101 Skandinavien - Reiseführer von Iwanowski - Geheimtipps und Top-Ziele

von: Gerhard Austrup, Dirk Kruse-Etzbach, Andrea Lammert, Ulrich Quack

Iwanowskis Reisebuchverlag GmbH, 2019

ISBN: 9783864573941 , 252 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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101 Skandinavien - Reiseführer von Iwanowski - Geheimtipps und Top-Ziele


 

Der Name Norwegen bedeutet „Weg nach Norden“ und verweist auf ein Land in einem der nördlichsten Teile der Welt. Ein Land von beträchtlicher Länge und geringer Breite, das fast zur Hälfte oberhalb des Polarkreises liegt. Von Süd nach Nord sind es etwa 1.750 km Luftlinie. Rund 50.000 Inseln sind der Küste vorgelagert, deren Festland-Länge, Fjorde und Buchten eingerechnet, etwa 21.000 km ausmacht.

Das Land ruft ganz unterschiedliche Vorstellungen hervor: Steile Schluchten eines schmalen Fjords, riesige Gletscherflächen, tosende Wasserfälle, die schier unendlose Weite der Tundra mit ihrer arktischen Vegetation, vom Meer umspülte Inseln und Schären – und nicht zuletzt sicherlich das Phänomen der Mitternachtssonne. Dem Reisenden bieten sich überall Möglichkeiten zu Abstechern in unberührte Gegenden, es stellt sich ein Gefühl von Weite und Einsamkeit fernab der Zivilisation ein. Alle Outdoor-Interessierten finden hier ein breites Angebot.

Gemeinsame Grenzen hat Norwegen mit seinen Nachbarn Schweden, Finnland und Russland.

Steckbrief Norwegen

Name: Kongeriket Norge (Königreich Norwegen)

Flagge: blaues Kreuz weiß eingefasst auf rotem Grund

Fläche: 385.207 km² inkl. Svalbard (Spitzbergen) 61.022 km², Jan Mayen 373 km²

Klima: Aufgrund des Golfstroms feucht-mildes Klima an der Westküste, keine großen Temperaturunterschiede, im Winter eisfreie Küste. In der Landesmitte kontinentales Klima mit wärmeren Sommern und kälteren Wintern.

Nationalfeiertag: 17. Mai, Tag des Grundgesetzes

Bevölkerung: 5,33 Mio. (2019)

Sprache: Norwegisch (Bokmål) und Neunorwegisch (Nynorsk), in sechs Kommunen Samisch, in einer Kommune Finnisch

Hauptstadt: Oslo (681.000 Einwohner)

Staatsform: konstitutionelle Monarchie; König Harald V., Kronprinz Haakon

Ministerpräsidentin: Erna Solberg (Konservative Partei Høyre)

Wirtschaft: Norwegen gilt als das Land mit dem höchsten Lebensstandard weltweit. Die Förderung großer Erdöl- und Erdgasvorkommen machen einen hohen Anteil des Bruttosozialprodukts aus. Stark ausgeprägt sind damit verwandte Industrien und Dienstleistungen für Energiegewinnung, Schiffbau, Seeschifffahrt und Fischfang. Wichtige Handelspartner sind Schweden, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, USA.

Währung: 1 Norwegische Krone = 100 Øre, 1 Euro = 9,88 NOK

Telefonvorwahl: +47

Internet-TLD: no

  1   Oslos Wikingerschiffmuseum


Die Wikinger waren „seefahrende Nordmänner“ der drei skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Dänemark. Bereits Ende des 1. Jahrtausends machten sich die Wikinger aus Norwegen in westlicher Richtung auf nach England, Irland, Frankreich, Benelux und kamen über Italien bis nach Trier. Die Wikinger aus Schweden gelangten über den Ostseeraum nach Nowgorod und Kiew und über das Schwarze Meer schließlich nach Byzanz.

Überwiegend sind sie als raubende, plündernde oder grausame und grobschlächtige Gesellen im Gedächtnis. Sie hatten aber auch Fähigkeiten, die sie später mit Erfolg einsetzten und die sie zu Ansehen brachten. Die Wikinger organisierten regen Handel u. a. mit Luxusgütern aus dem arabischen Raum, viele Tauschgeschäfte wurden unter dem Motto „Silber gegen Sklaven“ abgewickelt. Bedeutsam ist ihre Rolle bei der Entwicklung von Kunst und Kultur wie dem Schiffbau, der Goldschmiedekunst und Steinmalerei, dem Waffenhandwerk oder der Schnitzkunst, die an einigen norwegischen Stabkirchen noch zu bewundern ist. Als Gründer der skandinavischen Königreiche gingen sie in die Geschichte ein.

Das Wikingerschiff-Museum in Oslo berichtet von den Seefahrerkünsten der Wikinger. Von außen wirkt der Komplex, sicher nicht zufällig, wie ein Sakralgebäude. Ein Denkmal erinnert an das norwegische Archäologenpaar Ingstad, das beweisen konnte, dass die Wikinger Amerika erreichten. Sobald man das Gebäude betritt, fällt der Blick auf das einzigartige Oseberg-Schiff, das prächtigste von drei Wikingerschiffen, die hier zusammen mit einer Reihe anderer Funde ausgestellt sind. Entdeckt und ausgegraben wurden die drei Schiffe zwischen 1867 und 1904 am Oslofjord in den Orten Oseberg, Gokstad und Tune, deren Namen sie tragen.

Das Oseberg-Schiff können Besucher im Wikingerschiff-Museum bestaunen

Im 9. Jh. waren Verstorbene aus reichen Königsfamilien in den Schiffen beigesetzt und mit allem Notwendigen für die Reise ins Totenreich ausgestattet worden. Die Grabbeigaben reichten von Lebensmitteln und Schmuckstücken bis hin zu getöteten Sklaven. Das Tune-Schiff ist nur bruchstückhaft erhalten, doch das Gokstad-Schiff vermittelt eine genaue Vorstellung von den hochseetauglichen Fahrzeugen, mit denen die Wikinger sogar Amerika erreichen konnten. Mit einer Nachbildung dieses Schiffes gelang es 1892, zur Weltausstellung nach Chicago über den Atlantik zu segeln.

Tipp

Museumshalbinsel Bygdøy

Auf Bygdøy liegen noch weitere interessante Museen wie das Norwegische Seefahrtsmuseum (www.marmuseum.no), das legendäre Polarschiff „Fram“ (www.frammuseum.no), das Kon-Tiki-Museum (www.kon-tiki.no), das Norwegische Volksmuseum (http://norskfolkemuseum.no), das Holocaust Center (www.hlsenteret.no) sowie das kleine Schloss Oscarshall (www.royalcourt.no), das man im Sommer auf Touren besichtigen kann. Die Halbinsel lässt sich auch gut mit dem Fahrrad erkunden, neben den Museen gibt es schöne Küstenabschnitte und grüne Parks zu entdecken. Eine Tour rund um die Insel ist ca. 8 km lang.

Bei der Ausgrabung des Grabhügels Gokstadhaugen im Jahr 1880 kam nicht nur das in Hunderttausende von Teilen zersplitterte Schiff zum Vorschein; in seiner Grabkammer lagen u. a. Waffen, Geschirr, Betten und diverse Tiere, darunter sogar zwei Pfauen.

Vor allem aber ruhten hier menschliche Gebeine, die die Geschichtsforschung zunächst als diejenigen Olav Geirstadalvs identifizierte, eines Königs aus dem Haus der Ynglinger. Das Oseberg-Schiff mit seinen filigranen Holzschnitzereien gilt zwar als seetüchtig, wurde aber wahrscheinlich nur in der Nähe der Küste bei Zeremonien und anderen Veranstaltungen eingesetzt. Die sterblichen Überreste schreibt man einer Priesterin zu.

Ohne Zweifel gehören die Schiffe und anderen Gegenstände wie Schlitten, Wagen, Schmuck, Werkzeuge und Textilien zu den kulturhistorisch wichtigsten Sehenswürdigkeiten Skandinaviens.

In den Jahren 2020–2025 wird an das Museum ein spektakulärer Erweiterungsbau angeschlossen, der die Ausstellungsfläche vervierfachen und u. a. um ein Forschungszentrum, Museumsshops und ein Restaurant ergänzen wird.

(UQ)

Info

Vikingskipshuset: Museumshalbinsel Bygdøy, Huk Aveny 35, 0287 Oslo, www.khm.uio.no, Mai–Sept. tgl. 9–18, Okt.–April tgl. 10–16 Uhr, NOK 100 (inkl. Historisches Museum innerhalb von 48 Std.).

Anfahrt: Mit dem Bus 30 Richtung Bygdøy vom Rådhuset nach Vikingskipshuset. Im Sommer gibt es Personenfähren zur Halbinsel Bygdøy vom Anleger Rådhusbrygge 3, März–Okt. alle 20–30 Min. Eine Fahrt dauert eine halbe Stunde, die Fähren halten in Dronningen (Volksmuseum, Wikingerschiffmuseum und Oscarshall) sowie Bygdøynes (Kon-Tiki-Museum, Fram Museum und Seefahrtsmuseum).

Information: Oslo Visitor Center, in der Østbanehallen neben dem Hauptbahnhof, Tel. 23106200, www.visitoslo.com, Mo–So 9–18 Uhr.

  2   Fjordbyen – Oslos moderne Skyline


Lange Zeit haftete der norwegischen Hauptstadt der Ruf an, zwar ganz nett zu sein, aber doch viel zu behäbig, zu unspektakulär und zu provinziell, um als Metropole gelten zu können. Das Schönste an Oslo, hieß es, sei seine Umgebung, der Fjord und die waldreichen Hügel der Nordmarka. Diese Einschätzung gehört inzwischen mit gutem Grund der Vergangenheit an. Denn Oslo hat sich im ambitionierten Fjordbyen-Projekt (= Fjordstadt) ein neues, hypermodernes Kleid zugelegt – mit dem Anspruch eines angemessenen architektonischen Schaufensters eines der reichsten Länder der Welt. Dafür wurden neue Stadtviertel hochgezogen, künstliche Inseln und Kanäle angelegt sowie Brücken gebaut, Straßen und Eisenbahngleise verschwanden unter der Erde und Hafenanlagen zogen um.

Schon 1986–1998 war direkt am Fjordufer ein altes Werftgelände nach dem Vorbild der Londoner Docklands zum In-Viertel Aker Brygge mit Apartments, Büros, Geschäften, Restaurants, Galerien und Theater umgestaltet worden. Der eigentliche Startschuss zum vollständigen Umbau des innerstädtischen Fjordufers, gleichzeitig auch dessen erster Höhepunkt, war dann aber die Eröffnung des Opernhauses im April 2008. Das schneeweiße Äußere, überwiegend aus Marmor, die riesigen Glasflächen und langen Rampen, die geradewegs aus dem Fjord zu entspringen scheinen, sowie die Aussichtsplattformen auf dem Dach geben der Oper ein unverwechselbares Gepräge und bescherten der Stadt ein neues Wahrzeichen. Nicht nur die enormen Dimensionen (38.500 m² Fläche und 100 verschiedene Räume), sondern auch die Klangqualität und künstlerische Ausgestaltung des Opernhauses sorgten weltweit für Aufsehen. Kein Wunder, dass der Komplex, ein Entwurf des...