Perry Rhodan Neo Paket 17 - Perry Rhodan Neo Romane 161 bis 170

von: Perry Rhodan

Perry Rhodan digital, 2018

ISBN: 9783845332598 , 1600 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 24,99 EUR

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Perry Rhodan Neo Paket 17 - Perry Rhodan Neo Romane 161 bis 170


 

1.

Abschiedsgeschenk

23. März 2055

 

Perry Rhodan starrte an die Stelle, an der das Kommunikationshologramm erloschen war. Er wusste, dass er sich die Meister der Insel zum Feind gemacht hatte. Nicht nur, weil er Mirona Thetins Angebot abgelehnt hatte, die Milchstraße auf die gleiche brutale Weise umzugestalten, wie sie es mit Andromeda getan hatte. Seine Begleiter hatten den Duplikator und das Physiotron zerstört – zwei wesentliche Bestandteile von Thetins Macht. Daraufhin war sie zum Angriff übergegangen, und Gucky war gezwungen gewesen, Gewalt anzuwenden, um Rhodan zu schützen.

Nein, Rhodan konnte wirklich nicht behaupten, dass er nicht mit Konsequenzen gerechnet hätte. Diese Warnung allerdings war ... ungewöhnlich.

Unsicher, wie er das Gespräch einordnen sollte, stieß Rhodan langsam den Atem aus, den er unbewusst angehalten hatte. Er wandte sich zu Conrad Deringhouse um, dem Kommandanten der MAGELLAN. »Du hast alles mitbekommen?«

Deringhouse nickte. »War nicht zu überhören. Was schätzt du, wer der Typ war?«

Wie alle Meister der Insel hatte auch dieser Faktor eine schwarze Robe mit silbernen Mustern getragen und das Gesicht hinter einem Spiegelfeld verborgen. Einer Sternenfratze, wie sie in Andromeda immer wieder genannt wurde. Rhodan hatte jedoch nicht auf das Gesicht geachtet, sondern auf die Stimme. Die hatte er bereits im Kur'shsystem aus unmittelbarer Nähe zu hören bekommen.

»Trinar Molat. Faktor Zwei.« Rhodan kniff die Augen zusammen, versuchte, seinen Eindruck von der ersten Begegnung mit Thetins Stellvertreter zu rekonstruieren. »Ein berechnender Mann. Er wirkte auf Soom nicht grausam, aber auch nicht wie die Güte in Person. Eher so, als interessierte ihn nur das Ergebnis.«

»Wenn man Hunderte oder Tausende Jahre an der Macht verbringt, bleibt offensichtlich nicht viel Empathie übrig«, stellte Deringhouse fest.

Seine Worte trafen Rhodan wie ein Hieb in die Magengrube. Er musste alle Willenskraft aufbringen, um nicht nach dem Zellaktivator zu tasten, den er um den Hals trug. Das wundersame Gerät, das ihn ebenso unsterblich machte wie die Meister. Hoffentlich nicht ebenso grausam. Denn für Reue war es zu spät. Ablegen konnte er den Zellaktivator nicht mehr. Er verdrängte den Gedanken. Stattdessen fragte er: »Wie hat er uns so schnell gefunden?«

Nach der unerfreulichen Entwicklung auf Multidon waren die Menschen mit der MAGELLAN aus dem Donitsystem geflohen und nahmen seither immer weiter Kurs auf den Zentrumsring der Galaxis. Sie entfernten sich, so schnell sie konnten, ohne dabei die Triebwerke zu überlasten. Die Ortung hatte keine fremden Impulse angemessen, zumindest nichts von Relevanz. Die Meister der Insel waren wohl zu sehr damit beschäftigt gewesen, den auf Multidon entstandenen Schaden einzugrenzen. Vielleicht hatte sich Atlan auch ein letztes Mal für die Menschen eingesetzt und Thetins Zorn besänftigt.

Was auch immer der Grund sein mochte: Molats Raumschiff hatte sie jedenfalls nicht verfolgt, so viel war sicher. Es war einfach direkt in die unmittelbare Nähe der MAGELLAN transitiert.

»Woher wusste er, wo wir zu finden sind?«, führte Rhodan den Gedanken laut zu Ende. »Auf diese Entfernung konnte er uns unmöglich orten.«

»Vielleicht verfügt Molat über etwas Ähnliches wie den Oxley-Orter?«, spekulierte Deringhouse. »Damit hätte er unserer Route einfach folgen können.«

Rhodan runzelte die Stirn. Der Oxley-Orter spürte Veränderungen im Hyperraum auf. Das Gerät befand sich nach wie vor im Experimentierstadium, aber womöglich waren die Meister der Insel bereits weiter, was diese Technik anging? Falls Deringhouse mit seiner Vermutung richtiglag, gab es wenig, was die Menschen tun konnten, um ihre Spur zu verwischen. Kein angenehmer Gedanke.

Deringhouse rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Sie könnten uns aber auch verwanzt haben«, sagte er.

Rhodan horchte auf. »Ein Peilsender?«

»Das, oder er hat uns anderweitig markiert«, gab der Kommandant widerwillig zu.

Rhodan fluchte lautlos. Denkbar war es. Gelegenheit hätte Molat zur Genüge gehabt, erst auf Soom, dann auf Multidon. Aber gegen diese Möglichkeit konnten sie wenigstens vorgehen. »Lass Leyden und sein Team danach suchen! Gib ihm jede Unterstützung, die er braucht. Falls es einen Sender an Bord gibt, müssen wir ihn finden und zerstören. Selbst wenn wir dafür jede Schraube einzeln umdrehen!«

Deringhouse sah so begeistert aus, wie Rhodan sich fühlte. Die Kernzelle der MAGELLAN durchmaß zweitausendvierhundert Meter. Eine mehr als sieben Kubikkilometer große Kugel aus Stahl, Technik und Lebensraum, während der Peilsender die Größe eines Fingernagels haben konnte. Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen war das reinste Vergnügen dagegen. Immerhin würde der Sender im Gegensatz zu einer Nadel wenigstens Signale abgeben, die sich hoffentlich aufspüren ließen.

»Das kann dauern«, warnte Deringhouse.

»Das fürchte ich auch.« Rhodan seufzte und rollte seine verspannten Schultern. Die rechte Seite ließ ein beunruhigendes Knacken vernehmen, aber das Ziehen in seinen Muskeln wurde erträglicher. »Bis wir wissen, wie Molat uns aufspüren konnte, sollten wir erst mal versuchen, ihn loszuwerden«, fügte er hinzu. »Bring die MAGELLAN in den Ortungsschutz einer Sonne. Mal sehen, ob er uns dann immer noch findet.«

»Gut.« Deringhouse sprach sich kurz mit der Pilotin und dem Ortungschef ab. »Es gibt ein paar planetenlose Sterne ohne Trümmerringe in der Nähe«, berichtete er anschließend. »Die können wir im Zickzackkurs ansteuern, um Abstand zu gewinnen. Keine ausbeutbaren Ressourcen, also haben wir gute Chancen, dort unentdeckt und unbehelligt zu bleiben.«

»Danke, Conrad.« Rhodan betrachtete die Flut an Daten, die auf dem Hauptholo immer weitere Details des gegnerischen Raumschiffs auswies, das sich zu Beginn des Funkgesprächs mit dem Namen FAUGON identifiziert hatte.

Es war kein Kugelraumer wie die üblichen Schiffe der Thetiser, sondern glich einer metallenen Qualle. Die Halbkugel an der Oberseite des Gebildes endete in einem Ringwulst, darunter wölbte sich ein trichterartiger Unterbau, aus dem ein technisches Sammelsurium in Gestalt dicker, mechanischer Tentakel herausragte. Kleinere, kuppelförmige Auswüchse formten ein gleichmäßiges Netz auf der hellen Oberfläche des Schiffs.

Die FAUGON maß knapp hundertzwanzig Meter von der obersten Kuppel bis zum unteren Ende des Hauptantriebs. Ein Zwerg im Vergleich zur MAGELLAN. Allerdings ein äußerst wehrhafter. Die Abtastung offenbarte überstarke Impulsgeschütze im Bug. Rhodan war kein Hyperphysiker. Er konnte nur schätzen, welche Auswirkung ein Beschuss von diesem Kaliber hätte, aber seine Erfahrung reichte aus, um zu wissen, dass die terranischen Schutzschirme einem Angriff nicht lange standhalten würden. Trinar Molat hätte sie vernichten können. Warum tat er es nicht?

»Wozu dieses Spiel?«, sagte Rhodan, mehr zu sich selbst als zu Deringhouse.

Der Kommandant sah ihn trotzdem fragend an. »Was meinst du?«

Rhodan deutete auf das Holo. »Er hat jede Möglichkeit, uns in einen Kampf zu verwickeln, und den würde er ziemlich sicher mit Leichtigkeit gewinnen. Also wieso schießt er uns nicht einfach in Stücke?«

»Vielleicht ist er ein Sadist?«, antwortete Deringhouse. »Er will sehen, wie wir um unser Leben betteln.«

Wohl eher ich, dachte Rhodan. Die Drohung hatte überaus persönlich geklungen. »Oder er wartet auf ein Angebot«, mutmaßte er. »Die ganze Sippe der Meister der Insel lebt doch von Intrigen und der Gier nach Macht. Molat ist Faktor Zwei. Es gibt nur eine Person, die er beseitigen müsste, um sich das Sternenreich von Andrumidia unter den Nagel zu reißen: Faktor Eins.«

»Mirona Thetin«, sagte Deringhouse. »Und natürlich Atlan da Gonozal, der ihr neuerdings treu zur Seite steht. Aber falls Molat eine Allianz wollte – wäre seine Drohung nicht eher kontraproduktiv? Ich meine, diese Meister haben zwar gewaltig einen an der Waffel, wenn du mich fragst, aber wäre es nicht einfacher für ihn, eine Abmachung vorzuschlagen?«

Frustriert zuckte Rhodan mit den Schultern. »Es war nur eine Vermutung. Sie ergibt ebenso viel oder ebenso wenig Sinn wie diese ganze Sache mit den drei Begegnungen.«

»Da hast du recht«, gab Deringhouse zu. »Ich sage ja: Diese Unsterblichkeit macht sie unberechenbar ...« Irritiert sah er auf sein Komarmband. »Es ist Schablonski.«

Auch Rhodan fühlte den dezenten Vibrationsalarm an seinem Handgelenk und las die kurze Nachricht des Chefingenieurs: »Verdächtige Datei unbekannter Herkunft lädt sich in die Hauptpositronik. Kann Übertragung nicht stoppen.«

Rhodan presste die Kiefer aufeinander. »Molat!«, stieß er hervor. Dazu also diese bizarre Unterhaltung. Während die Menschen sein Schiff gescannt hatten, hatte der Meister etwas in die Positronik der MAGELLAN geschleust!

 

»Also gut.« Perry Rhodan wappnete sich gegen das Schlimmste. »Was wissen wir?«

»Wir haben die Datei umgehend isoliert«, antwortete Tim Schablonski. »Allerdings war das wohl gar nicht nötig. Es ist offenbar kein Virus.« Rhodan schloss für einen Augenblick dankbar die Augen und blendete damit die angespannten Gesichter um den Konferenztisch aus, bis die Stimme des Chefingenieurs der MAGELLAN ihn zurückholte. »Oder sonst etwas, was unserer Positronik schaden soll. Keinerlei aggressives Verhalten, genauer gesagt: überhaupt keine Aktivität, seit die Intrusion beendet ist. Es empfängt nicht, es sendet nicht.«

»In Ordnung«, sagte Autum Legacy, die Sicherheitschefin....