The Love Deal - Liebesroman

von: M.L. Winter

MIRA Taschenbuch, 2019

ISBN: 9783745750737 , 390 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 3,99 EUR

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The Love Deal - Liebesroman


 

KAPITEL 1

Emma

„Zum x-ten Mal, nein, ich mach das nicht.“

„Komm schon, Emma, bitte!“

So langsam glaube ich, meine Mitbewohnerin und beste Freundin Nina hat ihren Verstand verloren. Ich werde sie auf gar keinen Fall bei ihrem Job als Begleitdame vertreten.

„Vergiss es. Unter keinen Umständen werde ich für einen Abend die Freundin für irgendeinen alten fremden Typen spielen.“

„Wie kommst du denn darauf, dass er alt ist?“

Ich schnaube abfällig. „Als ob sich ein junger sexy Typ eine Begleitung für einen Abend kaufen muss.“

„Okay, überwiegend sind es schon ältere Herren, die unsere Dienste in Anspruch nehmen … aber es waren auch schon welche in unserem Alter dabei.“

Wenn sie meint, mich damit umstimmen zu können, hat sie sich aber getäuscht.

„Ich würde es ja selbst machen, wenn nicht dieser blöde Magen-Darm-Infekt dazwischengekommen wäre.“

Und schon springt Nina vom Sofa auf und rennt ins Badezimmer. Wäre es nicht so eine ernste Sache, müsste ich bei ihrem Sprint lachen. Sonst bewegt sie sich nämlich sehr gemächlich. Was man bei ihrem Körperbau gar nicht vermuten würde. Sie ist wie dieses Faultier von Zoomania. Bloß, dass das Kerlchen sich noch schneller bewegt.

Nina ist einen Meter achtundsiebzig groß, schlank, und ihre Haut ist makellos. Selbst in ihrem jetzigen Zustand, mit ihrer blassen Haut und den aufgequollenen Augen, könnte sie es glatt mit jedem Supermodel aufnehmen. Wäre sie nicht meine beste Freundin, könnte ich glatt eifersüchtig auf sie sein. Ich hingegen bin bloß einen Meter fünfundsechzig groß und habe ein paar Kilos mehr auf den Rippen.

Ich höre Nina gequält würgen und verziehe mitfühlend mein Gesicht. Diese blöde Gastroenteritis macht zurzeit die Runde und hat Nina, die Arme, volle Kanne erwischt. Gestern Abend war noch alles gut, aber seit den frühen Morgenstunden sprintet sie zwischen Klo und Bett hin und her. Gegen Mittag konnte ich sie dann dazu überreden, ihr Schlaflager im Wohnzimmer aufzuschlagen. Unser Sofa ist riesig und fast genauso bequem wie ein richtiges Bett. Hier habe ich Nina besser im Blick und kann gleich reagieren, wenn sie etwas benötigt. Ich würde gern mehr für sie tun, aber ich kann nur hilflos zusehen und versuchen, ihr danach zumindest etwas Flüssigkeit zu geben, damit sie nicht dehydriert.

Die Klospülung geht, und kurz darauf taucht Nina in meinem Blickfeld auf. Sie bewegt sich ganz langsam. Ich gehe schnell zu ihr hinüber, um ihr auf das Sofa zu helfen. Sie ist ganz blass und schließt sofort die Augen, als sie in einer liegenden Position ist. Auch wenn ich mit Nina mitleide, hoffe ich doch im Inneren, dass sie diese Schnapsidee von vorhin vergessen hat und nicht wieder davon anfängt.

„Willst du was trinken?“

Sie schüttelt nur den Kopf und haucht: „Danke, aber ich bekomme jetzt nichts runter.“ Als sie die Augen noch fester zusammenkneift, tut mir das in der Seele weh. Vorsichtig decke ich Nina zu und warte, bis sie ihre blau-grauen Augen wieder öffnet. Dieses Mal dauert es viel länger.

„Bitte, Emma.“ Ich sehe Nina mit gerunzelter Stirn an, und sie spricht mit leiser Stimme: „Du weißt so gut wie ich, dass wir das Geld dringend brauchen.“

Damit hat sie natürlich den wunden Punkt getroffen. Die Aufträge für Nina sind im letzten halben Jahr stark zurückgegangen, und seit ich meinen Job im Hotelmanagement verloren habe, sind wir mehr denn je auf das Einkommen von Nina angewiesen. Wir liegen mit unserer Miete bereits seit drei Monaten im Rückstand. Jeden freien Cent, den wir zur Verfügung haben, geben wir unserem Vermieter. Aber das ist zurzeit bloß ein Bruchteil, und das wird er nicht mehr lange mitmachen. Erst gestern war er schon wieder da und machte mehr als deutlich, dass das kein Dauerzustand sein könnte. Wir mussten sogar Ninas Audi verkaufen, weil die Kosten für zwei Fahrzeuge einfach zu hoch waren. Und da mein kleiner Flitzer nicht viel verbraut, fiel die Wahl leider auf ihr Auto. Doch auch durch diese Einsparung wird unser Schuldenberg nicht niedriger. Wie oft habe ich deswegen schon schlaflose Nächte gehabt. Wenn wir nicht bald das Geld auftreiben können, werden wir wohl oder übel unter irgendeiner Brücke hausen müssen. Ich sehe uns schon mit Ratten um Brotkrümel kämpfen. Bei dieser Vorstellung schüttelt es mich innerlich. So weit darf es auf keinen Fall kommen. Allerdings kann ich unmöglich die Begleitung für irgendeinen alten notgeilen Kerl spielen. Das schaff ich einfach nicht.

„Es ist nur ein ganz normales Geschäftsessen. Du gehst mit ihm in ein schickes Restaurant und tust so, als wärst du seine Freundin“, versucht Nina mich vom Gegenteil zu überzeugen.

„Warum kann der nicht einfach alleine mit seinen Geschäftsleuten essen?“

„Dieser Jack Twain ist so ein Workaholic, der nur für seine Firma lebt. Er hat wohl keine Zeit … für andere Dinge in seinem Leben.“ Sie macht eine kurze Pause und spricht dann mit etwas kräftigerer Stimme: „Das kannst du ihn ja später selbst fragen.“

„Du meinst, falls ich es mache.“

„Du wirst es machen. Dafür kenne ich dich viel zu gut.“ Ein feines Lächeln huscht über ihr Gesicht. Doch dann verschwindet es direkt wieder, als eine neue Welle der Übelkeit sie überkommt. Nina springt auf und rennt zurück ins Bad. Ich hasse es, meine beste Freundin so leiden zu sehen. Während sie noch im Bad ist, verlasse ich das Wohnzimmer und gehe hinüber zu unserer offenen Küche. Nina braucht dringend etwas Flüssigkeit.

Als ich an dem großen Tresen vorbeikomme, fällt mein Blick auf die silberne Marmorplatte. Darauf befindet sich ein großer, weißer Umschlag. Ich betrachte ihn wie ein seltenes Tier. Mit langsamen Schritten gehe ich darauf zu. Es ist eine stille Abmachung zwischen Nina und mir, dass ich ihre geschäftliche Post ignoriere. Ich akzeptiere ihren Beruf, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich ihn gutheiße. In der heutigen Zeit laufen so viele kranke Menschen herum, die, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Leben auslöschen. Und ich habe Angst um meine beste Freundin, dass sie bei einer dieser „Verabredungen“ an den falschen Kerl gerät. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr jemand etwas Böses antäte. Aber angesichts der Umstände, kann ich meine Neugierde nicht kontrollieren. Nina hatte den Umschlag gestern Abend schon geöffnet. Ich klappe die Seitentasche auf und hole den Hefter heraus, der sich in seinem Inneren befindet. Auf den einzelnen Blättern ist fein säuberlich notiert, wie sich Nina an diesem Abend zu verhalten hat. Ich schüttle mit dem Kopf, als ich das lese.

Mal im Ernst, hat dieser Kerl nichts Besseres in seinem Leben zu tun?

Unter anderem steht dort, dass Nina nur das Wort ergreifen darf, wenn man sie direkt anspricht. Auch wird des Öfteren, oder besser gesagt auf jeder einzelnen Seite, erwähnt, dass er großen Wert auf Pünktlichkeit legt. Nina hat bis spätestens achtzehn Uhr beim Restaurant zu sein, und sie würden sich dann an der Bar treffen. Dieser Kerl hat echt eine Meise. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, wo es Frauen verboten wurde, eigenständig zu denken und zu handeln. Am liebsten würde ich diese Blätter in tausend Stücke zerreißen. Aber ich will unbedingt wissen, welche haarsträubenden Vorstellungen dieser Bekloppte noch hat. Auf der letzten Seite lese ich, dass um sechzehn Uhr ein Bote mit einem Kleid vorbeikommen wird.

Aber sonst geht es diesem Typ noch ganz gut. Der will Nina ernsthaft vorschreiben, was sie anzuziehen hat? Auf gar keinen Fall, werde ich diesen Job übernehmen!

Plötzlich höre ich wieder diese herzzerreißenden Geräusche, die Nina von sich gibt, und mich überkommt ein schlechtes Gewissen. Nina ist meine beste Freundin und die einzige Familie, die ich noch habe. Ich will nicht, dass sie meinetwegen auch noch ihre Arbeit verliert. Auch wenn ich jedes Mal tausend Tode sterbe, wenn sie unterwegs ist. Aber Nina hängt sehr an ihrem Job, und wer weiß, ob sie dann noch einmal gebucht wird, wenn sie diesen wichtigen Termin platzen lässt. Ich nehme mir die Auflistung erneut zur Hand, als es plötzlich an der Tür läutet. Ich lasse die Blätter so schnell wieder fallen, als hätte ich mich daran verbrannt.

Es klingelt erneut. Aber nicht bloß einmal, nein, es läutet wieder und wieder, bis ich bei der Haustür angekommen bin. Als ich sie öffne, steht ein junger Typ mit genervtem Gesichtsausdruck vor mir. Er trägt eine blau-schwarze Uniform und hält mir ungeduldig sein Klemmbrett zum Unterschreiben hin. Kaum habe ich das S von Emma Evans geschrieben, zieht er es auch schon unter meiner Nase weg und verschwindet. Kopfschüttelnd hebe ich das Paket vom Boden auf und gehe damit nach drinnen. Ich habe es gerade auf den Tisch im Wohnzimmer abgestellt, als Nina wieder aus dem Bad kommt. Sie ist noch blasser als vorher. Ich stütze sie bis zum Sofa und decke sie anschließend wieder schön kuschelig zu.

„Ein Bote hat das Outfit für heute Abend vorbeigebracht.“

Nina will gar nicht wissen, woher ich weiß, was in dem Paket ist, sondern fragt mit leiser Stimme: „Und, wie sieht es aus?“

„Ich habe noch nicht nachgesehen.“ Mir kommt eine Idee. „Das könnte ich aber schnell nachholen … vorausgesetzt du trinkst vorher etwas.“

Dass es Nina total mies geht, erkenne ich daran, dass sie keine Widerworte gibt. Alleine wenn es um unser abendliches Fernsehprogramm geht, diskutieren wir eine halbe Ewigkeit. Und wenn wir uns dann für ein Programm entschieden haben, ist der Film bereits im...