Die Stunden mit dir vergess ich nie

von: Brenda Jackson

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733724054 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 2,49 EUR

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Die Stunden mit dir vergess ich nie


 

1. KAPITEL

Marinestützpunkt Coronado in San Diego, Kalifornien. Drei Jahre später.

„Verstehe ich Sie richtig, Lieutenant Cooper? Sie wollen tatsächlich auf Ihren Urlaub verzichten und stattdessen hier auf dem Stützpunkt arbeiten?“

Laramie „Coop“ Cooper zwang sich zu einem Lächeln. „Ja“, antwortete er seinem befehlshabenden Offizier. „Genau das will ich.“

Er würde nicht behaupten, dass er sich auf seinen Heimaturlaub gefreut hatte, denn das hatte er nicht. Der Anruf seiner Eltern, dass sie auch diese Weihnachten wieder nach London reisen würden, hatte ihn nicht überrascht. Sie taten es, solange er denken konnte. Er war sicher, dass sie nicht einmal vor drei Jahren ihre Weihnachtspläne geändert hatten, als sie geglaubt hatten, er wäre tot.

Jetzt, mit zweiunddreißig, verletzte ihn das Verhalten seiner Eltern nicht mehr. Das Universum drehte sich nun mal ausschließlich um Ryan und Cassandra Cooper und um niemanden sonst. Am wenigsten um ihren Sohn, dessen Existenz sie manchmal zu vergessen schienen. Es war nicht so, dass seine Eltern ihn nicht liebten. Er wusste, dass sie es taten, nur liebten sie sich selbst mehr.

Eigentlich hätte Laramie froh sein sollen, dass seine Eltern einander nach fünfunddreißig Jahren Ehe immer noch so innig verbunden waren. Sie teilten etwas Besonderes. Sie schienen die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Und diese Liebe übertraf eben die zu ihrem Kind. Er wusste, dass ihr Mangel an Zuneigung nichts mit seiner Entscheidung zu tun hatte, Navy SEAL zu werden, statt in der milliardenschweren Produktionsfirma seiner Eltern zu arbeiten. Sein Vater hatte ihn verstanden, und dafür war er ihm dankbar.

Solange Laramie sich erinnern konnte, war er in seinen Ferien auf die Farm seiner Großeltern in Laredo abgeschoben worden. Nicht, dass er sich beschwert hätte. Seine Großeltern waren wundervoll gewesen und hatten ihm genau die Liebe gegeben, die ihm zu Hause fehlte. Tatsächlich hatte er jedes Mal einen Groll auf seine Eltern gehabt, wenn sie auf der Ranch auftauchten, um ihn abzuholen.

Deswegen verzichtete er auf seinen Weihnachtsurlaub. Es war nicht so, als hätten seine Teamkollegen ihn nicht eingeladen. Bane Westmoreland – Codename Bane – war der Erste gewesen, der Laramie eingeladen hatte, Weihnachten mit ihm und seiner Familie in Denver zu verbringen. Doch Banes Frau Crystal hatte vor sechs Monaten Drillinge zur Welt gebracht, und Laramie wollte ihnen nicht zur Last fallen.

Dasselbe traf auf Thurston McRoy – Codename Mac – mit seiner Frau Teri und ihren vier Kindern zu. Gavin Blake – Codename Viper – würde diese Weihnachten zum ersten Mal als verheirateter Mann feiern, deshalb wollte Laramie auch dort nicht stören. Der einzige andere Single in ihrer Gruppe war David Holloway, Codename Flipper. Flipper hatte vier Brüder, die alle SEALs waren, und einen Vater, der befehlshabender SEAL-Offizier im Ruhestand war. Laramie hatte die letzten Ferien mit Flippers Familie verbracht und wollte ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.

„Bitte abgelehnt, Lieutenant.“

Laramie horchte auf. „Darf ich fragen warum, Sir?“

„Ich denke, Sie kennen den Grund. Das SEAL-Team sechs, dessen unerlässliches Mitglied Sie sind, hat ein verdammt hartes Jahr hinter sich. Ich muss Ihnen nicht die ganzen verdeckten Operationen aufzählen, die Sie ohne nennenswerte Verluste erfolgreich abgeschlossen haben. Sie haben Urlaub verdient.“

„Auch wenn ich keinen haben will?“

Sein Vorgesetzter hielt seinem Blick stand. „Ja, auch wenn Sie ihn nicht haben wollen. Urlaub vom Militärdienst ist notwendig, besonders für einen SEAL, um sich körperlich und geistig zu erholen. Glauben Sie nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr Sie sich antreiben. Als würden Sie die Zeit, die Sie in Gefangenschaft verbracht haben, aufholen wollen.“

Laramie erinnerte sich an jeden einzelnen der elf Monate, die er in dem Guerilla-Höllenloch gefangen gehalten worden war. Er hatte nie gewusst, ob er den nächsten Tag erleben würde. Die Mistkerle hatten alles Erdenkliche getan, um ihn glauben zu lassen, dass jeder Tag sein letzter war. Ein paarmal hatten sie sogar Russisches Roulette mit ihm gespielt.

An genau so einem Tag war er gerettet worden – dank Wayne, einem Meisterheckenschützen. Laramie war überzeugt, dass er nicht überlebt hätte, wenn sein SEAL-Team nicht aufgetaucht wäre.

Während dieser elf Monate hatte Laramie darum gekämpft, nicht wahnsinnig zu werden. Und eine der Erinnerungen, die ihn aufrecht gehalten hatten, war die an eine Frau gewesen, die er nur wenige Wochen vor seiner Mission in Paris getroffen hatte.

Bristol Lockett.

Es war nur eine dreitägige Urlaubsaffäre gewesen. Traurigerweise wusste er wenig über sie, außer dass er mit ihr den besten Sex seines Lebens gehabt hatte.

„Da ich aber weiß, dass Sie darauf bestehen werden“, unterbrach sein Vorgesetzter seine Gedanken, „habe ich einen wichtigen Auftrag für Sie. Dafür müssten Sie allerdings nach New York reisen.“

„New York?“

„Ja. Eine wichtige Lieferung für ein Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.“

Laramie fragte sich, was für eine Lieferung das sein sollte. Zweifellos handelte es sich um vertrauliche Dokumente.

Manhattan im Winter sollte wunderschön sein. Zwar war er schon ein paarmal in New York gewesen, doch noch nie um die Weihnachtszeit. „Und wenn ich die Sendung abgeliefert habe? Was dann, Sir?“

„Das liegt ganz bei Ihnen, Lieutenant. Wenn Sie sich entscheiden, Ihren Urlaub zu nehmen, müssen Sie sich bis Ende Januar hier nicht wieder melden. Falls nicht, können Sie zurückkommen, und wir finden etwas anderes für Sie.“

Laramie nickte. Vielleicht würde er sich eine Woche freinehmen, um sich die Sehenswürdigkeiten in New York anzusehen. Doch ganz sicher würde er danach nach San Diego zurückkehren, um wieder zu arbeiten.

Bristol sah sich in der Kunstgalerie um. Wie immer, wenn sie eins ihrer Gemälde ausgestellt sah, war sie stolz auf ihr Werk. Insbesondere hier in der Jazlyn Art Gallery in New York. Am liebsten hätte sie sich gezwickt, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Für diesen Moment hatte sie so hart gearbeitet.

„Das sieht gut aus, oder?“

Sie warf ihrer Managerin Margie Townsend einen Blick zu. „Ja, das muss ich zugeben.“

Margies pitbullgleiche Sturheit hatte Bristol eine Ausstellung in dieser Galerie verschafft, die eine der bekanntesten und angesehensten von New York war. Sie und Margie hatten sich letztes Jahr in der U-Bahn kennengelernt. Als Bristol von Margies Beruf erfuhr, hatte sie an ein gutes Omen geglaubt. Sie lud Margie ein, sich ihre Arbeiten anzusehen, und die Aufregung in Margies Augen bei deren Anblick war überwältigend gewesen. Margie versprach, Bristols Leben zu verändern, und prophezeite ihr, sie würde irgendwann ihren Job als Assistentin in einer Zeitschriftenredaktion aufgeben und ihrer Bestimmung als Künstlerin nachgehen können.

In weniger als acht Monaten hatte Margie eines von Bristols Gemälden verkauft. Der Käufer war von ihrer Arbeit derart angetan gewesen, dass er noch weitere gekauft hatte. Dieses Geld hatte den versprochenen Wandel in Bristols Leben ermöglicht. Sie hatte ihre Kündigung eingereicht und widmete sich nun ganz ihrer Malerei.

Sie hätte nicht glücklicher sein können. Endlich konnte sie mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen, den sie zu Hause betreute, anstatt ihn jeden Tag in fremde Obhut zu geben.

Ihr Sohn.

Beim Gedanken an ihren wilden Zweijährigen, der das Wichtigste in ihrem Leben war, musste sie lächeln. Er war ihr Leben. Jede ihrer Entscheidungen hing von ihm ab. Sie hatte bereits angefangen, für sein Studium zu sparen, und konnte es nicht abwarten, Weihnachten mit ihm zu verbringen. Gestern Abend hatten sie den Weihnachtsbaum aufgestellt. Ihr Lächeln wurde noch breiter. Natürlich hatte sie den Baum aufgestellt, Laramie wollte gern helfen, wäre aber nur im Weg gewesen.

Laramie …

Es war schwer, sich bei den Gedanken an ihren Sohn nicht auch an Laramies Vater zu erinnern. Sie hatte ihn nach ihm benannt, Laramie Cooper, der viel zu jung gestorben war, ohne je das Kind kennenzulernen, das sie zusammen gezeugt hatten. Manchmal fragte sie sich, was er getan hätte, wenn er noch leben würde und den Brief bekommen hätte, den sie ihm damals zu schicken versucht hatte.

Wäre er genauso glücklich gewesen wie sie? Oder hätte er behauptet, das Kind sei nicht von ihm? Sie hatte Laramie Cooper nicht lange gekannt, dennoch wollte sie glauben, dass er ein Mann war, der am Leben seines Kindes teilhaben wollte. So wie ihr Vater ein Teil ihres Lebens hatte sein wollen. Die zwei Jahre, die sie mit ihrem Vater hatte verbringen dürfen, ehe er gestorben war, waren nicht genug gewesen.

„Können wir gehen? Morgen ist dein großer Tag, und ich möchte, dass du ausgeruht bist.“

Bristol schluckte. „Das werde ich ganz bestimmt sein.“

Margie rollte mit den Augen. „Soweit du das mit einem Zweijährigen zu Hause sein kannst.“

Bristol wusste, worauf Margie hinauswollte. Jetzt, wo Laramie so agil war, verbrachte sie immer weniger Zeit mit dem Malen. Dazu kam sie nur noch während seines Mittagsschläfchens oder wenn er abends im Bett war.

„Hast du mal über das nachgedacht, was ich dir gesagt habe?“ Margie hatte vorgeschlagen, dass sie Laramie zwei- bis dreimal die Woche in einer Kindertagesstätte betreuen ließ.

„Ja, aber ich überlege,...