Romana Exklusiv Band 304

von: Anne McAllister, Lucy Monroe, Sharon Kendrick

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733744571 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 4,99 EUR

eBook anfordern eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Romana Exklusiv Band 304


 

1. KAPITEL

Dieser Mann war die Versuchung in Person!

In Edies Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken: groß, unverschämt gut aussehend und gefährlich charmant! Instinktiv taufte sie ihn Mr. Trouble. Und wie er ihre Schwester Rhiannon anlächelte!

Über seinem Kopf blinkte sozusagen in Leuchtschrift das Wort „Gefahr“.

Und zu Edies Aufgaben gehörte es, genau diese Gefahr aus der Welt zu schaffen.

Deshalb stand sie jetzt auch an eine Säule gelehnt im Ballsaal von Schloss Mont Chamion und überlegte, wie sie am besten vorgehen sollte. Es galt, Fingerspitzengefühl walten zu lassen. Schließlich befand man sich auf der Hochzeit ihrer Königlichen Hoheit, Prinzessin Adriana und deren Gemahl, dem attraktiven, berühmten Schauspieler und Regisseur Demetrios Savas.

Zu den Klängen eines Orchesters schwebten die Paare über die Tanzfläche, und Edie wünschte sich, Rhiannon befände sich unter den Tänzern. Leider stand sie stattdessen unangemessen nahe bei diesem Mann und hing andächtig an seinen Lippen.

Edie schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Könnte dieser Mr. Trouble sich nicht einfach höflich von ihrer flirtenden Schwester verabschieden? Er bewegte sich doch eindeutig in einer ganz anderen Welt als Rhiannon. Ihre Schwester war zwar hübsch und sexy und eine vielversprechende Nachwuchsschauspielerin, der Fremde machte jedoch einen souveränen und weltgewandten Eindruck. Außerdem war er mindestens Mitte dreißig und Rhiannon gerade mal zwanzig.

Im Moment sehr junge zwanzig!

Edie beobachtete seufzend, wie ihre Schwester die Hand auf den Arm des Mannes legte und hingebungsvoll die Augen zu ihm aufschlug. Diesen Blick kannte sie! Er konnte zweierlei bedeuten: Rhiannon interessierte sich tatsächlich für das Gespräch – oder sie tat einfach, was sie am besten konnte: schauspielern nämlich. Ohne Edies energisches Eingreifen würde die Situation unweigerlich außer Kontrolle geraten.

Also versuchte sie Mr. Troubles Interesse mittels Telepathie auf andere Damen zu lenken. Kurz versperrten ihr die Tänzer die Sicht, aber als sie die beiden wieder sah, lächelte dieser Typ Ree noch immer charmant an. Und sie strich ihm gerade über die Wange, auf der sich ein unwiderstehliches Grübchen zeigte.

Edie unterdrückte ein Seufzen.

Im selben Moment spürte sie einen Stoß im Rücken. Erschreckt fuhr sie herum – und begegnete dem Blick ihrer Mutter. „Unternimm endlich etwas!“, zischte Mona Tremayne, um sich gleich wieder dem Mann an ihrer Seite, dem dänischen Filmproduzenten Rollo Mikkelsen, zuzuwenden. Sie schob die Hand unter seinen Arm und schenkte ihm ihr einmaliges Lächeln – das berühmte Lächeln des Jahrhundert-Sexidols.

Glücklicherweise sind Rhiannons Verführungskünste noch nicht so perfekt wie die unserer Mutter. Allerdings schien nicht mehr viel zu fehlen! Während die letzten Töne des Orchesters verklangen, hörte Edie das perlende Lachen ihrer Schwester.

Mona hörte es offenbar auch und warf Edie erneut einen eindringlichen Blick zu. Das hieß: Sie musste sofort einschreiten, um Rhiannon vor einem schweren Fehler zu bewahren.

Es half alles nichts. „Ich gehe ja schon!“ Edie seufzte und biss die Zähne zusammen.

Als Managerin ihrer Mutter und Schwester gehörte es zu ihren Aufgaben, dafür zu sorgen, dass deren Karrieren durch nichts in Gefahr gerieten. Außerdem kümmerte sie sich um die Finanzen und den Terminkalender. Sie prüfte die Angebote und die Verträge. Sie beantwortete die Fanpost, die Interviewanfragen und und und … All die Dinge eben, die dazugehörten, wenn man „Mädchen für alles“ war – bei dem größten Filmstar Amerikas und deren Tochter, einer vielversprechenden Nachwuchsschauspielerin.

Ein Kinderspiel in Edies Augen!

Die Rolle der Gouvernante spielen zu müssen, das hasste sie jedoch. Natürlich nicht für ihre Mutter, die sehr wohl auf sich selber aufpassen konnte und für ihre Fehler geradestand.

Bei Rhiannon sah die Sache allerdings völlig anders aus.

Sie war jung und verletzlich, hochemotional und etwas leichtsinnig, aber auch warmherzig und einfühlsam. Eine unheilvolle Kombination! Normalerweise genügte es, Rhiannon von morgens bis abends zu beschäftigen, damit sie gar keine Zeit hatte, auf dumme Gedanken zu kommen.

Edie stopfte einfach nur den Terminkalender ihrer Schwester voll – und dafür musste sie nicht einmal ihre Wohnung in Kalifornien verlassen.

Aber vor zwei Tagen rief ihre Mutter von Mont Chamion aus an und sagte: „Edie, pack sofort deinen Koffer und komm her!“

Wenn sie diesen Ton anschlug, war es zwecklos zu protestieren. In Bezug auf Rhiannon besaß Mona einen untrüglichen Instinkt. Witterte sie Gefahr, so handelte man am besten sofort, statt den Kopf in den Sand zu stecken. Deshalb hatte Edie auch ergeben ihren Koffer gepackt und war um die halbe Welt gereist.

Womit sie nicht gerechnet hatte – sie sollte auch auf diese Hochzeitsfeier gehen!

„Warum um alles auf der Welt denn nicht? Natürlich kommst du zu der Hochzeit!“, erklärte Mona energisch. „Und zum Empfang“, fügte sie in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete. „Wer weiß, was Rhiannon womöglich anrichtet, jetzt, wo der gute Andrew weg ist.“

Der „gute Andrew“ – oder besser der „geduldige Andrew“, wie ihn Edie insgeheim nannte – war der Verlobte ihrer Schwester. Ihre erste Liebe – und absolut der Richtige für Rhiannon. Das wusste diese auch … meistens. Normalerweise herrschte bei ihnen immer eitel Sonnenschein.

Aber seit gestern hing der Haussegen schief, und Andrew war wütend abgereist. Laut Monas Prognose konnte sich die Situation leicht zu einer Katastrophe ausweiten, wenn Rhiannon sich ungeliebt und vernachlässigt fühlte.

Trotzdem versuchte Edie, sich vor der Hochzeit zu drücken.

„Du gehst mit“, befahl Mona, während sie sich das Abendkleid für den Hochzeitsball überstreifte. Mit einer Kopfbewegung forderte sie Edie auf, ihr behilflich zu sein. Die königsblaue Robe bestach durch ihre raffinierte Schlichtheit … und betonte nebenbei auch das strahlende Blau von Monas Augen. Der tiefe Rückenausschnitt brachte überdies ihre seidig schimmernde Haut zur Geltung. Auch noch mit fünfzig war Mona Tremayne eine berückende Schönheit.

„Ich bin doch gar nicht eingeladen!“ Energisch zurrte Edie die Bänder der Korsage fest. „Und ich habe nicht vor, unaufgefordert auf einer königlichen Hochzeit aufzutauchen.“

„Rede keinen Unsinn!“ Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Du begleitest mich.“

„Ich dachte, Oliver ist dein Begleiter.“

Sir Oliver Choate, ein englischer Schauspieler und Monas neuester Filmpartner, war für die Hochzeit extra eingeflogen worden.

„Ja und? Du begleitest mich eben auch!“ Monas Stimme klang deutlich ungeduldig. „Du musst einfach dabei sein. Außerdem … vielleicht lernst du ja auch jemanden kennen.“ Aufmunternd sah sie ihre Tochter an.

Edie presste die Lippen zusammen. Genau das hatte sie befürchtet. Ein neuer Versuch, sie zu verkuppeln. Sie seufzte. „Mutter! Ich habe keine Lust, jemanden kennenzulernen.“

„Nenn mich in der Öffentlichkeit bloß nicht ‚Mutter‘! Herrgott, du bist fast dreißig!“

„Wir sind jetzt aber nicht in der Öffentlichkeit und unsere Zimmer werden bestimmt nicht abgehört. Außerdem – als junge Naive würde dich ja wohl niemand mehr besetzen. Jeder weiß inzwischen, wie alt du bist.“ Unsanft schloss Edie die Korsage.

Mona zog scharf die Luft ein, dann straffte sie die Schultern. „Ich vermeide es, daran zu denken. Trotzdem …“ Sie schüttelte ihre künstlich zerzausten Locken. „Es wäre einfach schön, wenn du kämst, egal ob du jemanden kennenlernst.“ Leider machte sie die mütterliche Anwandlung sofort zunichte. „Aber trotzdem, Edie, das Leben geht weiter. Du musst einen neuen Anfang machen!“

Ich soll also wieder ausgehen, mich mit Männern treffen. Ben vergessen!

Aber Edie wollte Ben nicht vergessen. Warum auch? Er war das Beste, was ihr im Leben passieren konnte. Und dann war er gestorben … vor zweieinhalb Jahren.

„Ich musste ja auch noch einmal neu beginnen!“ Diesen Satz hörte Edie von Mona nicht zum ersten Mal.

Ihr Vater starb bei einem Reitunfall, als sie fünf war. Er war Monas große Liebe gewesen, und um sich über den Schmerz hinwegzutrösten, mutete sie ihrer Tochter eine Reihe von Stiefvätern zu.

„Und was hat dir das gebracht?“, fragte Edie trocken.

„Vier wunderbare Kinder!“ Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. In Monas Augen lag ein herausfordernder Ausdruck.

Dem konnte Edie nun wirklich nicht widersprechen. Sie liebte ihre jüngeren Geschwister. Rhiannon, Grace, Ruud und Dirk wurden ihre Ersatzfamilie. Sie füllten die Lücke, die Ben hinterlassen hatte.

Jetzt spielte Mona ihren größten Trumpf aus. „Deine Schwester braucht dich! Und zwar heute! Wer weiß, was passiert, wenn der gute Andrew die Verlobung lösen sollte.“

„Meinst du wirklich, so weit könnte es kommen?“ Andrew liebte Rhiannon zwar heiß und innig, aber wahrscheinlich gab es für jeden einen Punkt, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Andrew Chalmers, dreifacher Olympiasieger im Schwimmen, war ein total netter Kerl – und seit der Highschool in Rhiannon verliebt.

...