Kampf gegen die Zukunft - Wearing the Cape 2

von: Marion G. Harmon

Feder & Schwert, 2018

ISBN: 9783867622981 , 308 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 8,99 EUR

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Kampf gegen die Zukunft - Wearing the Cape 2


 

 

Kapitel 1


 

Vor dem Ereignis befanden sich Massenvernichtungswaffen, egal ob nuklear, chemisch oder biologisch, außerhalb der Reichweite von Terrororganisationen. Von Individuen begangene Terrorangriffe konnten selbst mit Sprengstoff nur gegen weiche Ziele durchgeführt werden.

Das Ereignis hat alles verändert. Jetzt können Superterroristen jederzeit überall zuschlagen und selbst konventionelle militärische Streitkräfte attackieren oder abwehren. Schlimmer noch ist, dass Erwachte des Verne-Typs oft in der Lage sind, noch exotischere Waffen des Terrors zu erschaffen. Manche von ihnen sind extrem motiviert, genau das zu tun, insbesondere wenn sie Ökoterroristen sind und die Welt retten wollen. Ein perfektes Beispiel dafür ist die Godzillaseuche.

—Sir Arthur Moore, Krieg im Zeitalter der Helden


»Mist!«, schimpfte ich, als der Godzilla über die Hafenmauer kam.

Neben mir schauten die Bees mit weit aufgerissenen Augen zu, wie er sich empor zog. Seewasser floss von seinen Flanken.

Megan kicherte. »Mist? Ist das wirklich das Beste, was du drauf hast?«

Das, zusammen mit der kreischenden Menge, riss Julie und Anna­beth aus ihrer Erstarrung. Es war ein schöner Frühlingstag und ich hatte keine Verpflichtungen gehabt, deshalb hatten die drei Bees mich zum Navy Pier geschleift, um Chicagos erstes warmes Wochenende zu genießen. Die Dinge wurden langsam besser, aber nach den letzten schrecklichen vier Monaten waren sie noch immer im »Hope darf nicht Trübsal blasen«-Modus.

Also waren wir jetzt natürlich dran.

Die Kreatur bewegte sich halb schwimmend, halb watend in den Hafen und Richtung Pier, wobei sie die Schiffe zum Wanken brachte. Die Bees sammelten sich um mich, während der Rest der Wochenendausflügler sich in einen flüchtenden Mob verwandelte.

Nachrichtenberichte über die anderen Angriffe hatten mich nicht wirklich darauf vorbereitet, wie groß das Ding war. Ich wühlte in meiner Tasche nach meinem In-Ohr-Funkgerät und konnte die Augen nicht von ihm abwenden.

»Hope?«, fragte Shelly, als ich das Funkgerät ins Ohr geschoben hatte.

»Ich bin am Pier!«, antwortete ich und griff nach Annabeth, als ein unhöflicher Mann und sein Date sie aus dem Weg schubsten.

»Du bist vor Ort? Wir haben es seit eben gerade auf den Kameras. Wie schnell nähert es sich?«

Meine allerbeste Freundin und Unterstützung in der Zentrale, Shelly, klang ruhiger, als ich war.

»Nicht schnell, aber …« Hinter mir erstarb die Musik im Park. Ich schaute zurück und sah, dass das Riesenrad mit schwingenden Gondeln zum Halten kam. Mein Funkgerät knisterte und knackte, ging aber Gott sei Dank nicht ebenfalls aus. »Der elektromagnetische Impuls von dem Viech zeigt Wirkung, genau wie bei denen, die in Tokio und New York aufgetaucht sind!«

»Kannst du dich irgendwo umziehen?«, mischte sich Lei Zi ein, mit einer Stimme so kühl wie Eis. Ich schaute mich um.

»Wir sind vor dem Grand Ballroom, und ich hab mein Astra-Kostüm nicht unter meinen Shorts. Ich bin nicht Clark Kent!«

»Rush bringt dir deine Ausrüstung. Finde einen unbeobachteten Ort.«

Ich gab ihre Nachricht weiter und Julie deutete auf einen verlassenen Kiosk.

»Da!«, rief sie, und ich drängte mich durch die Menschenmenge in die Richtung, während die Bees dicht bei mir blieben. Wir erreichten den Kiosk und ich fing an, mich auszuziehen. Ich mochte Rush nicht, aber ich vertraute ihm. Die Bees bildeten einen menschlichen Vorhang um mich, um mich vor den Blicken aller zu schützen, die um den Kiosk herumkommen mochten. Rush tauchte als verschwommene rote Schliere auf. Er stieß mir ein schwarzes Bündel in die Hände.

»Muss die Gebäude überprüfen, sichergehen dass niemand mehr drin ist!«, sagte er. Er hielt lange genug inne, um Julie zuzuzwinkern, bevor er verschwand.

Ich trat meine Schuhe beiseite, zog meine Sommershorts und mein Top aus, und war wieder einmal dankbar, nicht auf den Elastan- und Kunstleder-Ganzkörperanzug umgestiegen zu sein, den Andrew für mich entworfen hatte. Auch ganz in Schwarz ließ mich mein klassisches hochgeschlossenes, langärmeliges Kostüm mit winzigem Rock aussehen wie eine Eiskunstläuferin im Cape, aber es war leicht anzuziehen.

Mit Ausnahme der Halbmaske und der daran befestigten Perücke. Als ich mich umdrehte, zog Julie die Maske gerade und sammelte dann meine abgelegten Sachen auf. Ein ohrenbetäubend lautes Brüllen erfüllte die Luft und der Pier erzitterte. »Zeit, schreiend wegzulaufen«, sagte sie. Annabeth umarmte mich schnell. »Versohl ihm den Arsch«, witzelte Megan, und sie rannten davon, der flüchtenden Menge entlang des Piers hinterher.

Ich schaute zu, wie sie davonstürmten und hob ab.

»Shelly?«, fragte ich. »Hast du ein Auge auf sie?«

»Ich habe bereits ihre Handys markiert. Wenn sie stehen bleiben, dann merke ich es. Das Team ist auf dem Weg.«

Das war das Beste, was sie tun konnte. Ich schob meine Sorgen beiseite und wandte mich der aktuellen Krise zu.

»Wir sind an einem Binnensee!«, schrie ich, um trotz des Brüllens des Monsters verständlich zu sein, während ich an Höhe gewann. »Tokio und New York kann ich ja verstehen – aber wie ist ein Godzilla hierher gekommen?«

»Die Zukunftsakten des Teatime-Anarchisten sagen, dass Godzillas als Eier von 2003 bis 2015 überall in der Hemisphäre abgeworfen wurden, wo es tiefes Wasser gibt. Sobald sie schlüpfen, bleiben sie außer Sicht, bis sie ihre vollen 100 Meter Länge erreicht und selbst Eier gelegt haben. Dann bewegen sie sich auf die nächste Quelle von Temperatur- oder Verschmutzungsspitzen in der Umgebung zu. Er wird wahrscheinlich vom Abfluss des Chicago River und der Wärmebelastung des Atomkraftwerks angezogen.«

»Glaubst du?« Die Autos auf der Straße bewegten sich nicht, als ich nach unten schaute. Ihre Motoren waren vom EM-Impuls deaktiviert worden.

»Jedes zweite Cape in der Stadt ist auf dem Weg zu dir. Die Polizei kommt mit ihrer EMP-sicheren Einheit, aber sie wird Zeit brauchen, um sich zu sammeln und den Pier zu erreichen.«

»Sie hätten in ein bisschen Lufttransport investieren sollen!« Ich flog eine Schleife und näherte mich auf niedriger Höhe, um seiner in Berichten erwähnten Hauptwaffe aus dem Weg zu gehen: einem Strahl superheißen Wasserstoffplasmas.

»Ach du Scheiße«, flüsterte Shelly.

Das Monster wuchtete sich auf das Lakeview Terrace-Gebäude am Ende des Piers. Es sah aus, als hätte jemand den Zauberern in Hollywood aufgetragen, eine »Donnerechse« zu erschaffen, und sie hätten einen T-Rex und einen Alligator kombiniert und das Ergebnis auf unmögliche Größe aufgeblasen. Mit seinen Schuppen in verschiedenen Grüntönen sah es wirklich unglaublich aus. Wenn man nicht auf die Zähne schaute. Die großen, großen Zähne.

Ich schüttelte meine Angst ab. Ich hatte keine Zeit, mir Sorgen zu machen, zermalmt zu werden – wenn er auf mir herumkaute, würde er hinterher dringend einen Zahnarzt brauchen. Sein Plasmaangriff war das Problem; ich konnte einen Treffer von einem Panzergeschoss einstecken, aber der Atem des Godzillas konnte Stahl schmelzen. Glücklicherweise wussten wir aus den schlechten Erfahrungen von anderen, dass das Ding sich zuerst die großen Dinge vornahm; alles was kleiner als ein Bus war, würde vermutlich nicht seine Aufmerksamkeit und seinen Zorn auf sich ziehen. Es sei denn natürlich, das Kleine griff an.

Als ich mich fallen ließ, öffnete die Kreatur ihr Maul und traf den Grand Ballroom mit einem Feuerstrahl, der einem Laser nahekam. Das Gebäude explodierte und hinterließ nur noch ein brennendes Wrack. Ich spürte die Hitzewelle über mich fegen.

Mein Funkgerät surrte und knackte, als ich näher kam, um nach Nachzüglern zu suchen.

»Astra, bist du schon in Kontakt?«, rief Lei Zi durch die Interferenz.

»Ich bin da«, sagte ich mit zum Glück ruhiger Stimme. »Und es ist hässlich.«

Sie lachte trocken. »Deine erste Priorität ist es, Zivilisten herauszuholen. Soll er den Pier bis zur Wasserlinie herunterbrennen, wenn er will. Such’ nach Leuten, die nicht alleine wegkommen.«

»Bin dran, Boss.« Jetzt wo Atlas nicht mehr da war, hatte Blackstone Lei Zi als unsere neue Einsatzleiterin rekrutiert. Sie war Ex-Soldatin und ein guter Ersatz für Atlas, aber ich brauchte ihre Erinnerung nicht. »Rush?«, rief ich. »Wie ist die Lage?«

»DerGrandBallroomistsauber«, antwortete er. Er redete so schnell, dass seine Worte wie Maschinengewehrfeuer ineinander übergingen. »SiehattensichfüreineAbendveranstaltungvorbereitet. BingeradeanderFestivalHalldran.«

Seine superschnelle Evakuierung erlaubte es mir, mich um den Außenbereich zu kümmern, und ich zwang mich, den Godzilla nicht anzuschauen. Stattdessen blickte ich...