Diagnose Brustkrebs - Das ist jetzt wichtig. Wie geht es weiter? Alle Chance nutzen. Empfohlen von Brustkrebs Deutschland e.V.

von: Dr. med. Heike Bueß-Kovács

Schlütersche, 2018

ISBN: 9783842687233 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,99 EUR

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Diagnose Brustkrebs - Das ist jetzt wichtig. Wie geht es weiter? Alle Chance nutzen. Empfohlen von Brustkrebs Deutschland e.V.


 

DIE DIAGNOSE ANNEHMEN


Nichts ist mehr so wie vorher. Wie ein Blitz schlägt die Diagnose Brustkrebs im Leben ein und löst einen Gefühlssturm aus Angst, Schmerz und Ohnmacht aus. Jetzt Entscheidungen zu treffen, ist schwierig, dennoch wichtig. Der erste Schritt: Suchen Sie sich ein zertifiziertes Brustzentrum.

 

„Keine Nacht ist lang und dunkel genug, um das Aufsteigen der Morgenröte verhindern zu können.”

Tibetische Weisheit

„,Der Knoten schaut nicht gut aus‘ – diese Worte meiner Frauenärztin sind bis heute nicht verhallt. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, mein bisheriges Leben lief wie ein Film ab.” So beschreibt Renate Haidinger ihre Erinnerung daran, wie der Brustkrebs in ihr Leben trat. Das war im Dezember des Jahres 2000, die Krankheit traf sie in einem Alter von 42 Jahren.

Keine Frau wird den Tag, die Stunde je vergessen können, an dem ihr die niederschmetternde Diagnose übermittelt wurde: „Sie haben Brustkrebs.” Zu groß ist der Schock, die Fassungslosigkeit. Fragen über Fragen: Zu der lebensbedrohlichen Krankheit und dem, was sie mit einem selbst und den Liebsten macht. Fragen: Warum gerade ich? Warum gerade jetzt? Lebenspläne zerplatzen wie Seifenblasen, die Zukunft verschwindet hinter einem fernen Horizont, die unbeschwerte Alltagsgeschäftigkeit weicht einem seltsamen Vakuum von Tatenlosigkeit, Hilflosigkeit, Verlorensein. Dazu diese namenlose Angst: Was werde ich aushalten, was durchstehen müssen? Wie wird die Krankheit mich verändern, sowohl in meinem Äußeren als auch in meinem Inneren – in meinem Körper und in meiner Seele? Diese ersten Stunden, die ersten Tage sind gezeichnet von Schmerz, Trauer und Tränen. Der Boden scheint unter den Füßen weggezogen zu sein, alles ist ins Wanken geraten.

Die ersten Stunden nach der Diagnose sind besonders schwer.

Einfach nur da sein


Ein Stück weit aufgefangen zu werden, Halt zu finden in dieser schweren Krise ist von enormer Bedeutung. Hier können der Partner, andere Angehörige oder Freunde zur Seite stehen, oft erst einmal, indem sie einfach nur da sind. Dann gilt es, sich ganz langsam aus der Verzweiflung und aus der Schocksituation zu lösen und die ersten Schritte zu gehen: das Schicksal zu akzeptieren, die Krankheit anzunehmen und sich Hilfe zu suchen. Dieses Aktivwerden ist häufig für die betroffenen Frauen zunächst nicht leicht, dennoch hat es etwas Befreiendes, denn es geht mit dem Gefühl einher, selbst etwas tun zu können und sich der neuen, veränderten Situation zu stellen. An dieser Stelle ist wichtig zu sagen: Brustkrebs ist kein Notfall. Es kommt auf ein paar Tage, vielleicht sogar auf zwei, drei Wochen nicht an. Es bleibt Zeit genug, ein bisschen zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und sich zu informieren. Irgendwie müssen die Gedanken ja wieder sortiert und in die richtige Bahn gebracht werden. „Diese Zeit sollten sich die Frauen nehmen”, sagt Renate Haidinger, die im Jahr 2003 die Organisation „Brustkrebs Deutschland e. V.” ins Leben gerufen hat, „denn es ist ganz wichtig, sich in Ruhe den Arzt des Vertrauens auszusuchen sowie das Brustzentrum zu finden, in dem man sich gut aufgehoben fühlt.”

Zu Beginn ist es wichtig, dass Sie nichts überstürzen.

Wenn die Patientin dieses Zentrum gefunden hat, ist der Anfang für den Weg durch die Krankheit gemacht. Es ist zweifellos ein langer Weg mit vielen Höhen und Tiefen, mit Phasen der Hoffnung und Phasen der Hoffnungslosigkeit, mit Kraft und Schwäche, mit viel Schmerz und vielen Ängsten und dann wiederum mit einem ungeheurem Mut und einer beispiellosen Tapferkeit. Wie ein solcher Weg zu gehen, ein solches Schicksal zu meistern ist, beschreiben vier Frauen aus der Selbsthilfegruppe Schongau.

Vier Frauen erzählen ihre Geschichte


Siegrid Heidenreich (72):

„Die Krankheit hat mich gelehrt, dankbar für die kleinen Dinge des Lebens zu sein.”

Ich erkrankte 1994 an Brustkrebs, im Alter von 53 Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt war Krebs für mich ein Fremdwort. Niemand im Bekanntenkreis hatte so etwas, niemand kannte sich aus. So stand ich plötzlich ganz alleine da. Ich hatte den Knoten in der linken Brust selbst beim Duschen getastet. Er war fast drei Zentimeter groß, und beinahe hätte man mir die Brust ganz abnehmen müssen. Ich hatte Glück, die Ärzte entschieden, doch brusterhaltend zu operieren. Zudem nahmen sie mir 16 Lymphknoten heraus, von denen elf befallen waren. Nach dem operativen Eingriff wurde ich im sogenannten Sandwich-Verfahren weiterbehandelt, das bedeutet, mit Chemotherapie und Bestrahlung im Wechsel. Ich kam insgesamt auf 16 Chemotherapie-Behandlungen und 35 Bestrahlungen.

Damals lebte ich noch im Ruhrgebiet, war geschieden und führte mit meinem neuen Partner eine Gaststätte. Ich wollte dem Krebs nicht viel Platz einräumen, deshalb war ich auch gar nicht in die Reha oder zur Kur gegangen, sondern begann gleich wieder zwischen Chemo und Bestrahlungzu arbeiten. Natürlich waren mir die Haare ausgegangen, ansonsten hatte ich Chemotherapie und Bestrahlungen eigentlich gut vertragen. Ein halbes Jahr nach der Therapie zog ich nach Bayern um. Hier wurde ich sehr gut aufgenommen, hatte einen guten Frauenarzt und einen guten Hausarzt. Ich bekam Mistelspritzen – zwölf Jahre lang jede Woche zwei Stück. Diese Spritzen gaben mir viel Kraft, bauten mich richtig auf.

„Ich wollte dem Krebs nicht viel Platz einräumen.”

Mit der Krankheit vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in meinem Leben. Ich habe diese Wandlung ganz bewusst mitgemacht. Vor der Krankheit hatte ich einfach so drauflos gelebt. Mit meiner selbstständigen Arbeit verdiente ich sehr gut, war recht betucht und konnte mir vieles leisten, wie beispielsweise Weltreisen. Dass es anderen Menschen nicht so gut gehen könnte, daran verschwendete ich keinen Gedanken. Als die Krankheit kam, wurde ich immer demütiger. Plötzlich hatte ich Verständnis für die anderen Kranken, ja sogar das Bedürfnis, ihnen zu helfen. Von da an sah ich die Welt mit anderen Augen und begann, dankbar für die kleinen Dinge zu sein. Außerdem hatte ich sofort gelernt zu beten. Seither bete ich jeden Tag und danke Gott dafür, dass es mir gut geht. Aus dem Glauben konnte ich sehr viel Kraft beziehen, auch die Kraft, um die Krankheit zu bewältigen und das Positive zu sehen. Ich war Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe Schongau und ich freue mich sehr, innerhalb der Gruppe anderen Frauen helfen zu können. Ich gehe auch in ein Hospiz und betreue dort Frauen aus unserer Gruppe. Ich lese ihnen vor, etwa Gebete und Geschichten, zeige ihnen, dass ich da bin. Das hilft ihnen, zur Ruhe zu kommen.

„Mit der Krankheit vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in meinem Leben.”

Ein Stück weit aufgefangen zu werden, Halt zu finden in dieser schweren Krise ist von enormer Bedeutung.

19 Jahre sind vergangen, seit ich die Diagnose Brustkrebs gestellt bekam. Es ist eine lange Wegstrecke, und ich fühle mich sehr gut. Trotzdem würde ich nicht sagen: Ich habe den Krebs besiegt. Meiner Meinung nach kann man Krebs nicht besiegen, man kann nur tumorfrei sein. Krebs kann morgen wiederkommen, an der gleichen oder an einer anderen Stelle. Man kann aber lernen, mit der Krankheit zu leben und das anzunehmen, was sie einen gelehrt hat.

Sophie Goldbrunner (56):

„Seit der Krebskrankheit kann ich vieles gelassener sehen.”

Mich ereilte das Schicksal Brustkrebs im Jahr 2004. Ich war 48 Jahre alt, viel zu jung für eine solche Krankheit, dachte ich. Auch ich hatte unter der Dusche gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und sagte mir: Jetzt gehst du mal zum Frauenarzt und lässt das abklären. Es war ausgerechnet Gründonnerstag. Die Frauenärztin führte eine Ultraschalluntersuchung durch und fand rechts außen einen Befund, zu dem sie sagte: „Das gefällt mir gar nicht, da muss unbedingt eine Mammografie gemacht werden.”

Dann kamen Karfreitag, Samstag, Ostersonntag, Ostermontag. Ich schluckte, ich hatte eine gewisse Vorahnung. Das ganz Osterwochenende lang konnte ich niemandem etwas erzählen. Ich muss dazu sagen: Wenn ich etwas habe, werde ich ganz ruhig, spreche fast gar nichts mehr. Am Dienstagmorgen rief ich von meiner Arbeitsstelle aus in der Radiologie an und vereinbarte kurzfristig einen Termin zur Mammografie. Als mir der Radiologe den Befund überbrachte, sagte er kurz angebunden: „Guten Tag, Frau Goldbrunner, Sie wissen, dass Sie Krebs haben?” Ich war fix und fertig, ging regelrecht in die Knie. Doch dann erholte ich mich wieder und war entschlossen zu handeln. Im Klinikum Starnberg wurde kurzfristig eine Probebiopsie entnommen und dann brusterhaltend operiert. Zudem entfernte man mir 13 Lymphknoten. Es ging alles ganz schnell, der Operation folgten sechs Chemotherapie-Zyklen. Die Ärzte legten mir keinen Port, ich bekam also Einzelinfusionen im Zyklus von drei Wochen. Leider wurden die Venen dadurch extrem in Mitleidenschaft gezogen, sie waren so entzündet, dass man mir für eine Blutuntersuchung nur noch Blut aus der Vene eines Fußes entnehmen konnte.

„Ich war entschlossen zu...