Zughundesport - Canicross, Bikejöring, Dogscooter

von: Uwe Radant

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2019

ISBN: 9783440161586 , 176 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 22,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Zughundesport - Canicross, Bikejöring, Dogscooter


 

VORAUSSETZUNGEN DES HUNDES


Jeder Hund, der sich gern bewegt, ist prinzipiell zur Zugarbeit geeignet. Selbstverständlich hängt die tatsächliche Leistung deutlich von Kraft, Größe, Gebäude, Muskeltyp, Trainingsstand und vielen anderen Faktoren ab.

Solange jedoch Besitzer und Hund im Einklang miteinander arbeiten, ist das gemeinsame Erlebnis unabhängig vom Hundetyp. Das angestrebte Leistungsniveau sollten wir immer an unseren Hund und natürlich auch an uns selbst anpassen. Zudem kann ein Hund sportliche Höchstleisung nur über wenige Jahre erbringen, das müssen wir besonders beachten. Wie schon erwähnt, steht auf beiden Seiten der Leine immer ein positives Erlebnis im Vordergrund – der Spaßfaktor!

Gewisse Grundvoraussetzungen müssen jedoch für den Einsatz im Zughundesport gegeben sein. Der Hund muss

  • gesund sein, sowohl aus orthopädischer Sicht als auch was das Herz-Kreislauf-System betrifft.

  • ausgewachsen sein, was rasseabhängig sehr unterschiedlich zwischen ca. 6 und 12 Monaten (bei Riesenrassen ca. 18 Monaten) ist.

  • der geforderten Leistung gewachsen sein, das Hund-Mensch-Team muss zueinander passen. Ein 10-kg-Hündchen kann seinen 100-kg-Menschen nicht am Dogscooter ziehen, sehr wohl kann so ein Team aber zusammen wandern/walken, canicrossen oder bikejören und gemeinsam fit werden.

  • gern laufen. Eine Couchpotato, die auch beim Spazierengehen lieber hinterher schlurft, wird sehr wahrscheinlich kein begeisterter Zughund werden. Hier sollte der menschliche Ehrgeiz niemals auf den Hund übertragen werden.

© Anna Auerbach/Kosmos

Marc und Tante Luise gehen entspannt durch die Heide – völlig ohne Wettkampfgedanken.

GESUNDHEITLICHE VORAUSSETZUNGEN


Da wir hier vom Zughundesport ausgehen, sollte ein Hund grundsätzlich körperlich gesund sein. Dazu gehören ein einwandfreies Gangbild, normale Ausdauer und frei von Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.

Bei bekannten Vorerkrankungen wie zum Beispiel Fehlbildungen von Knochen und Gelenken oder des Herzens, muss die Belastung unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

ALTER DER HUNDE

Die Entwicklung des knöchernen Skeletts eines Hundes ist stark vom Typ und der Rasse abhängig. Bevor mit intensiver Zugarbeit und den damit einhergehenden starken mechanischen Kräften, die auf den Körper des Zughundes einwirken, begonnen wird, sollten die Wachstumsfugen der Röhrenknochen geschlossen und das knöcherne Skelett des Hundes ausgebildet sein. Dies ist in der Regel mit dem 12. Monat abgeschlossen – bei den Riesenrassen erst mit etwa 18 Monaten.

Entgegen der weitläufigen Meinung empfehlen wir jedoch nicht, erst mit dem ausgewachsenen Hund mit dem Training zu beginnen, wenn der Hund früh Interesse am Zughundesport zeigt. Es ist durchaus möglich, schon mit einem jungen Hund (ca. 6 – 8 Monate) mit ersten Übungen zu beginnen. Hierbei sollte es sich um spielerische kleine Einheiten handeln, bei denen nur mit geringem Gewicht gearbeitet wird und der Junghund erst einmal lernt, worin seine Aufgabe besteht. So können beispielsweise kurze Laufintervalle mit leichter Zugarbeit geübt werden. Vorrangig können das Line Out (Stehen an gespannter Leine) oder Richtungssignale trainiert werden. Mit dem stetigen Training wächst unser Junghund weiter, Körper und Geist reifen und wenn er das richtige Alter erreicht hat, kann mit dem regulären Zugtraining begonnen werden.

LAUFWILLE

Die eigenen Erwartungen an die Erfolge im Sport müssen sich immer am Hund orientieren. Es erscheint zunächst selbstverständlich, dass sich die vom Hund geforderte Leistung an dessen Potenzial orientieren muss. Wer jedoch erst einmal vom Zughundevirus angesteckt wurde, lässt sich häufig leicht vom eigenen Ehrgeiz überrumpeln. Man sagt, dass ein Schlittenhund gut das zwei- bis dreifache seines eigenen Körpergewichts ziehen kann. Diese Aussage hängt jedoch von sehr vielen äußeren Faktoren ab: Untergrund, Gleiten oder Rollen, Gangart, Ebene oder Berge, Sand oder gefrorener Boden tragen maßgeblich zum Rollwiderstand bei. Hier hilft es, die gesteckten Trainingsziele mit den Leistungen anderer Hunde desselben Typs zu vergleichen. Manch ein Hund kann im Galopp nur auf einer relativ kurzen Strecke eine hohe Leistung erbringen, im Trab jedoch über viele Kilometer gleichmäßige Zugleistung zeigen. Genauso verändert sich die Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter. Nichts spricht dagegen, auch ältere Hunde mit 10 oder mehr Jahren im Geschirr arbeiten zu lassen, solange die Anforderungen entsprechend angepasst werden.

Nicht jeder Mensch ist zum Leistungsturner geboren …

… und so ähnlich ist es auch mit dem Laufbedürfnis und den Lauffähigkeiten des Hundes. Die meisten Hunde wollen in einem gewissen Maß laufen. Es gibt jedoch Charaktere, die einfach kaum Vorwärtsdrang haben. Vor allem extrem stämmige und kurznasige, sogenannte brachiocephale Rassen wie einige Bulldoggen, aber auch Herdenschutzhundetypen scheinen wenig Spaß daran zu haben, wirklich „Strecke zu machen“ (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Mit entsprechender Geduld und der richtigen Methodik kann sicher nahezu jeder Hund lernen, im Geschirr Zugarbeit zu leisten. Dennoch sollte der Partner Mensch erkennen, wenn der Hund vielleicht doch nicht für diesen Sport geboren ist.

GEEIGNETE HUNDE


Neben den klassischen Schlittenhunden wie dem Sibirischen Husky, Alaskan Malamute, Samojeden oder den etwas weniger bekannten Grönlandhunden und dem Jakutischen Laika (russischer Schlittenhund, nicht von der FCI anerkannt), gibt es auch speziell für den Schlittenhundesport gezüchtete Mischlinge vom Jagdhundtyp (sogenannte Hounds, aus dem Englischen für „Jagdhund“, auch als Europäische Schlittenhunde bekannt) und Mischlinge vom Huskytyp (Alaskan Husky).

Der Unterschied dieser Schlittenhundetypen liegt in den verschiedenen Genanteilen der Ursprungsrassen. Während beim Alaskan Husky vermehrt die Huskylinien vertreten sind, sind bei den Houndtypen vorrangig verschiedene Jagdhunde- und auch Windhundrassen vertreten.

Somit ist auch nicht wenig verwunderlich, dass viele Hunderassen oder Mischlinge Spaß an der Zugarbeit haben können. Neben den hier genannten Rassen und deren Mischungen entwickeln beispielsweise Hütehunde (Border Collie, Australian Shepherd, Belgische und Holländische Schäferhunde etc.) häufig genug Ehrgeiz, um gemeinsam mit dem Partner Mensch auch Zughunderennen zu bestreiten.

Die Palette der Hunderassen ist hier sehr breit gefächert: Terrier, Schnauzer, Windhunde, Jagdhunde oder gar lauffreudige Dackel, können großen Spaß am Ziehen haben – natürlich immer angepasst an die Leistungsfähigkeit des Hundes.

© Anna Auerbach/Kosmos

Beim Zughundesport ist für jeden Hund, der sich gern bewegt, etwas dabei.

SIBERIAN HUSKY

Der Siberian Husky hat seinen Ursprung im Norden des ostsibirischen Gebirgslands (Russland), wo er von den dort lebenden Menschen über etwa 3 000 Jahre auf Leistung und Gesundheit selektiert wurde. Diese Eigenschaften machen es ihm auch heute noch möglich, in kalten und rauen Umgebungen zu überleben. Anfang 1900 wurden die ersten Huskies im Zuge des Goldrausches nach Alaska importiert und auch bei dem schon erwähnten All Alaska Sweepstakes eingesetzt. Obwohl diese Hunde viel kleiner und zierlicher als die sonst üblichen schweren Schlittenhunde waren, waren sie sehr erfolgreich. Es wurden deshalb immer mehr dieser Hunde nach Alaska importiert und dort weiter gezüchtet.

Die Rasse „Siberian Husky“ wurde 1930 vom American Kennel Club anerkannt und weitere 25 Jahre später nach Europa und Deutschland importiert. Der Siberian Husky ist ein mittelgroßer Hund (Spitze, Hunde vom Urtyp) und zwischen 50 und 60 cm hoch, bei einem Gewicht von etwa 16 – 28 kg. Sie sind starke Zughunde, die stets freundlich und sanftmütig sind, sowie kontaktfreudig und aufmerksam. Aufgrund ihres stark ausgeprägten Jagdtriebs sind die meisten Huskies nur mit viel Training ableinbar.

Für die meisten Menschen ist der Siberian Husky mit seinen eisblauen Augen „der“ Schlittenhund schlechthin. Heute verfolgen die Rassezuchten zwei verschiedene Zuchtlinien – Show- und Arbeitshunde – die sich in ihrem Äußeren zum Teil stark unterscheiden können.

© Anna Auerbach/Kosmos

Siberian Husky – eine typische nordische Schlittenhunderasse.

ALASKAN HUSKY

Unter dem Alaskan Husky versteht der Schlittenhundesportler eine reine „Gebrauchsmischung“mit einem großen Anteil Siberian Husky und eine Reihe anderer Rassen. Ursprünglich wurden diese Hunde in Alaska mit dem Ziel eines optimierten Rennhundes gezüchtet.

Bei diesen Mischlingen wird nie auf Optik, sondern immer auf Leistung, Gesundheit, Sozialverträglichkeit und die gewünschte Verwendung selektiert. So entstanden unterschiedliche Linien – leichte und windschnittige Hunde von ca. 17 kg und Kraftprotze bis zu 40 kg.

ALASKAN MALAMUTE

Der Alaskan Malamute hat seinen Ursprung in den arktischen Ländern und wird auch die „Lokomotive des Nordens“ genannt. Sein Name stammt von einem Eskimostamm im hohen Alaska. Er ist deutlich größer als der Siberian Husky und auch deutlich stärker. Jedoch wurden die Malamuten nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf das Ziehen von Lasten gezüchtet. Sie sind bis 65 cm hoch und bis zu 38 kg schwer. Die Malamuten sind freundliche und treue Hunde, aufgrund ihres Jagdtriebes und ihrer Eigenständigkeit aber ebenso...