Taxi, Tod und Teufel - Die Rückkehr des Deichdüvels - Nordsee-Krimi

Taxi, Tod und Teufel - Die Rückkehr des Deichdüvels - Nordsee-Krimi

von: Lena Karmann

beTHRILLED, 2021

ISBN: 9783751700023 , 182 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Taxi, Tod und Teufel - Die Rückkehr des Deichdüvels - Nordsee-Krimi


 


Kapitel 1


»Sarah! James! Schön, dass ihr zwei noch Zeit gefunden habt«, sagte Carsten Halberg und schüttelte ihnen beiden die Hand, dann ging er vor ihnen her zu dem Ecktisch gleich neben dem Frühstücksbuffet, das auf einer langen Tafel angerichtet war. Neben Kaffee und Tee gab es gut ein Dutzend Brotsorten, dazu Milchbrötchen mit und ohne Rosinen, eine Auswahl an Käse, Wurst und veganem Aufschnitt, außerdem diverse Sorten Marmelade und Honig. »Ihr könnt euch nach Herzenslust bedienen, das geht alles auf die Redaktion der Nordpost«, forderte Carsten sie auf. Er hatte sich mit den beiden in diesem Café am Rand der Fußgängerzone von Wilhelmshaven verabredet, weil er gehört hatte, dass sie zwei Tage bei ehemaligen Nachbarn verbringen würden, die dorthin umgezogen waren. So konnte er sich die Fahrt nach Palinghuus sparen.

Sarah Teufel betrachtete das Buffet, dann drehte sie sich zu ihrem Ex-Ehemann James um. »Was meinst du, sollen wir uns einfach das Buffet zum Mitnehmen einpacken lassen? Dann is unser Frühstück für die nächsten zwei Wochen gesichert.«

Er grinste sie an. »Ich könnte mich versucht fühlen. Allerdings hätten wir den Dachgepäckträger für dein Taxi mitnehmen müssen, weil dieser Tisch da nicht in den Wagen passt.«

Schmunzelnd stellte sie sich an die lange Tafel und goss sich eine Tasse Tee ein. »Für dich auch?«, fragte sie. Als er nur kurz nickte, nahm sie noch ein zweites Glas vom Tablett und brachte beide an den Tisch.

»Ich kümmere mich gleich um den Rest«, sagte James, der seinen Stuhl nach hinten gezogen hatte, damit sie durchgehen und sich neben Carsten setzen konnte. Dann ging er zum Buffet und stellte erst für Sarah, dann für sich einen Teller zusammen. »Was ist mit dir, Carsten?«, fragte er. »No breakfast?«

»Ich habe bereits ge...breakfasted ...«, antwortete der Reporter amüsiert. »Ich war schon eine Stunde früher als geplant hier.«

»Du hättest anrufen sollen«, sagte Sarah. »Dann wären wir eher hergekommen.«

Er winkte ab. »Ich wollte euch nich dazwischenfunken. Dann hättet ihr euch doch nur beeilt, um früher herzukommen.«

James verzog den Mund. »Wenn es danach geht, hättest du schon vor drei Stunden anrufen können«, meinte er.

Carsten zog verwundert die Augenbrauen hoch. »War es so schlimm?«

»Es war nich schlimm«, stellte Sarah klar. »Es war nur ... etwas ermüdend. Ich meine, dieses Ehepaar is wirklich nett und lieb. In Palinghuus waren die zwei auch noch ganz normal, aber hier haben sie sich ein Haus gebaut, das vollständig vernetzt is und in dem du mit deinem Smartphone von jedem Zimmer aus in jedem anderen Zimmer anstellen kannst, was immer du willst.«

»Licht an, Licht aus, Heizung rauf und runter, Radio an, Fernseher aus«, zählte James auf. »Ist ja ganz lustig, aber wenn man es einmal vorgeführt bekommen hat, dann weiß man, wie es läuft.«

»Oder die ständigen Fragen an Alexa, die immer alles mithört«, ergänzte Sarah. »Wie viel Tomaten liegen noch im Kühlschrank? Und fünf Minuten später noch mal die Frage, um festzustellen, ob sich die Dame nich verzählt hat. Und so weiter und so fort.«

»Ich habe das auch nicht, aber wenn man das so hört, klingt es schon ganz interessant ... wenn man es für sich nutzt, aber nicht, wenn man andere damit beeindrucken will.«

»Interessant ist das schon«, räumte James ein. »Aber Sarah hat irgendwas gesagt, das endete mit ›ist mir kalt‹. Daraufhin meinte Alexa: ›Ich erhöhe die Raumtemperatur um drei Grad.‹«

»Oh«, machte Carsten. »Das war wohl nicht Sinn der Sache.«

Sarah rieb sich nachdenklich übers Kinn. »Allerdings nich. Am Montagabend haben wir uns hingelegt, und da habe ich zu James gesagt, dass ich froh bin, morgen nicht um fünf Uhr aufstehen zu müssen, weil irgendwer ein Taxi bestellt hat.«

»Lass mich raten«, unterbrach Carsten sie grinsend. »Um fünf Uhr ging der Wecker los, und eine Computerstimme ließ dich wissen, dass das Taxi bestellt ist.«

James und Sarah sahen sich an, mussten lachen und nickten schließlich. »Du musst dabei gewesen sein«, sagte Sarah und biss von ihrem Brot ab.

»Erzähl du lieber mal, was es Neues gibt«, entgegnete James. »Du hast davon gesprochen, dass du was zu berichten hast.«

Der Reporter nickte. »Ja, richtig. Dass wir diese hochtrabende Principalia mitsamt ihrem Geschäftsmodell haben auffliegen lassen, hat mir ja nicht nur bei der Nordpost die Titelstory eingebracht.«

»Die ›nette‹ Frau hat dich richtig berühmt gemacht«, bestätigte Sarah erfreut.

»Ja, ich müsste sie eigentlich im Gefängnis besuchen und mich bei ihr dafür bedanken, dass sie so eine hinterlistige Person ist, die über Leichen geht«, sagte Carsten und grinste fast ein bisschen hämisch. »Ihr Gesicht würde ich zu gern sehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Na, was soll's. Auf jeden Fall ist es so, dass sich ein Kollege aus Frankreich und einer aus England bei mir gemeldet haben, die beide in einer ähnlichen Sache recherchieren. Da gab es auch jeweils eine Reihe von eigenartigen Selbstmorden, und in allen Fällen hatten die Opfer nach und nach ihr ganzes Vermögen an eine ähnliche Einrichtung wie die von unserer werten Principalia überwiesen. Die beiden Kollegen sind durch meine Artikel auf die Idee gekommen, nach solchen Zahlungen zu suchen, und sie sind fündig geworden.«

»Und jetzt lassen sie diese Organisationen auch hochgehen?«, fragte James.

Carsten lächelte ihn an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, noch nicht. Wir drei haben nämlich jetzt Blut geleckt, wenn man so will, und deshalb werden wir erst mal in anderen Ländern weitersuchen. Dass unsere Principalia überführt wurde, geschah ja nur, weil sie in unsere Falle getappt ist. Wenn diese Einrichtungen alle auf irgendeine Weise zusammengehören, werden die anderen wissen, was passiert ist. Das heißt für sie nur, dass sie vorsichtiger sein müssen, wen sie hereinlassen. Aber wenn wir jetzt in Frankreich und England gleichzeitig zuschlagen, dann wird das die Komplizen hellhörig machen und sie werden ganz sicher auf die Idee kommen, ihre Strukturen zu verändern, und wenn das passiert, kommen wir nicht mehr an sie heran.«

»Das heißt, du tust dich mit den beiden zusammen, und dann nehmt ihr Kontakt mit Kollegen in Italien, Spanien und so weiter auf, damit die Ausschau nach ähnlich merkwürdigen Selbstmorden halten?«

»Ja, genau. Und wenn wir dann alle Fakten zusammengetragen haben, legen wir das alles Interpol vor, und dann wird es eine Nacht-und-Nebel-Aktion geben, und dann werden alle diese scheinbar wohltätigen Einrichtungen mit einem Schlag überrannt und zugemacht«, erklärte Carsten, dem man den Tatendrang anmerken konnte.

»Wenn wir dich auf CNN sehen, wie du interviewt wirst, dann wissen wir, dass du es so richtig geschafft hast«, sagte James und nickte anerkennend. »Was ist mit der Polizei?«, legte er nach kurzem Überlegen nach. »Wird die nicht selbst ermitteln?«

»Ich habe mit Hauptkommissar Scharrmann gesprochen«, antwortete der Reporter. »Er wird vorläufig nichts unternehmen, immerhin haben wir alle nach dem letzten Fall noch was gut bei ihm. Er hat selbst gesagt, dass er mit keiner anderen Dienststelle über das reden will, was hier passiert ist. Sonst fangen die unweigerlich an, selbst zu ermitteln, stoßen irgendwo in der Pfalz oder im Taunus auf eine ähnliche Einrichtung und stürmen. Ehe er dann mit dem jeweiligen Innenminister gesprochen hat, damit der die Ermittlungen und die Erstürmung aufhält, sind die längst auf dem Gelände und machen so alle anderen Bemühungen hinfällig.«

»Scharrmann is wirklich ein vernünftiger Mann«, stellte Sarah zufrieden fest.

»Eine Ausnahmeerscheinung«, stimmte Carsten ihr zu.

»Besonders wenn du sie mit unseren Potatohead-Cops Schröder und Petersen vergleichst«, ergänzte James lachend und spielte auf die beiden für Palinghuus und Umgebung zuständigen Polizisten an, die sich vor allem mit ihrem Nichtstun hervortaten, auch wenn Sarah ihnen noch so eindringlich oder flehend die Fakten vorbetete, die sie hätten interessieren sollen.

»Ich weiß nicht, welche Dimensionen das Ganze noch annehmen wird«, redete der Reporter weiter. »Auf jeden Fall bin ich euch beiden und Britta sehr dankbar dafür, dass wir uns begegnet sind und dass ich durch euch auf eine solche Story gestoßen bin. Ach, schade, dass Britta nicht auch mitgekommen ist.«

Sarah trank einen Schluck Tee und stellte die Tasse wieder hin. »Britta ist im Moment nicht ansprechbar, die ist im Yoga-Fieber, seit sie vor nicht ganz zwei Wochen endlich ihr Studio eröffnet hat. Alles dreht sich nur noch um das Studio und die Kurse und die verschiedenen Techniken. Und wie es scheint, hat ganz Palinghuus samt Umland nur auf...