In den Armen des feurigen Wüstenprinzen

von: Annie West

CORA Verlag, 2019

ISBN: 9783733712020 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 2,49 EUR

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In den Armen des feurigen Wüstenprinzen


 

1. KAPITEL

Drei Männer schritten durch die weiten Korridore des königlichen Palastes.

Sie passierten den großen Versammlungssaal, dessen Wände Lanzen, Schwerter und alte Musketen zierten und in dem farbenfrohe Kriegsstandarten nur auf den nächsten Ruf zu den Waffen zu warten schienen.

Vorbei an prachtvollen Bankett- und Audienzsälen, an säulengeschmückten Gärten, in denen leise Wasser in den Brunnen plätscherte. Das einzige weitere Geräusch in dieser stillen Nacht war das Hallen der schweren Stiefel auf dem glänzenden Marmorboden.

Die Männer ließen die schwere, mittelalterliche Tür zum nunmehr leer stehenden Harem hinter sich, ebenso wie die, die ins Herz der Zitadelle führte: in die riesigen Schatzkammern und zu den Kerkern.

Endlich erreichten sie den Flur, der zu den Privatgemächern des Emirs führte.

Sayid blieb stehen. „Bis hierher reicht.“

„Aber Herr, unsere Befehle lauten …“

Sayid wandte sich zu dem Mann um. „Eure Befehle haben sich heute Nacht geändert. Harlaq steht nicht länger am Rand eines Krieges.“

Es klang noch immer unwirklich, als Sayid es laut aussprach. Fast sein ganzes Leben lang hatten Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen Harlaq erschüttert, hauptsächlich mit dem benachbarten Königreich Jeirut. Das war auch der Grund, weshalb jeder Mann im Land bewaffnet war und so ausgebildet, dass er Harlaq mit seinem Leben verteidigen könnte.

Sayid dachte an all die Jahre, die sein Land unter Konflikten gelitten hatte, an all die Grenzgefechte und die vielen Toten. An all die vertanen Chancen, seinen Untertanen ein besseres Leben zu ermöglichen, anstatt das Geld in die Bewaffnung des Landes zu stecken.

Der Zug um seinen Mund wurde härter. Wenn er, Sayid Badawi, der neue Emir von Harlaq, sonst nichts erreicht hatte, so war es ihm doch gelungen, seinem Land Frieden zu schenken. Später, wenn er diese Tatsache wirklich glauben konnte, würde er sich darüber freuen. Jetzt aber wollte er zum ersten Mal seit drei Tagen einfach nur schlafen und an nichts denken.

„Aber Herr, es ist unsere Pflicht, Euch zu schützen. Wir werden die Nacht in der Wachstube vor Euren Gemächern verbringen.“

„Der Palast wird von euren Kameraden auf den Mauern und durch die neueste Sicherheitstechnik bewacht.“ Sayids Onkel, der frühere Emir, hatte nicht nur viel Geld in Aufrüstung investiert, sondern auch in seinen eigenen Schutz und Komfort.

Leider war er nicht bereit gewesen, auch für sein Volk Geld auszugeben.

Noch immer machten die Wachen keine Anstalten zu gehen, und Sayids Geduld begann zu schwinden.

„Ihr missachtet meinen Befehl“, fuhr er sie an. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und die Männer erblassten.

Sofort schwand seine Wut. Die beiden versuchten nur, ihre Pflicht zu erfüllen, so, wie sie es gelernt hatten. Doch in der Vergangenheit wäre Ungehorsam gegen den Emir schwer bestraft worden.

„Ich weiß die Treue eurem Emir gegenüber zu würdigen. Aber die hiesigen Sicherheitsvorkehrungen werden sich in Zukunft ändern. Euer Kommandeur wird euch später genauer darüber in Kenntnis setzen. Bis dahin ist es mein Wunsch und euer Befehl, dass ihr in den Gardesaal zurückkehrt.“ Er drehte sich um, ohne eine Antwort abzuwarten, und schritt den langen Korridor entlang. Seine Stiefel hinterließen staubige Abdrücke auf dem kunstvollen Mosaikfußboden.

Stille. Sie versuchten nicht, ihm zu folgen.

Tief atmete Sayid die frische Nachtluft ein, die aus den Gärten in den Palast drang. Zum ersten Mal seit Tagen war er allein, konnte endlich ausspannen.

Die heutigen Feierlichkeiten mit allen Clanführern, Gouverneuren, Kriegsherren und deren Kämpfern waren ein monumentales Großereignis gewesen.

Noch immer feierten die Menschen vor den Mauern der Stadt, und die Luft war geschwängert vom Duft der Festmahle, die überall gekocht wurden. Dann und wann hallte der Klang von Salutschüssen durch die Nacht. Die Menschen würden wohl noch bis Tagesanbruch weiterfeiern.

Er selbst würde dann wieder auf den Beinen sein und sich im Büro in die Schreibarbeit und die diplomatischen Einzelheiten des Friedensvertrages stürzen. Ein Frieden, der die Grenzen beider Länder garantieren würde, ebenso wie gefahrloses Reisen und Handel zwischen Harlaq und Jeirut.

Sayid verlangsamte seine Schritte und lächelte.

Wer konnte es seinem Volk schon zum Vorwurf machen, dass es so ausgelassen feierte? Er würde es genauso machen, wenn er nicht so erschöpft von den langen Verhandlungen mit dem Emir von Jeirut wäre. Und davon, seine eigenen Kriegsherren von Gewalttaten und Provokationen abzuhalten. Einige von ihnen glaubten – ungeachtet seiner militärischen Erfahrung und seiner Entschlossenheit –, sie hätten ein leichtes Spiel, Sayid von den Kriegsplänen seines Vorgängers zu überzeugen. Doch für ihn hatte sein Volk Priorität und nicht das Gehabe alter Männer, denen das Leben anderer nichts bedeutete.

Als er seine Privatsuite erreicht hatte, trat er ein und seufzte erleichtert auf. Endlich allein!

Er ging vorbei an seinem Arbeitszimmer und dem Medienraum, durch das weitläufige Wohnzimmer und ins Schlafzimmer. Sofort fiel sein Blick auf das große, verlockende Bett. Die bestickte Decke in den königlichen Farben Blau und Silber war einladend zurückgeschlagen und das Licht der kleinen Nachttischlampe gedämpft.

Er blieb stehen und spielte kurz mit dem Gedanken, sich so, wie er war, einfach hinzulegen. Er würde innerhalb von Sekunden einschlafen.

Dann aber durchquerte er das große Zimmer, um ins Badezimmer zu gelangen. Er wollte zuerst duschen.

Im Gehen zog Sayid sich aus. Schicht für Schicht der handbestickten Kleidungsstücke fiel zu Boden, während sich seine innere Anspannung allmählich auflöste. Der feine Baumwollstoff seines Hemdes verdeckte ein Gähnen, als er es über den Kopf zog. Er genoss die kühle Nachtbrise auf der nackten Haut.

Gerade wollte er die Stiefel ausziehen, als ihn etwas innehalten ließ. Das Gewicht auf einen Fuß verlagert blieb er stehen. Sein Instinkt verriet ihm mit unumstößlicher Sicherheit, dass etwas nicht stimmte.

Seine lebenslange militärische Ausbildung hatte ihn gelehrt, immer in Alarmbereitschaft zu sein.

Es würde ihm recht geschehen, seine Wächter fortgeschickt zu haben, nur um in seinen Privatgemächern überfallen zu werden. Der jüngste und kurzlebigste Emir in der Geschichte Harlaqs. Was für eine Grabinschrift!

Er bewegte sich vorsichtig, als er sich das Baumwollhemd um die linke Hand und den Unterarm wickelte. Der Stoff würde keine Kugel abhalten, ihn aber schützen, falls er einen Messerangriff abwehren musste. Der langen Narbe, die von seinem Handgelenk bis zum Ellenbogen verlief, schenkte er keine Beachtung. Sie war der Beweis dafür, dass ein fein geschliffenes Messer leicht mehrere Kleidungsschichten durchdringen konnte.

Langsam drehte er sich um und sog vorsichtig die Luft ein, um herauszufinden, ob ein ungewöhnlicher Geruch im Zimmer hing. Mit zusammengekniffenen Augen suchte er die dunklen Ecken des Zimmers nach einem Eindringling ab.

Nichts. Die Erschöpfung musste seine Wahrnehmung getrübt haben.

Sayid schwang wieder zum Bett herum und …

Er erstarrte. Dann griff er nach dem scharfen Dolch, den er an der Hüfte trug.

„Wer bist du?“, zischte er. „Was hast du hier zu suchen?“

Als er sprach, erhob sich die Gestalt in der dunklen Ecke hinter dem Bett. Sie war klein und in einen Umhang gehüllt, den sie über Kopf und Schultern trug.

Sobald sie aufgestanden war, verbeugte sie sich ehrfürchtig.

Sayids Instinkt sagte ihm, dass er vorsichtig sein musste. Was wäre geschehen, wenn er die reglose Person, die sich in der Ecke versteckt hatte, nicht bemerkt hätte? Hätte sie gewartet, bis er ihr in der Dusche den Rücken zugekehrt hätte – oder bis er eingeschlafen wäre, um ihm ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen?

War es leichtfertig gewesen, die Sorgen seines Onkels um dessen Sicherheit nicht ernst zu nehmen? Der Mann war hochgradig paranoid gewesen und zunehmend unberechenbar, aber nicht dumm.

„Komm her!“

Sofort bewegte die Gestalt sich vorsichtig auf ihn zu.

„Herr.“ Die leise, sanfte Stimme schien ihn zu streicheln wie die zarten Finger einer Geliebten. Wieder verbeugte sie sich, und als sie sich dieses Mal aufrichtete, legte sie den Umhang ab.

Sayid starrte sie an.

Eine Tänzerin war in seinen privaten Bereich eingedrungen? Er schüttelte den Kopf. Die Müdigkeit musste seinen Augen einen Streich spielen.

Die Frauen in seinem Land kleideten sich nicht so. Sie zogen sich sittsam an. Manche bedeckten ihr Haar, aber alle bedeckten ihren Körper.

Nur die Frau, die vor ihm stand, nicht.

Sie trug einen tiefsitzenden Rock, der in durchsichtigen Falten von ihrer Hüfte bis fast zum Boden fiel. Durch den hauchzarten Stoff konnte er ihre langen Beine sehen. Sie verlagerte ihr Gewicht und offenbarte so durch den Schlitz im Rock einen glatten, honigfarbenen Oberschenkel.

Sayids Blick glitt höher, über ihre schmale Taille bis hin zu dem tief ausgeschnittenen, ärmellosen Top aus einem glänzenden Material, das sich wie eine zweite Haut an sie schmiegte und kaum groß genug war, um ihre verführerischen Brüste zu bedecken. Sie hoben und senkten sich mit jedem ihrer schnellen Atemzüge.

Bei ihrem Anblick zog sich Sayids Brustkorb zusammen. Er streckte die Finger – nur, um sie gleich wieder zu...