Heimautomation mit IP-Symcon - Integrieren, steuern, automatisieren

Heimautomation mit IP-Symcon - Integrieren, steuern, automatisieren

von: Harry Kellner

Rheinwerk Computing, 2021

ISBN: 9783836275859 , 707 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 44,90 EUR

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Heimautomation mit IP-Symcon - Integrieren, steuern, automatisieren


 

1    Was heißt hier »smart«?


Bevor wir gemeinsam in ein paar Grundlagen einsteigen, habe ich einige Anmerkungen und Ideen aus vielen Jahren Smart-Home-Erfahrung für Sie. Es sind meine sehr persönlichen Ansichten, aber sicher ein Gedankenanstoß für Ihren (Neu-)Einstieg in die Hausautomation.

»Wohnen muss jeder« lautet ein vielzitierter Werbespruch, aber es ist natürlich entscheidend, wie man wohnt. In Zeiten, in denen um uns herum alles smart ist, möchten wir auch unser Zuhause angenehm und intelligent gestalten. Und das beschränkt sich nicht nur auf das kleine oder große Häuschen im Grünen, sondern gilt generell für die eigenen vier Wände. Dabei ist es egal, ob Mietwohnung oder Eigentum, wir wünschen uns ein angenehmes, komfortables Zuhause. Wir wollen uns wohlfühlen und lassen uns gerne durch die Haustechnik unterstützen.

Smart Home ist in aller Munde, und ich möchte mit diesem Buch meine Erfahrungen dazu beitragen. Ich wohne seit über 17 Jahren mit viel Freude in meinem Smart Home und kann über die stufenweise Entstehung viel erzählen. Keine Sorge, Sie haben ein Fachbuch gekauft und keinen Abenteuerroman oder Grusel-Thriller, wenngleich es manch spannende Episode zu berichten gibt. Und damit meine ich nicht die immer wieder im Zusammenhang mit Hausautomation auftauchende Geschichte, dass während des spätabendlichen Genießens eines Sommerabends auf der Terrasse das Haus beschließt, die Rückkehr des Bewohners durch Herunterfahren der Rollläden zu erschweren. Ich denke eher an andere kleine Pannen, wie etwa das Auslösen einer Endlosschleife durch den einsetzenden Regen nachts um halb vier und einen entnervten Hausautomatisierer, der schlaftrunken in den Keller eilt und dem Hausrechner den Stecker zieht. Oder automatische Stimmen, die endlos vor einem offenen Dachfenster warnen, in einer Lautstärke, dass auch der Nachbar Bescheid weiß. Aber das werde ich später an der passenden Stelle aufklären – natürlich genauso wie das Terrassentür-Rollladen-Problem. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Es macht Spaß, das eigene Haus oder die eigene Wohnung zu optimieren, sich mit den Technologien zu befassen und zu sehen, was sich selbst umsetzen lässt. Bei mir ist es das »Haupt«-Hobby geworden, die vielen keinen und großen Ideen mit neuester Technik und in IP-Symcon umzusetzen.

Mein Smart Home ist stetig gewachsen und hat sich ebenso wie seine Besitzer weiterentwickelt. Als wir mit unserem Traum vom Eigenheim starteten, war die Idee von der Hausautomation schon da, aber der örtliche, am Neubau beteiligte Elektriker erdete uns schnell. Mit Aussagen wie »das wird teuer« und »das ist zu viel Aufwand« begründete er es und tarnte vielleicht sein Nichtwissen über Steuerungssysteme. Wir haben letztendlich die Ausstattung mit Schaltern und Steckdosen großzügig erweitert, aber die Phrase »Steckdosen hat man immer zu wenig« bestätigt sich nach vielen Jahren dennoch. Eine gute Idee war es aber, den Stromanschluss für die Motoren und die notwendigen Schalter für die Rollläden bereits im Rohbau vorzusehen. Das spätere Nachrüsten der Rollladenantriebe war dann sehr einfach und der Start in unser Smart Home, doch dazu später mehr.

Gerade beim Kauf eines neuen Hauses, einer Eigentumswohnung oder der Renovierung der zukünftigen Mietwohnung sind die Kosten für die Haustechnik planbar. Warum gönnt man sich für viel Geld ein Designer- Küchenumfeld, aber nicht eine strukturierte und vorausschauende Elektroinstallation? Die Kücheneinbauten sind jederzeit austauschbar und an den Zeitgeist und an neue Technik anpassbar. Aber bevor man Wände aufreißt und zusätzliche Schlitze für fehlende Kabel klopft, wird man sich das gut überlegen. Mein erster Tipp an dieser Stelle: Planen Sie gut, nehmen Sie sich Zeit, informieren Sie sich umfangreich, holen Sie sich einen sachkundigen Berater und finden Sie einen guten Handwerker für die Umsetzung der Anforderungen an Ihr neues Zuhause.

Der Weg des »Nachrüstens« war steinig und mit Kompromissen verbunden, aber auch das ist machbar. Mit Powernet-EIB-Bausteinen von Busch-Jaeger und einem Powernet-Controller 6190 startete ich meine Hausautomatisierungsreise. Sie führte mich über HomeMatic und HomeMatic IP zu weiteren Funksystemen wie EnOcean und Z-Wave. Sie zwang mich, mein LAN mit WLAN-Komponenten zu erweitern und zu optimieren. Sie zeigte mir den Wifi-Steckdosen-Dschungel mit Shelly, Tasmota und Co. Und sie ist noch nicht zu Ende, denn ein Smart Home wird wohl, genauso wie eine große Modellbahnanlage, nie fertig sein. Aber es macht auch Spaß, das eigene Zuhause zu erweitern und zu optimieren.

Ich möchte zunächst ein paar Grundlagen schaffen und Anregungen für einen planvollen Einstieg geben. Das soll nicht heißen, dass ich planlos oder unstrukturiert vorgegangen bin, aber einige Erkenntnisse kommen erst im Laufe des Ausprobierens. Und ich habe viele Systeme ausprobiert, Geräte angeschafft und wieder rausgeworfen. Ein wahrer Zoo an Schaltern, Steckdosen und Sensoren hat sich eingefunden und wurde wieder verbannt. Das war mein Lehrgeld, das ich bezahlen musste auf dem Weg zu meinem Smart Home.

Eine Entscheidung, die ich früh traf, war die für das Haussteuerungsprogramm IP-Symcon. Mit dieser Software- (und später auch Hardware-)Lösung habe ich meinen Volltreffer in Sachen Haussteuerung gelandet und es nie bereut. Natürlich habe ich auch andere Systeme aus dem Open-Source-Bereich installiert und getestet, wie zum Beispiel FHEM oder openHAB, aber in Sachen Funktionalität und Visualisierung habe ich für meine Anforderungen nichts Besseres gefunden. Deswegen heißt dieses Buch auch »Heimautomation mit IP-Symcon« und nicht »Smart Home mit F oder O«.

Bevor das Ganze nun doch in einen mittelmäßigen Roman ausartet, lassen Sie mich mit ein paar allgemeinen Betrachtungen beginnen.

1.1    Smart überall


Das Wort »smart« ist in aller Munde. Nicht nur das Telefon muss smart sein, auch das Zuhause muss smart werden. Der englische Begriff bedeutet übersetzt »intelligent«, »gewitzt« oder »schlau«. Wir wünschen uns also ein schlaues Zuhause, oder genauer formuliert eine intelligente Haussteuerung. Natürlich ist das nicht auf das Eigenheim beschränkt, auch die eigene Wohnung können Sie mit einer schlauen Steuerung ausstatten. Es spielt natürlich eine Rolle, ob es die eigenen vier Wände sind und Sie an der Elektroinstallation Veränderungen durchführen oder ob Sie zur Miete wohnen und in der Regel wieder »rückbaubare« Änderungen vornehmen. Aber es ist möglich, auch das gemietete Objekt smart zu gestalten, Sie müssen nur anders planen.

Das Smart Home ist bereits Wirklichkeit, und es bietet seinen Bewohnern vor allem Wohnkomfort und Bequemlichkeit. Auch das Einsparen von Energie und die zusätzliche Sicherheit sind deutliche Vorteile, von denen Sie profitieren können. Um so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben zu können, helfen altersgerechte Assistenzsysteme (englisch, AAL = Ambient-Assisted Living), die Bedürfnisse zu erfüllen. Hausnotruf, Sprachsteuerung und Vitalwertüberwachung (Telemonitoring) sind hier häufig genannte Schlagwörter.

Der Begriff Smart Home beschreibt die Vernetzung von Haustechnik, Haushaltsgeräten und auch Unterhaltungselektronik. Im Mittelpunkt steht die zentrale Steuerung der Komponenten:

  • Elektroinstallation

  • Gebäudesicherheit

  • Haus- und Lichttechnik

  • Energiemanagement

  • Hauskommunikation

  • Home-Entertainment

Die Vernetzung mit weiteren Systemen, wie zum Beispiel einer Bewässerungsanlage im Garten oder einem Mähroboter, ist jederzeit möglich.

Das Smart Home braucht, neben den technischen Komponenten, eine eigene Anwendungssoftware, über die alle Komponenten gesteuert werden können und über die, neben direkt verknüpften Funktionen, zum Beispiel per Skript automatisierte, zum Teil umfangreiche Vorgänge ausgelöst werden. Ein integrierter Webserver und Mobile Apps ermöglichen die Visualisierung und den Zugriff via Internet.

Die Haussteuerungssoftware IP-Symcon, die in diesem Buch im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, kann auch hier die richtige Vorgehensweise unterstützen: vom Einfachen zum Schwierigen oder vom einzelnen Gerät zum Gesamtsystem. Die Smart-Home-Pyramide (aus dem Buch »Heimautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co.« von Stefan Heinle) bietet Ihnen einen guten Anhalt für Ihr Herangehen an das Thema Smart Home: von unten nach oben (siehe Abbildung 1.1).

Abbildung 1.1    Smart-Home-Pyramide von Stefan Heinle

Die abgebildete Pyramide zeigt die verschiedenen Ebenen, die Sie auch für Ihr Smart Home betrachten sollten. Die Basis bildet eine strukturierte Gebäudeverkabelung, auf der das Bus-System der Haussteuerungshardware aufsetzt. Ist das Verkabeln nicht möglich, weil es sich um ein Mietobjekt oder um einen Altbau handelt, dann muss für den Bus eine Funklösung zum Einsatz kommen.

Der Begriff Netzwerk steht in diesem Zusammenhang nicht nur für das lokale Rechnernetzwerk (englisch LAN =...