Münster & Münsterland Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

Münster & Münsterland Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

von: Markus Terbach

Michael Müller Verlag, 2024

ISBN: 9783966853408 , 392 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Münster & Münsterland Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps


 

Münsters ländliche Stadtteile
Mit der Gebietsreform 1975 vergrößerte sich das Stadtgebiet von Münster erheblich. Allen voran stand bei den Eingemeindungen die 25.000-Einwohner-Kleinstadt Hiltrup, hinzu kamen u. a. noch die dörflich strukturierten Gemeinden Albachten, Angelmodde, Amelsbüren, Handorf, Nienberge und Wolbeck. Ihre Sehenswürdigkeiten lassen sich gut von der Innenstadt aus auf zwei, drei Radtouren buchstäblich erfahren.
Handorf, Wolbeck, Angelmodde
Einst hatte Handorf den Beinamen „Dorf der großen Kaffeekannen“. Inzwischen sind fast alle Gastronomiebetriebe verschwunden. Handorf ist Richtung Norden und Osten geprägt durch die Lützow-Kaserne und das Truppenübungsgelände. Teile davon sind wunderschöne Wald- und Wiesenflächen, weshalb die Wege ein beliebtes Wanderrevier und an Wochenenden geöffnet waren. Doch nun werden dort - die Kriege auf der Welt lassen grüßen - auf zunächst unbestimmte Zeit an Wochenenden Reservisten geschult. Alle Flächen und Wege rund um die Kaserne sind gesperrt und militärischer Sicherheitsbereich. Feldjäger patrouillieren und verhängen Bußgelder. Bitte unbedingt die Warnschilder beachten!
Wolbeck wurde als Residenz und Jagdrevier der Fürstbischöfe früh bekannt. Angelmodde schließt als Folge des Baubooms inzwischen direkt westlich an Wolbeck an. Die Flüsse Angel und Werse laufen in kleinen Schwüngen durch Münsters Südosten.
Dyckburg und Boniburger Wald: Die Dyckburg, in der Zeit der Wiedertäufer Hauptquartier des Bischofs Franz von Waldeck, gibt es längst nicht mehr, das von Johann Conrad Schlaun entworfene Haus Dyckburg steht aber noch, ebenso die bei Brautleuten beliebte Dyckburg-Kirche. Auf Schlaun geht der vordere Teil, die Loreto-Kapelle (1735), zurück, getreues Abbild des heiligen Hauses von Loreto nahe Ancona. Seit 1741 wird im Gebäude Gottesdienst gefeiert. Ende des 19. Jh. wurden der heutige Altarraum sowie ein Chorbereich angebaut. Ab und an finden Konzerte statt. Ein Besuch lohnt besonders zur Weihnachtszeit, denn seit 2008 endet an der Kirche der Krippenweg durch den Boniburger Wald, der an der Petronilla-Kirche in Handorf startet. Eine Gruppe stellt ehrenamtlich über 200 Krippen auf.
Ein Friedhof, der auch ein Naturpark ist
Es gibt Friedhöfe, die sind einfach sehenswert, und es ist nicht pietätlos, sich als Tourist auf ihnen zu bewegen. Der Waldfriedhof Lauheide, bereits auf dem Stadtgebiet von Telgte gelegen, aber von der Stadt Münster betrieben, zählt eindeutig dazu. Leben und Sterben, Natur und Mensch gehen hier eine Verbindung ein, die auf sich wirken zu lassen lohnt.
Die Geschichte der Lauheide als Grabstelle reicht zurück bis in die Zeit zwischen 2000 und 1500 v. Chr. Hiervon zeugen drei Hügelgräber ganz im Norden des Geländes. Neben diesen ältesten Funden gibt es auch noch Urnengräber, die von 1000 bis 500 v. Chr. stammen. Seit 1905 werden in der Lauheide erst wieder Verstorbene beigesetzt. Durch das 84 ha große Gelände floss einst die Ems. Bei der Renaturierung der Emsauen bemühte man sich um eine Integration des Friedhofs in das Projekt. Die meisten Wege sind deshalb unversiegelt.
Neben seiner Funktion als Friedhof ist der Waldfriedhof Lauheide ein Rückzugsgebiet für gefährdete Pflanzen und Tiere geworden, darunter über 100 verschiedene Vogelarten und zahlreiche seltene Pflanzen. Außerdem leben hier seltene Fledermausarten und geschützte Hornissen, Amphibien und Reptilien. Fast 400 Nistkästen sorgen dafür, dass zu den knapp 50 bereits auf dem Gelände brütenden Vogelarten weitere hinzu kommen.
Neben den 1135 internationalen Kriegsgräbern befindet sich auf dem Waldfriedhof auch der sog. Englische Friedhof, der Münster Heath War Cemetery, und führt die Kriegsgräuel noch einmal in besonderer Weise vor Augen.
Pleistermühle und Werselauben: Von der Kirche St. Mauritz verläuft praktisch schnurgerade der Prozessionsweg nach Telgte. Am Pleistermühlenweg geht es zu einem der beliebtesten Wochenendziele der Einheimischen mit Restaurant, Biergarten, Bootsverleih (gutes Revier für eine erste Kanu-Tour) und Minigolfplatz. Idyllisch am Fluss gelegen, wurden einst Lauben errichtet. Sie sind, das macht sie etwas sagenumwoben, heute oft vollwertige Wochenendhäuser, dauerhaft bewohnt und nur zu Höchstpreisen zu haben.
Drostenhof Wolbeck: Ab dem 13. Jh. war die Burg in Wolbeck Residenz der Fürstbischöfe von Münster, während der Täuferherrschaft zusammen mit der Dyckburg Ausweichquartier. Um den idyllischen Park ist ein Streit entbrannt. Der gräfliche Besitzer hat ihn geschlossen, zu häufig kam es zu Beschädigungen der Anlage.

Pleistermühle an der Werse

Tiergarten Wolbeck: Das 288 ha große ehemalige Jagdrevier der Fürstbischöfe ist seit 1803 Staatswald und damit einer der ältesten Staatswälder Deutschlands. Bereits 1906 endete in einem Teil die wirtschaftliche Nutzung. 1978 wurden eine Naturwaldzelle und 2011 ein Wildnisgebiet ausgewiesen, 1984 bzw. 2010 Feuchtbiotope angelegt. Ein durch einen Sturm zu Fall gebrachtes Waldgebiet ist seitdem sich selbst und der Beobachtung durch die Forschung überlassen. Schwarzspecht, Eisvogel und viele Amphibien sind inzwischen anzutreffen, die Anlage ist ein lohnenswertes Ziel für Tier- und Pflanzenfotografie. Der Rundweg von 6,2 km Länge führt an 16 Informationspunkten vorbei. Interessant ist auch die Umrundung fast des gesamten Tiergartens auf dem kleinen Wall, der ihn umgibt. Festes Schuhwerk ist unerlässlich, wenn es kurz zuvor geregnet hat.
Gallitzin-Haus: Westlich von Wolbeck liegen die Stadtteile Angelmodde mit dem historischen Dorfkern an der romanischen St.-Agatha-Kirche und Gremmendorf mit dem Gasometer, einer weiteren Landmarke der Stadt Münster. Im Gallitzin-Haus ist eine Dauerausstellung zur Fürstin Amalie von Gallitzin (1748-1806) zu sehen, die den Ideen der Aufklärung etwas abgewinnen konnte und den sog. „romantischen“ Katholizismus mitbegründete. Sie stand in regem Austausch mit fast allen Geistesgrößen ihrer Zeit, u. a. Herder, Lavater, Schelling, Claudius und Goethe. Ihr religiös-intellektueller Kreis wurde von Kritikern spöttisch „familia sacra“ genannt.
So 10.30-12.30 Uhr, erweiterte Öffnungszeiten bei Sonderausstellungen sowie Führungen. Eintritt frei, Spenden erwünscht. Angelmodder Weg 97, Tel. 02506-6671 (AB), heimatfreunde-angelmodde.de.
Hiltrup, Amelsbüren, Albachten
Die ersten beiden leiden noch immer darunter, eingemeindet worden zu sein, halten sich für von Politik und Verwaltung chronisch benachteiligt. Dass die Amelsbürener bis 2019 eine eigene Volksbank hatten (dann mit Senden fusioniert), ist eine nette Randnotiz. Gäste erwartet rund um die Orte viel intakte Natur. Die Hiltruper Marktallee ist eine nette Einkaufsstraße mit viel Gastronomie. Amelsbüren und Albachten sind durch Neubaugebiete in den letzten 20 Jahren enorm gewachsen.
St.-Clemens-Kirche: Das 1913 geweihte Gotteshaus liegt etwas von der Marktallee in Hiltrup zurückgesetzt und fällt durch die imposanten Doppeltürme auf. Der Architekt Ludwig Becker wählte einen ungewöhnlichen Stilmix, baute Elemente des Jugendstils ein. Verbaut wurde außen Ibbenbürener Sandstein, wobei alle Sockel, Gesimse und Fensterwangen aus Kunststein gefertigt wurden. Im Inneren wurde Baumberger Sandstein verbaut. Der rechte Seitenaltar enthält die Urne mit der Asche von Kaplan Bernhard Poether, der in Hiltrup aufgewachsen war, Widerstand gegen die Nazis leistete und 1942 im KZ Dachau starb.
Hohe Geest
St.-Sebastian-Kirche: Die katholische Kirche von Amelsbüren entstand im 12. und 15. Jh. (Langhaus) und wurde bis 1893 immer wieder erweitert und verändert. 1961 wurde Rankenmalerei freigelegt, die signalisierte, dass Decken und Wände des Gotteshauses einmal anders ausgesehen haben müssen. Das Inventar stammt aus dem 15. bis 19. Jh.
Zum Häpper 7
Kunsthaus Kannen / Alexianer: Das Kunsthaus Kannen beherbergt nach der Sammlung Prinzhorn (Heidelberg) eine der umfangreichsten deutschen Sammlungen von Outsider-Kunst, also Kunstwerken, die im psychiatrischen Kontext entstanden sind. Seit den 1980er-Jahren werden hier künstlerisch begabte Patienten gefördert. Der ehemalige Gutshof Kannen ist seit 1887 im Besitz der Alexianer-Brüdergemeinschaft. Er war zunächst eine allgemeine soziale Einrichtung und ist heute Teil einer Fachklinik für Psychiatrie. Das Museum befindet sich in einem 600 m2 großen Neubau und verfügt neben dem Ausstellungssaal über Ateliers und eine Bibliothek als integrative Begegnungsstätte für behinderte und nicht behinderte Künstler.
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