Fehmarn Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

Fehmarn Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

von: Dieter Katz

Michael Müller Verlag, 2024

ISBN: 9783966853521 , 216 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 15,99 EUR

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Fehmarn Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps


 

Unterwegs auf Fehmarn
Burg
Die Inselhauptstadt (seit 1974 Ostseeheilbad) bietet einige kulturelle Höhepunkte und eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Einkaufsbummel. In Burgstaaken, dem Hafen, herrscht täglich geschäftig-maritimes Treiben und in Burgtiefe liegt einer der wenigen Südstrände der Ostsee.

Hafen Burgstaaken: maritimes Flair ist garantiert

Wer das Flair der malerischen Kleinstadt erleben will, wird zunächst - insbesondere an trüben Tagen in der Hochsaison - erst einmal in einer Blechlawine stecken, die sich langsam Richtung Burg quält. Wegen des zu bestimmten Zeiten hohen Verkehrsaufkommens besucht man die Stadt also besser am frühen Vormittag oder bei schönem Wetter, wenn sich die meisten Touristen am Strand tummeln. Ist man erst einmal angekommen, lässt sich der Ort problemlos zu Fuß erkunden. Viele vom Festland anreisende Tagesbesucher zieht es - ebenso wie eine Reihe dänischer und schwedischer Urlauber, die sich auf der Rückreise nach Skandinavien in den umliegenden Supermärkten gleich auch noch mit reichlich Alkoholika eindecken - häufig in das weithin bekannte Meereszentrum im Gewerbegebiet am westlichen Ortsrand. Aber Burg hat viel mehr zu bieten.
Die Hauptstraße Burgs, die Breite Straße, zieht sich von Norden nach Süden durch die ganze Altstadt und verbreitert sich am Markt, dem schönsten und lebhaftesten Flecken der Stadt. Ungewöhnlich ist, dass die historischen Häuserreihen auf der einen Seite der Hauptstraße auf dem Niveau der Fahrbahn liegen, während auf der anderen Straßenseite die hübschen, mit Außenterrassen-Restaurants, Boutiquen oder anderen kleinen Geschäften besetzten und eng aneinandergereihten Häuschen so hoch liegen, als ständen sie auf einem Deich. Grobes Kopfsteinpflaster verstärkt die romantische, zum Bummeln einladende Stimmung, ebenso wie die vor den Bürger- und Fachwerkhäusern stehenden großen Bäume, meist Linden. Am Südende der Breiten Straße lohnt es sich, der Nikolai-Kirche einen Besuch abzustatten und das danebenliegende Fehmarn-Museum zu besuchen (→ Beschreibungen bei den Sehenswürdigkeiten). Wer die etwas unbekanntere Seite des Ortes kennenlernen will, sollte auch die kleineren Gassen und die Parks ringsherum aufsuchen. Mitten in der Innenstadt findet man z. B. im efeubewachsenen kleinen Bürgerpark in der Breiten Straße 28 (hinter dem Senator-Thomsen-Haus) neben einigen alten Baumriesen und einem Spielplatz eine unter Naturschutz stehende Stechpalme von seltener Schönheit (botanischer Name Ilex). Sie wächst direkt hinter dem Senator-Thomsen-Haus, einer Fachwerkvilla (von 1781), in der im Sommer wechselnde Ausstellungen gezeigt werden (Di-So 11-17 Uhr), die aber auch als Sitzungsraum der Stadtvertretung dient.
Ein anderer kleiner Park ist der nördlich gelegene Stadtpark in der Bahnhofstraße (hinter dem Verkehrskreisel). In dem Gebäude am Rande des Parks befinden sich heute die Stadtbücherei und die Kirchner Dokumentation, bis 1976 war hier das Amtsgericht untergebracht. Der verlassene Bau dahinter wurde bis 1939 als Inselgefängnis benutzt. Sichtblenden an der Rückfront lassen dies noch erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite der verkehrsreichen Bahnhofstraße befindet sich der Schwanenteich, ebenfalls ein idyllisches Plätzchen im Grünen.
Neben der munteren Innenstadt gibt es drei weitere Ortsteile, die allerdings kaum fußläufig zu erreichen sind, weil sie zwei bis drei Kilometer entfernt liegen. Sie heißen Neue Tiefe, Burgstaaken und Burgtiefe, und mit ihren Namen sagen sie bereits viel über die Entstehungsgeschichte der Stadt aus:

Senator-Thomsen-Haus

Ursprünglich hatte Burg einen natürlichen Hafen, dessen Zufahrt bis etwa zum heutigen Marktplatz reichte. Als dieser im Mittelalter zunehmend verlandete, musste er an eine andere Stelle, an die Neue Tiefe, verlegt werden. Neue Tiefe ist heute nichts anderes als ein kleiner Wohnort in der Nähe des Burger Binnensees auf dem Weg zum Südstrand - einen Hafen gibt es nicht mehr. Dieser befindet sich inzwischen im knapp 2 km südlich der Innenstadt gelegenen Burgstaaken, wo er in den 1860er-Jahren von den Preußen angelegt wurde. Ohne ihn wäre Burg wohl nur halb so attraktiv. Das Wort „Staaken“ bedeutet übrigens so viel wie Gefängnis; eine Strafanstalt gibt es auf Fehmarn aber nicht mehr.
Bereits die schnurgerade und überaus holprige Straße nach Burgstaaken, der Staakensweg, ist bemerkenswert. Sie ist auf voller Länge mit Steinen bestückt, die einst mühsam aus dem Meer „herausgefischt“ und zu Kopfsteinpflaster verarbeitet wurden. Im Hafen selbst herrscht nach wie vor Betriebsamkeit, am Kai locken Fischimbiss und Fischrestaurant. Allerdings ist in den letzten Jahren die Anzahl der Fischkutter stark zurückgegangen, nur noch ein Kutter (mit der Kennung BUR 14) verkauft hier (fast täglich ab 8.30 Uhr) seinen frischen Fang direkt vom Boot aus. Wer der Kutteratmosphäre dennoch nachspüren will, für den besteht immerhin die Möglichkeit der Teilnahme an einer Schaufischtour auf einem Fischkutter. Zwar ist der Hafen gut mit (gebührenpflichtigen) Parkplätzen ausgestattet, doch während des berühmten Hafenfests, das alle zwei Jahre stattfindet, ist Burgstaaken dicht. Wem der Trubel nichts ausmacht, der sollte das Fest und vor allem das Kutterrennen nicht verpassen, bei dem die Fischer mit voller Kraft auf die Pier zurasen und es dann doch noch irgendwie schaffen, ihre Kutter herumzureißen, um sauber anzulegen.

„Utkieker“: Aussichtsturm am Yachthafen

Aber auch unabhängig davon bietet der Hafen reichlich Abwechslung. Hoch überragt wird Burgstaaken von den Getreidesilos, die mittlerweile ganz den Kletterern gehören. Hier kann sich jeder beim Siloclimbing versuchen. Blickfang im Hafen ist darüber hinaus ein auf dem Trockenen liegendes U-Boot, das als Museumsschiff besichtigt werden kann, wie auch ein ebenfalls zu Museumszwecken am Ufer thronender Seenotrettungskreuzer. Von der Zeit, als der Hafen weniger dem Tourismus als dem Güterumschlag diente, zeugen die an einigen Stellen noch vorhandenen alten Eisenbahnschienen. Man hat die alte Eisenbahntrasse zu einem Rad- und Fußweg umfunktioniert, auf dem man Burgs Hafen von der Innenstadt aus wesentlich gefahrloser erreicht als über den belebten Staakensweg.
Gegenüber von Burgstaaken liegt am südlichen Ufer des Burger Binnensees auf einem Nehrungshaken der Ortsteil Burgtiefe mit seinem großen und von einem markanten Rundsteg geprägten Sportboothafen auf der Binnenseite im Norden. Flankiert wird er von einer schönen Yachthafenpromenade, die zum 18 m hohen Aussichtsturm „Utkieker“ führt, der sogar über einen Aufzug verfügt. Kostenlos zu besichtigen ist dort auch das in den Dünen auf dem Trockenen liegende Seenotrettungsboot Eduard Nebelthau (Baujahr 1972).
Fehmarns Hauptstrand befindet sich im Süden von Burgtiefe und verfügt natürlich ebenfalls über eine Promenade. Es ist der feinsandigste Strand der Insel und daher häufig gut besucht, gottlob gibt es hier genügend Parkplätze (gebührenpflichtig). Und außerdem: Wo sonst an der Ostsee gibt es schon einen reinen Südstrand? Im Volksmund wird das Touristenzentrum Burgs deshalb auch nicht Burgtiefe, sondern wegen seiner bevorzugten Lage schlicht Südstrand genannt. Bei schönem Wetter bietet der reichlich mit Strandkörben belegte breite Strand somit Badefreuden pur. Besonders Kindern bereiten das seichte Wasser und der breite Badesteg ein deutlich hörbares Badevergnügen. Nicht fehlen darf natürlich die obligatorische Promenade hinter der bepflanzten schmalen Schutzdüne.
Architektonisch jedoch ist Burgtiefe ein Kind des Baubooms der 1960er- und 70er-Jahre. Moderne Appartementhäuser in Wellenform und vor allem die drei weithin sichtbaren Hochhäuser des Kur- und Ferienzentrums beherrschen die Szenerie dieses modernen Ortsteils und bilden einen krassen Gegensatz zu dem von historischen Bauten dominierten Erscheinungsbild des Hauptortes. Die 15-stöckigen Gebäude aus dem Jahr 1969 galten damals als todschick. Für den heutigen Geschmack mögen sie von außen nicht schön anzusehen sein - einen fantastischen (Meeres-)Blick hat man von hier oben jedoch unbestritten. Verbunden sind sie durch das Vitarium; eine 3000 m² große, gewächshausartige Laden- bzw. Restaurantpassage, in der sich auch ein Spielplatz mit Pid-Pad-Anlage (Tischminigolf) befindet. Bei Sonnenschein wird es unter dem Glasdach allerdings ganz schön heiß. Seinerzeit entworfen haben die heute umstrittenen Südstrandbauten die berühmten dänischen Architekten Arne Jacobsen (1902-1971) und Otto Weitling (*1930). Die gesamte Anlage samt Bungalows und Appartements steht mittlerweile unter...