Fürsten-Roman 2556 - Mein Herz träumt nur von dir, Melina

von: Marlen Mertens

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2018

ISBN: 9783732567911 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 1,99 EUR

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Fürsten-Roman 2556 - Mein Herz träumt nur von dir, Melina


 

Fabian Prinz von Rostow schlug den Kragen seines eleganten Mantels hoch, als er auf das hohe, geschnitzte Portal von Schloss Wildberg zueilte. Es nieselte, und die Dunkelheit war an diesem trüben Abend sehr früh hereingebrochen.

Der Prinz wurde in der Halle von Butler Wilhelm erwartet.

»Guten Abend Durchlaucht, darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«

Fabian von Rostow legte die beiden Blumensträuße auf einen kleinen Tisch und schlüpfte aus dem Mantel. Obwohl er wusste, dass es nur ein Abendessen im kleinen Kreis war, trug er einen mitternachtsblauen Smoking und ein silbergraues Seidenhemd mit gleichfarbiger Weste.

»Bin ich der Letzte?«, fragte er den Butler, der die Blumen aus dem Papier wickelte und dann wieder auf den Tisch legte.

»Das Grafenpaar von Klamm ist bereits anwesend, Durchlaucht«, gab der Butler bereitwillig Auskunft. »Baron von Schützen und Komtess von Link sind noch nicht eingetroffen.«

Der Prinz griff nach den Blumen und nickte dem Butler zu.

»Danke Wilhelm, ich kenne ja den Weg.«

Fabian von Rostow war häufig Gast in Schloss Wildberg, das dem Fürsten von Kehlbach gehörte. Er lächelte, als er an den Grund dieser häufigen Einladungen dachte.

Fürstin Nora und Fürst Guntram von Kehlbach hätten es gern gesehen, wenn der attraktive, nunmehr fast dreißig Jahre alte Prinz um die Hand ihrer Tochter Melina angehalten hätte. Fabian selbst wünschte sich nichts sehnlicher, denn er hatte sich auf Anhieb in die zierliche, äußerst hübsche Prinzessin verliebt. Doch Melina von Kehlbach machte keine Anstalten, ihn zu erhören.

Der Prinz unterdrückte ein Seufzen, als er nach einem kurzen Klopfen in den kleinen Salon des Schlosses trat.

»Fabian, wie schön, dass Sie gekommen sind!« Fürstin Nora streckte ihm beide Hände entgegen und nahm einen der Blumensträuße in Empfang. »Herrlich, ich liebe Nelken über alles.«

Prinzessin Melina fand das Gehabe ihrer Mutter reichlich übertrieben. Sie ging auf Fabian zu und nahm ihm kurzerhand den Rosenstrauß aus der Hand.

»Nett, dass du gekommen bist«, begrüßte sie den Prinzen in ihrer unkonventionellen Art und steckte die Nase in die duftende Blütenpracht. »Sie sind wunderschön, danke.«

Der Prinz bedachte sie mit einem bewundernden Blick. Wie schön Melina doch war!

Das schlichte, mittelblaue Abendkleid betonte die Farbe ihrer Augen, und diese Augen strahlten in einem fast unwirklichen Blau. Das blonde, üppige Haar trug sie am Hinterkopf locker zusammengerafft, und diese Frisur ließ sie erwachsener erscheinen.

»Ich kümmere mich um die Blumen«, erbot sich die Prinzessin, die Fabians Blick nur allzu richtig deutete.

Während der Prinz nun ihren Vater und das Grafenpaar von Klamm begrüßte, huschte sie aus dem Salon und lehnte sich aufatmend einen Augenblick gegen die Tür.

Melina von Kehlbach wusste, was ihre Eltern sich sehnlichst wünschten, doch sie war nicht bereit, diesen Wunsch zu erfüllen. Sie fand Fabian von Rostow sehr attraktiv und auch sehr sympathisch, doch mit ihren gerade zweiundzwanzig Jahren kam er ihr reichlich alt und gesetzt vor. Außerdem mochte Melina keine großen Männer. Sie hasste es, wenn man beim Tanzen beinahe nicht über die Schulter des Partners sehen konnte. Vor allem hasste sie jede Art von Zwang. Für sie stand fest, dass sie Fabian nie heiraten würde, denn sie schwärmte für südländische Typen. Schwarzhaarig, dunkeläugig, und vor allem nicht zu groß!

Es dauerte eine Weile, bis sie mit zwei wassergefüllten Kristallvasen wieder im Salon erschien und die Blumen mit übertriebener Genauigkeit in den Vasen arrangierte. Den strafenden Blick ihrer Mutter übersah sie und seufzte erleichtert auf, als die letzten Gäste des Abends in den Salon traten.

»Eva, gottlob, dass du da bist«, raunte sie ihrer Freundin, Komtess von Link, zu. »Es wird wieder mal eng.«

»Benimm dich«, raunte Komtess Eva zurück und begrüßte erst einmal die Gastgeber.

Ihr Begleiter, Gottfried Baron von Schützen, hatte Konfekt für die Damen mitgebracht und überreichte es mit ein paar Scherzworten.

Wilhelm brachte den Aperitif, und danach führte Fürstin Nora die kleine Gesellschaft in das Speisezimmer.

Prinzessin Melina konnte nicht verhindern, dass sie an Fabians Seite saß. Doch sie hatte Eva und Baron Gottfried ihr gegenüber, und das tröstete sie. Der Baron war zwar nicht besonders gut aussehend, aber dafür sehr witzig.

Das Essen war wie immer ausgezeichnet, und den Großteil der Unterhaltung bestritt das Grafenpaar. Vor allem Gräfin Martha von Klamm plauderte sehr viel über den neuesten Tratsch, und Prinzessin Melina wunderte sich, dass sie vor lauter Reden überhaupt etwas in den Magen bekam. Aber die Gräfin aß genauso schnell, wie sie sprach, und auch dieser Umstand erheiterte die Prinzessin.

»Was hast du in diesem Winter vor?«, fragte Prinz Fabian und brachte sich somit bei Melina wieder in Erinnerung.

»Das weiß ich noch nicht«, gab die Prinzessin reserviert zurück. »Irgendwie öden mich diese Wintersportorte an. Ich möchte einmal etwas anderes machen, aber ich hab noch nichts Passendes gefunden.«

»Es muss ja nicht St. Moritz sein«, versuchte Fabian, sie doch für einen Skiurlaub zu erwärmen. Er selber fuhr gern Ski, aber er konnte wohl nicht hoffen, dass Melina ihn begleiten würde.

»Ich weiß es wirklich noch nicht«, versicherte die Prinzessin ungeduldig. »Du weißt ja, dass ich mich nicht gern drängen lasse.«

Wieder unterdrückte der Prinz ein Seufzen. Ja, das wusste er nur zu gut, und er richtete sich danach. Melina musste ihre Liebe zu ihm ganz von allein entdecken. Anders hatte er nicht die geringste Chance.

Eva von Link beobachtete die beiden und fand, dass sich Melina nicht fair verhielt. Wenn sie den Prinzen nicht mochte, warum hielt sie ihn dann hin?

An diesem Abend hatte die Komtess keine Gelegenheit, mit ihrer Freundin zu sprechen. Baron Gottfried von Schützen gab nach dem Essen ein paar Anekdoten zum Besten. Er tat es in seiner bekannt witzigen Art, und die Prinzessin amüsierte sich blendend. Warum hatte Fabian diesen Witz nicht?

Der Prinz ahnte nichts von den Gedanken der Prinzessin. Er saß neben ihr und war überaus aufmerksam, doch er verriet seine wahren Gefühle für sie mit keiner noch so kleinen Geste. Der Abend klang in freundschaftlicher Stimmung aus, doch man war keinen Schritt weitergekommen.

»Ich weiß nicht mehr, was ich noch alles tun soll, damit Melina sich besinnt«, klagte Fürstin Nora, als sie mit ihrem Mann alleine war. »Fabian betet sie doch an!«

»Vielleicht wäre es besser, wenn er sich nicht so zurückhalten würde«, gab der Fürst müde zurück. »Übrigens, diese Gräfin von Klamm solltest du nicht mehr einladen. Sie kostet jede Menge Nerven mit ihrem Geschwätz.«

Die Fürstin verzichtete auf eine Antwort, aber sie nahm sich vor, endlich einmal ein ernstes Wort mit ihrer Tochter zu reden.

***

»Mama, ich lasse mich nicht drängen!«, rief Prinzessin Melina ungeduldig, als die Fürstin sie am nächsten Tag wieder einmal zur Rede stellte. »Warum hast du es denn so eilig?«

»Kind, du brauchst eine starke Hand«, gab die Fürstin zu bedenken. »Bei Fabian wärest du gut aufgehoben.«

Die Prinzessin verzog unwillig das hübsche Gesicht.

»Fabian tut immer nur das, was ich will«, erwiderte sie geringschätzig. »Mama, du vergeudest deine Zeit, wenn du noch weiter mit mir darüber sprechen willst.«

»Ich kann es nicht glauben, dass du derart dickköpfig bist«, beklagte sich Fürstin Nora. »Das Leben ist keine Sache, die man auf die leichte Schulter nimmt.«

Melina verdrehte die Augen. Lieber Gott, jetzt kam sicher wieder eine Predigt über den Ernst des Lebens und all die Herausforderungen, denen man sich stellen musste. Aber sie hatte keine Lust, sich das alles anzuhören.

»Ich fahre zu Eva«, teilte sie ihrer Mutter kurz und bündig mit und erhob sich. »Es ist möglich, dass ich mit ihr zu Abend esse.«

»Du wirst doch wissen, ob du am Abend zu Hause bist, oder nicht!«

»Nein, das weiß ich noch nicht«, erwiderte Melina hart und verließ ohne Gruß den Salon ihrer Mutter.

Komtess Eva war nicht allzu überrascht, als Melina am frühen Nachmittag bei ihr aufkreuzte. Eva von Link wohnte am Rande der Stadt in einer hübschen, recht großen Wohnung. Sie war nur drei Jahre älter als Melina, doch sie wirkte wesentlich reifer.

»Mama ist wieder mal nicht auszuhalten«, beklagte sich Melina und ließ sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. »Diese ewige Bevormundung! Wie ich das hasse, immer und überall Rechenschaft ablegen zu müssen.«

»Du tust es ja doch nicht«, stellte Eva von Link trocken fest. »Weshalb beklagst du dich?«

Melina sah ihre Freundin verdutzt an, dann lachte sie hell auf.

»Eva, du bist herrlich! Das warst du übrigens schon immer.«

Die Komtess nickte. Wie rasch bei Melina die Stimmungen wechseln konnten. Gerade war sie noch voller Empörung gewesen, doch jetzt blitzten ihre tiefblauen Augen schon wieder unternehmungslustig.

»Sieh mich nicht so strafend an, das halte ich nicht aus«, bat Melina schmeichelnd.

»Was hast du mit Fabian vor?«, fragte Eva beiläufig. Sie fand, dass Melina noch ein rechtes Kind war, das einfach nicht erwachsen werden wollte.

»Ach, dem möchte ich eine Weile ausweichen«, erwiderte Melina seufzend. »Irgendwie versucht...