gedanken, Baby?«, brummte er.

Das tiefe Timbre seiner Stimme jagte ihr einen Schauer der Erregung über den Rücken. Sie erwiderte sein Grinsen. »Vielleicht«, antwortete sie und zog das Wort verführerisch in die Länge.

Er trat neben sie auf den Gehsteig, dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Gut möglich, dass du dich heute Abend flach auf dem Rücken wiederfindest. Und vielleicht auf Händen und Knien, möglicherweise mit deinen Waden auf meinen Schultern, und vielleicht sogar flach auf dem Bauch, während ich rittlings auf deinen Schenkeln knie und ...«

Hitze strömte ihr durch den Unterleib und breitete sich zwischen ihren Beinen aus. »Hör auf damit!« Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Wir haben bereits an die vierzig Grad. Du musst es für mich nicht noch heißer machen.«

»Honey, mir wird es jedes Mal heißer, wenn ich dich ansehe.« Er gab ihr einen schnellen Kuss. »Ich dürfte nicht lange brauchen, um das Mittel zu besorgen, treffen wir uns also in ein paar Minuten wieder hier am Wagen, okay?«

Sie nickte. »Sag deiner Granny schöne Grüße von mir.«

Er winkte ihr zu und bog um die Ecke. Bernadette überquerte den asphaltierten Platz und stieg die breite Treppe zum Gebäude der Bezirksverwaltung hinauf. Das kühle Innere und der Duft von Vergangenheit und Holzpolitur empfing sie. Sie folgte den zahlreichen Stufen der Marmortreppe in den ersten Stock hinauf. Oben angekommen bahnte sie sich einen Weg über den mit Mosaikkacheln gefliesten Boden und um all die vielen hier aufgestellten Tische herum, an denen Vertreter verschiedener Firmen, die mit Bohrrechten handelten, um Verkäufe wetteiferten, Papierkram ausfüllten, Handyanrufe beantworteten und auf Tastaturen herumtippten. Während sie vorbeiging, hielten sämtliche Männer in ihrem Tun inne, sahen sie mit einem Lächeln an oder starrten ihr bewundernd nach. Auch wenn sie mittlerweile einen der aufregendsten Männer auf Erden zum Partner hatte, war ihr die Aufmerksamkeit anderer Kerle immer noch peinlich.

Vor dem Büro für Steuerangelegenheiten wollte sie gerade die Hand nach dem Türknauf ausstrecken, als ein großer Mann mit goldenem Haar dazwischentrat.

»Wenn Sie gestatten«, sagte er und hielt ihr die Tür auf.

»Danke.« Sie versuchte, keinen Blickkontakt mit ihm herzustellen.

Er lächelte und zeigte seine wunderschönen, ebenmäßigen weißen Zähne. »War mir ein Vergnügen.«

Seine Art zu sprechen ließ Bernadette erschauern. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie riskierte es, seinem Blick zu begegnen, und schaute in die strahlendsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte – Augen, die vor Verlangen aufleuchteten.

Verwirrt schaute sie weg und beeilte sich, in das Büro zu treten.

Hinter ihr schloss sich die Tür nicht sofort. Aus dem Augenwinkel bemerkte Bernadette, dass der Mann sie noch einen Moment lang ansah. Nervös dachte sie an die außergewöhnlichen Kräfte, die direkt unter ihrer Haut brodelten. Ihre Mentorin in Sachen Hexerei, Scary Mary, hatte sie angewiesen, ihren Gefühlen und Regungen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Ihre Reaktion auf diesen Mann hatte sie überrascht, doch als er nun endlich die Tür schloss, entspannte sie sich wieder.

Hinter dem breiten Schalter standen ein Mann und eine Frau und plauderten miteinander. Das gemächliche Tempo, mit dem in Rebellion die Dinge angegangen wurden, ohne Hast und stets freundlich, gefiel Bernadette noch immer, allerdings gab es Augenblicke – so wie diesen –, da sie sich wünschte, die Leute würden weniger reden und schneller arbeiten.

Eine blonde Frau mit einem Stapel Aktenordner im Arm trat hinter einer Trennwand hervor. Sie sagte etwas zu einer Kollegin, die an einem der beiden Schreibtische hinter dem Schalter saß. Die ältere Frau nickte und reichte der Blonden einige weitere Ordner.

Etwas an der Art, wie die Frau den Kopf hielt, ihre rot geschminkten Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst und ihre hellen Augen fast eisig, kam Bernadette bekannt vor. Der Mann vor ihr verließ nun den Raum, und Bernadette nahm seinen Platz ein. Während sie darauf wartete, dass der Beamte zurückkam, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die blonde Frau.

»Soll ich die Sache mit der Computereingabe noch einmal mit dir durchgehen, Daffi?«, erkundigte sich die ältere Kollegin.

»Nein, ich krieg das schon hin«, antwortete diese Daffi. »Sollte ich nicht mehr weiterkommen, sage ich dir Bescheid.«

Daffi? Woher kannte sie den ... Moment mal! Das war doch diese blöde Kuh, die über sie hergefallen war, als sie im Bikerclub der Wraithkillers gewesen war!

Daffi trat durch die Tür hinaus in den Wartebereich. Im Vorbeigehen bemerkte sie Bernadettes Blick, und plötzliches Wiedererkennen zeigte sich in ihrem Gesicht – erst Überraschung, dann Feindseligkeit. Ihre Augen leuchteten grimmig auf, und sie sah schnell zur Seite. In der hinteren Ecke des Raums setzte sich Daffi an einen winzigen Schreibtisch mit einem Laptop und einem Drucker und begann, Daten aus einer Akte einzugeben.

Der Beamte nannte Bernadette die Steuersumme, die der Motorradclub schuldig war, zuzüglich der Verzugsgebühr, dann füllte Bernadette den bereits unterzeichneten Scheck, den Frank ihr mitgegeben hatte, mit allen nötigen Angaben aus. Und die ganze Zeit über ging ihr das Wissen im Kopf herum, dass eines von Crows Schafen im Steuerbüro arbeitete.

Schließlich verließ Bernadette mit der Quittung in der Hand den Schalter. Sie warf einen Blick zu Daffi hinüber, die mit dem Rücken zu ihr dasaß. Ein Stück von dem leuchtenden Tattoo einer tropischen Urlaubsszene lugte oben aus ihrer Bluse hervor, und die Farben bildeten einen deutlichen Kontrast zu dem weißen Baumwollstoff. Bernadette ging auf sie zu, blieb aber einige Schritte von ihr entfernt stehen, und ihr Blick konzentrierte sich auf eine neue Narbe, die von ihrer Tätowierung nur schlecht verborgen wurde. Das Ding sah aus wie zwei ineinander verwobene große R.

Irgendwie musste Daffi Bernadettes Blick gespürt haben. Sie drehte sich um, und alle Farbe wich ihr aus den Wangen. »Was willst du?«, flüsterte sie schroff.

»Ich wollte nur ...« Ja, was wollte sie eigentlich? Bernadette war nicht mit einer speziellen Frage im Kopf zu Daffi hinübergegangen, aber irgendetwas hatte sie dennoch zu ihr hingezogen. »Mir ist die neue Narbe auf deiner Schulter aufgefallen.«

»Na und?« Daffi knurrte beinahe. »Das geht dich nicht das Geringste ...«

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, platzte es aus Bernadette heraus, bevor sie sich die Frage hätte verkneifen können. Immerhin schaffte sie es, ihre Stimme leise zu halten. »Brauchst du Hilfe?«

»Alles ... bestens.« Das eisige Glitzern in Daffis Augen verschwand. An dessen Stelle trat Vorsicht, aber auch Dankbarkeit. »Ich bin jetzt bei den River Rebels«, fügte sie, noch leiser, hinzu. »Danke.« Daffis Mundwinkel zuckten kaum wahrnehmbar, und Bernadette horchte auf.

Sie runzelte fragend die Stirn. »Danke wofür?«

»Dafür, dass du dich erkundigt hast, ob mit mir alles in Ordnung ist.« Mit diesen Worten wandte sich Daffi wieder ihrem Laptop zu.

Gründlich verwirrt verließ Bernadette das Steuerbüro und schlängelte sich erneut zwischen den zahlreichen Tischen hindurch. Dabei hielt sie wachsam nach dem blauäugigen Mann Ausschau, der sie zuvor an der Tür abgefangen hatte. Drüben an der Treppe zum zweiten Stock entdeckte sie ihn. Er stand über einen Tisch gebeugt und unterhielt sich mit einem anderen Mann.

Er bemerkte ihren Blick und grinste spitzbübisch.

Sie schaute rasch weg, dann stieg sie die Treppe hinunter. Erneut regten sich ihre magischen Kräfte. Wer auch immer er war, sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.

Draußen erwartete Frank sie bereits an seinem Pick-up.

Minutenlang starrte Daffi nur auf den blinkenden Cursor ihres Laptopbildschirms. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass sich die Rothaarige doch tatsächlich einen...