Blind Date am Valentinstag

Blind Date am Valentinstag

von: Raye Morgan

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733736491 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,49 EUR

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Blind Date am Valentinstag


 

1. KAPITEL

Schlechtes Timing.

Max Angeli steckte die rote Rose, die er in der Hand hielt, in die Tasche, während er mit der anderen Hand sein Handy aufklappte und den Anruf mit einem knappen „Hallo“ entgegennahm. Er war sicher, was auch immer man ihm erzählen würde, es würde sein chaotisches Leben nur noch chaotischer machen.

Es fing schon damit an, dass es in dem Club, den er gerade betreten hatte, viel zu laut war. Scheinwerfer wirbelten ihr Licht durch den dunklen Raum, und der Beat hämmerte dumpf zu schweren Rhythmen. Darunter mischte sich das Geräusch klirrender Kristallgläser, das mit dem schrillen Gelächter der Frauen wetteiferte. Alles klang frivol und zugleich irgendwie verzweifelt. Max mochte den Club überhaupt nicht.

„Bleib dran, Tito“, rief er laut in den Apparat. „Ich muss irgendwo hingehen, wo ich dich verstehen kann.“

Er hatte zwar verstanden, dass sein Assistent am anderen Ende der Leitung war, aber alles Weitere war durch den Lärm um ihn herum nicht zu hören. Nach einem kurzen Blick durch die überfüllte Lounge entdeckte er die Waschräume und eilte in die Richtung. Der Geräuschpegel sank allerdings kaum. Aber immerhin konnte er jetzt verstehen, was Tito zu sagen hatte.

„Wir haben sie gefunden.“

Max fühlte sich, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Der Schock durchfuhr seinen gesamten Körper. Er schloss die Augen und versuchte zu begreifen. Seit Wochen waren sie auf der Suche, hatten keine heiße Spur gehabt. Bis der letzte Tipp ihnen verraten hatte, dass Sheila Burn, die Exfreundin seines Bruders, vielleicht mit dem Bus nach Dallas gereist war.

Sein Bruder Gino war vor wenigen Monaten verstorben, doch erst Wochen später hatte Sheila sich bei Max gemeldet. Mit der für alle überraschenden Neuigkeit, dass sie ein Baby von Gino bekommen hatte. Auf seine Bitte nach einem Beweis dafür, dass das Baby tatsächlich von seinem Bruder stammte, war sie wieder untergetaucht. Beinahe hatte er die Hoffnung schon aufgegeben.

„Du hast sie gefunden?“, fragte er heiser, „bist du ganz sicher?“

„Ja und nein.“

Max umklammerte das Handy noch fester. „Verdammt noch mal, Tito …“

„Komm einfach her, Max. Du wirst schon sehen, was ich meine.“ Er ratterte eine Adresse herunter.

Max schloss wieder die Augen und prägte sich die Adresse ein. „Okay“, bestätigte er, „rühr dich nicht von der Stelle. Ich muss unbedingt dieses Blind Date loswerden, das ich mir aufgehalst habe. Bin gleich bei dir.“

„Okay, Boss. Und beeil dich.“

Max nickte. „Ganz bestimmt.“ Er klappte das Handy zu und kehrte in die lärmende Lounge zurück. Eigentlich hätte er nichts lieber getan, als sofort zu seinem Wagen zu eilen und die Frau zu vergessen, die irgendwo inmitten dieser nervtötenden Nachtschwärmer auf ihn wartete.

Aber noch nicht einmal er brachte es fertig, so unhöflich zu sein. Außerdem würde seine Mutter ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auch wenn sie sich im Moment in einem Penthouse in Venedig aufhielt, hatte sie so ihre Methoden, ihren Arm über den Ozean bis nach Dallas auszustrecken und dafür zu sorgen, dass ihn ein schlechtes Gewissen quälte. Obwohl sie Amerikanerin war, war Max ihr italienischer Sohn. Das hieß, er war erzogen worden, sein Bestes zu geben, um seine Mutter glücklich zu machen.

Auf der Schwelle zögerte er, ließ den Blick durch den Raum schweifen und suchte nach einer Frau mit einer roten Rose in der Hand – die so aussah wie das zerknautschte Exemplar, das er vor wenigen Minuten aus seiner Tasche gezogen hatte. Er musste sie nur finden und ihr erklären, dass ihm etwas dazwischengekommen war. Ganz einfach. Mehr als eine Minute würde es nicht dauern.

Cari Christensen biss sich auf die Lippe und wünschte sich, die rote Rose in dem Glas Wein ertränken zu können, das unangerührt vor ihr stand.

„Noch fünf Minuten“, beschwor sie sich, „und wenn er dann immer noch nicht aufgetaucht ist, werde ich die Rose in den Abfalleimer befördern und mich unter die Leute mischen. Ohne Rose kann er mich unmöglich erkennen.“

Er hatte sich fast um eine halbe Stunde verspätet. Eine halbe Stunde. Das sollte eigentlich reichen. Cari hatte ihrer besten Freundin Mara versprochen, dass sie das Treffen durchziehen würde. Aber sie hatte nicht versprochen, sich die ganze Nacht damit herumzuschlagen.

Sorgfältig vermied sie den Blickkontakt mit den interessierten Männern, die sich an ihr vorbei zur Bar drängelten. Wie gerne würde Cari es sich jetzt mit einem schönen Buch auf der heimischen Couch gemütlich machen. Mara hatte es nur gut gemeint, aber sie begriff nicht, dass Cari nicht auf der Suche nach Mr Right war. Sie war überhaupt nicht auf der Suche nach irgendeinem Mister. Sie wollte keinen Mann, sie wollte keine Beziehung. Denn das alles hatte sie schon einmal erlebt, und es hatte ihr die Hölle auf Erden beschert.

„Gebranntes Kind scheut das Feuer“, war ihr Motto. Cari hatte nicht die Absicht, sich zum zweiten Mal das Herz brechen zu lassen.

Aber wie sollte Mara das auch verstehen können? Sie hatte ihre Sandkastenliebe geheiratet, hatte sich in einem süßen Ranchhaus niedergelassen und zwei liebenswerte Kinder geboren. In ihrem Leben gab es Klavierabende und Familienfotos am Kühlschrank, Picknicks und kleine Kätzchen. Sie waren einfach komplett unterschiedlich, obwohl sie schon ihr ganzes Leben lang beste Freundinnen waren.

„Es gibt Menschen, die finden morgens beim Frühstück einen goldenen Ring in ihrem Müsli, setzen ihn sich auf den Finger, und dort bleibt er dann für den Rest ihres Lebens“, hatte Cari versucht, ihrer Freundin zu erklären. „Und es gibt andere, die lassen ihn bei einem Spaziergang am Strand unabsichtlich fallen und verbringen den Rest ihres Lebens damit, im Sand nach ihm zu graben.“

„Das stimmt nicht“, hatte Mara erwidert, „oder glaubst du etwa, dass in meinem Leben alles perfekt läuft?“

„Doch, das glaube ich. Jedenfalls verglichen mit meinem.“

„Oh, Cari.“ Mara nahm die Hand ihrer Freundin und hielt sie fest. „Was mit Brian … und … und dem Baby passiert ist, das war wirklich schrecklich. Es hätte niemandem passieren dürfen. Und schon gar nicht dir. Denn du hast wirklich etwas Besseres verdient.“ Mara zwinkerte heftig, als ihr die Tränen in die dunklen Augen schossen. „Trotzdem musst du es noch mal versuchen. Irgendwo da draußen läuft jemand für dich herum. Ich weiß es. Und wenn du den richtigen Mann erst mal gefunden hast …“

Den richtigen Mann. Gab es so etwas überhaupt? Noch nicht einmal Mara wusste, was genau sich in Caris Ehe eigentlich abgespielt hatte. Denn wenn sie in alle Einzelheiten eingeweiht gewesen wäre, hätte sie es bestimmt nicht so eilig gehabt, ihre Freundin wieder ins kalte Wasser zu schubsen.

„Mara, wann gibst du endlich auf? Ich bin sehr zufrieden mit meinem jetzigen Leben.“

„Oh, Cari!“ Mara seufzte theatralisch. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du am Valentinstag wieder mal zu Hause sitzt, alte Filme anschaust und dir die Tränen aus den Augen wischst!“

„Jetzt hör mir mal zu! Ich gebe keinen Pfifferling auf den Valentinstag. Es ist ein künstlicher Feiertag. Wen interessiert das schon?“

„Cari Christensen, versuch nicht, mich an der Nase herumzuführen. Ich kenne dich viel zu gut.“

„Nein, Mara!“

„Du brauchst einen Mann.“

Mara funkelte sie so entschlossen an, dass Cari lachen musste. „Keine Ahnung, warum ich nichts dagegen unternehme, dass du immer noch meine Freundin bist!“

„Weil du genau weißt, dass ich nur das Beste für dich im Sinn habe.“

Cari seufzte. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Trotzdem musste sie so tun, als würde sie noch lange nicht aufgeben. „Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert.“

„Doch, natürlich. Ich bin zu deiner guten Fee ernannt worden. Langsam solltest du dich daran gewöhnen.“

„Nein.“

Mara gab natürlich niemals auf. Aus diesem Grund saß Cari jetzt in der Longhorn Lounge, hielt eine traurige rote Rose in der Hand und wartete auf einen Mann namens Randy, von dem Mara behauptet hatte, dass er perfekt zu ihr passen würde.

„Du musst einfach auf ihn warten. Er ist anders. Ganz besonders. Du wirst überrascht sein.“

Um ihrer Freundin den Gefallen zu tun, hatte Cari sich vorgenommen, dauernd zu lächeln und so zu tun, als würde sie sich für die Geschichten interessieren, die Randy ihr über seine männlichen Eroberungszüge erzählte.

Sie würde sich ein nettes Dinner hier im Restaurant gönnen, pünktlich zum Dessert Kopfschmerzen vorschützen, sich höflich entschuldigen und schleunigst nach Hause fahren. Danach würde ihr Anrufbeantworter die Arbeit für sie erledigen. Vielleicht würde Mara dann endlich aufgeben. Immerhin hatte Cari es ja versucht.

Die Tür öffnete sich. Der Mann, der eintrat, klappte gerade sein Handy auf. Er war groß, trug einen gut geschnittenen Anzug anstatt der üblichen Jeans und zog die Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste auf sich.

Irgendetwas an seiner Haltung nahm Cari gefangen. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er der attraktivste Mann war, der ihr außerhalb der Kinoleinwand jemals unter die Augen gekommen war. Sein dichtes, dunkles Haar war ausgezeichnet geschnitten, erweckte aber trotzdem den Eindruck, dass es ein bisschen zu lang war und ein bisschen zu sorglos frisiert. Als ob gerade eine frische Brise hineingefahren wäre. Oder die Finger einer Geliebten …

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