Töchter der Macht - Geld, Sex und Intrigen in Washington D.C. (6-teilige Serie)

von: Barbara Dunlop, Jennifer Lewis, Michelle Celmer, Robyn Grady, Andrea Laurence, Rachel Bailey

CORA Verlag, 2019

ISBN: 9783733727291 , 864 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Töchter der Macht - Geld, Sex und Intrigen in Washington D.C. (6-teilige Serie)


 

1. KAPITEL

Es gab also doch Engel auf Erden.

Dieser hier war definitiv weiblich, balancierte auf einer Stehleiter und war dabei, einen Torbogen mit Girlanden aus Sonnenblumen und glitzernden Amoretten zu dekorieren. Mit ihrem hochgesteckten rotblonden Haar, ihren grünen Augen, zu denen die Smaragdohrringe passten, gekleidet in einen schwarzen Bleistiftrock und eine pfirsichfarbene Seidenbluse, wirkte die himmlische Erscheinung überaus elegant und gleichzeitig unglaublich sexy.

Am Fuß der Leiter stand ordentlich nebeneinander ein Paar schwarze Pumps, und als das engelgleiche Wesen sich bemühte, die letzte Girlande aufzuhängen, streckte es ein wohlgeformtes, schwarz bestrumpftes Bein aus, um das Gleichgewicht zu halten. Daniel McNeal lehnte sich gegen den Türrahmen und genoss den Anblick. Was ihn betraf, so war er sicher, dass ein einziger Kuss dieses Engels einen Sterblichen in die Knie zwingen würde.

Normalerweise gehörte es nicht zu seinen Aufgaben, seine Zeit in einer Agentur für Hochzeitsplanung zu vergeuden, schon gar nicht in Washington. Er war nur hier, weil er sich mit ein paar Ideen in die Hochzeitsvorbereitungen seines besten Freundes einklinken wollte. Allerdings gestand er sich ein, dass er zurzeit eigentlich nirgendwo anders lieber gewesen wäre als genau an diesem Ort.

Obwohl er in ihrer Blickrichtung stand, hatte die junge Frau ihn bisher noch nicht entdeckt. Jetzt hatte sie es geschafft, die letzte Amorette zu befestigen, und stieg langsam die Leiter hinunter. Begierig, ihre Bekanntschaft zu machen, schlenderte Daniel zu ihr hinüber, doch da sah er, wie sie von einer Stufe abglitt. Mit einem kleinen Schrei verlor sie den Halt, riss die Arme hoch – und Daniel sprintete los, um sie aufzufangen. Es gelang ihm gerade noch, ehe es zu spät war, und Sekunden später hielt er sie in den Armen.

Etwas atemlos sah der Engel aus grünen Augen zu ihm auf. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Stimme wiederfand. Dann sagte sie: „Ich habe schon so oft auf dieser Leiter gestanden, und nie ist etwas passiert.“ Ihre Lippen zitterten, als sie lächelte. „Ich bin Ihnen wirklich zu Dank verpflichtet.“

„Idealerweise könnten Sie dies einlösen, indem Sie heute Abend mit mir essen gehen.“

Irritiert schaute sie ihn an. „Ich weiß doch nicht einmal Ihren Namen.“

„Daniel McNeal.“

„Daniel McNeal, der Waves gegründet hat? Das soziale Netzwerk?“, rief sie erstaunt. „Ja, jetzt erkenne ich Sie. Sie sind Australier, richtig?“

Er nickte. „Und Sie sind vermutlich Scarlet Anders.“

Soweit er wusste, war sie eine der Inhaberinnen von DC Affairs, einer Agentur, die sich auf Hochzeitsplanung und andere große Events spezialisiert hatte. Bei ihrer Geschäftspartnerin handelte es sich um Ariella Winthrop, jene Frau, die angeblich ein uneheliches Kind des derzeitigen US-Präsidenten war. Zumindest hatte ein Reporter des American News Service dieses Gerücht bei einer Einweihungsparty in die Welt gesetzt. Die Nation war erschüttert, aber das, was zurzeit am meisten interessierte, war: Falls Ariella tatsächlich die Tochter von Präsident Morrow war – wie waren die geheimen Informationen dann an die Öffentlichkeit gelangt? Saß die Quelle etwa im Weißen Haus? Und war dieser Informant gefährlich?

Scarlet Anders sah immer noch unverwandt zu ihm auf. „Sind Sie wegen einer Hochzeit hier, Mr McNeal?“

„Ja. Aber nicht wegen meiner eigenen.“

Das schien sie zu freuen, denn sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Doch dann spürte er, dass es ihr unangenehm war, von ihm gehalten zu werden, und er setzte sie ab. Rasch strich sie eine rotgoldene Locke, die sich aus der Frisur gelöst hatte, hinters Ohr, und schlüpfte in ihre Pumps.

„So, alles wieder in Ordnung“, sagte sie, straffte ihre Schultern und verkündete: „Jetzt können wir übers Geschäft reden.“

„Müssen wir?“, fragte er mit verführerischem Unterton.

Sofort errötete sie, doch sie ließ sich davon nicht beirren. „Um welche Hochzeit geht es denn?“, wollte sie wissen.

„Ich bin Max Graysons Trauzeuge.“

Begeistert wie ein Kind, das seine Weihnachtsgeschenke vorzeitig entdeckt hat, wippte sie auf den Zehenspitzen und fasste nach ihrer Perlenkette. Wenn es nicht völlig unpassend gewesen wäre, hätte sie ihren Besucher vermutlich am liebsten umarmt.

„Max ist mit einer meiner besten Freundinnen verlobt. Caroline Cranshaw“, erklärte sie. „Die Veranstaltungen, die DC Affairs ausrichtet, sind immer etwas Besonderes, aber Caras großer Tag soll alles übertreffen.“

„Da bin ich Ihrer Meinung.“

„Umso mehr freue ich mich, Sie kennenzulernen, Mr McNeal.“

Als sie ihm die Hand reichte, war er kurz davor, die zarte Innenseite ihres Handgelenks zu küssen. Doch er lächelte nur und erwiderte sanft ihren Händedruck.

„Daniel“, bat er. „Wir sind doch Freunde, oder?“

Sie blinzelte verblüfft. „Freunde? Oh, ja, natürlich.“

Zögernd löste sie ihre Hand aus seinem Griff und ging hinüber zu einem großen Tisch, auf dem Kataloge und verschiedene Dinge präsentiert wurden, die bei einer Hochzeit eine Rolle spielten. Die Agentur verfügte über drei verschiedene Räume, jeweils mit einer eigenen thematischen Ausrichtung.

„Ich habe mir vorhin Gedanken über Caras Farbschema gemacht“, erläuterte sie und blätterte in einem Stoffmusterbuch. Daniel fielen ihre gepflegten Hände mit den französisch gestylten Fingernägeln auf. Automatisch registrierte er: Kein Verlobungsring an der linken Hand.

„Rosa ist so hübsch für eine Braut“, schwärmte sie.

„Für Männer nicht so sehr.“

„Cara hat uns ein paar ihrer Wünsche bereits mitgeteilt. In den nächsten Wochen werden wir herausfinden, was ihr und Max am besten gefällt.“ Scarlet hielt eine pinkfarbene Swatch hoch und betrachtete die Uhr verliebt. Dann wandte sie sich an Daniel. „Schön, dass Sie vorbeikommen konnten. Wir treffen uns sicher bei der Generalprobe.“

„Hört sich ziemlich steif an.“

„Gar nicht. Es geht dabei ganz entspannt zu und macht Spaß.“

„Das beruhigt mich“, erwiderte er mit einem frechen Grinsen.

Da er sich nicht vom Fleck rührte und ihr nach wie vor in die Augen blickte, fragte sie: „Hatten Sie einen speziellen Grund, weshalb Sie heute zu uns gekommen sind?“

Er war abgelenkt von Gedanken wie: Was sie wohl zum Frühstück trinkt? Tee, Kaffee, Orangensaft? Oder von Überlegungen wie: Ob sie ein Spitzennachthemd trägt oder Omas Pyjamas? Doch das ging gar nicht, also riss er sich zusammen.

„Max und ich sind seit Jahren eng befreundet“, antwortete er. „Eigentlich dachte ich, wir wüssten alles voneinander. Daher war ich überrascht, als er verkündete, er würde heiraten. Schließlich passiert es nicht jeden Tag, dass der beste Freund die Frau seines Lebens trifft. Bisher dachte ich immer, er wäre nur mit seiner Arbeit verheiratet.“

Sie zuckte die Achseln. „Vorlieben ändern sich.“

„Scheint so. Nachdem ich Cara kennengelernt und die beiden zusammen erlebt habe, freue ich mich riesig, sowohl was die Hochzeit betrifft als auch die Schwangerschaft. Max ist der glücklichste Mann der Welt.“

Scarlets Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde weicher, fast verträumt. Behutsam legte sie die rosa Uhr weg, merkte, dass Daniel sie genau beobachtete, und lächelte schnell. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein Romantiker sind.“

Belustigt zog er eine Augenbraue hoch. Ein Romantiker? „Nun ja“, fuhr er fort, „ich würde gern einen Beitrag zu Max’ und Caras großem Tag leisten.“

„Und zwar?“

„Etwas, woran sie Spaß haben werden. Ein bisschen Humor von Down Under. Und dabei benötige ich Ihre Hilfe.“

„Humor von Down Under?“

„Nichts, was die Veranstaltung sprengt, versichere ich Ihnen.“

„Also keine Kängurus im Frack?“

„Hm, ich dachte an ein paar Krokodile aus dem Kakadu-Nationalpark.“ Sofort sah er, wie sich ihre Miene verfinsterte. Scarlet Anders hatte für diese Art Scherz keinen Sinn.

„Ich bin schon einige Male Trauzeuge gewesen“, informierte er sie. „Es ist mir jedes Mal gelungen, etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen. Mittlerweile ist es fast schon Tradition.“

„Machen Sie doch einfach eine Liste mit Vorschlägen.“ Sie strich über ein Stoffmuster. „Ich gebe Ihnen unsere Visitenkarte, und dann schauen wir, was wir für Sie tun können. Allerdings bestehe ich darauf, dass der Ablauf der Veranstaltung nicht gestört und der gute Geschmack nicht verletzt wird.“

Aha, dachte er. Mein Engel hat gewisse konservative Attitüden und ist nicht frei von Hochmut. „Mein Beitrag soll das Fest bereichern, nicht stören.“

„Im Outback laufen solche Dinge vermutlich etwas … unkonventioneller ab.“

„Ich lebe nicht im Outback, und ich komme auch nicht von dort.“

„Vielleicht wäre es eine Option?“ Ihr kritischer Blick taxierte seine Jeans, zu der er Halbschuhe trug, ein T-Shirt und darüber ein legeres Jackett mit aufgekrempelten Ärmeln. „Sieht so aus, als wären Sie der handfeste Typ.“

„Kommt auf die Definition von handfest an“, gab er amüsiert zurück und bemerkte zufrieden, dass Scarlet unter seinem Blick nervös wurde. Doch sie fasste sich sofort wieder.

„Ich möchte nicht unhöflich sein“, sagte sie, „aber ich habe heute Nachmittag einen vollen Terminkalender.“

...