Guten Morgen, Latte! - Das große Buch vom Penis und was sonst noch dranhängt - Erkenntnisse über ein phänomenales Organ

von: Jesko Wilke

Goldmann, 2018

ISBN: 9783641224943 , 272 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 3,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Guten Morgen, Latte! - Das große Buch vom Penis und was sonst noch dranhängt - Erkenntnisse über ein phänomenales Organ


 

1. Das Ding und seine Anatomie

Bauplan eines kleinen Wunderwerks

Schauen wir uns den Penis einmal genauer an. Unabhängig von seiner Größe, Form und Farbe gliedert sich der menschliche Penis in drei Abschnitte: die Wurzel, den Schaft und die Eichel mit oder ohne Vorhaut.

Die Peniswurzel

Da der Penis beim Geschlechtsakt ganz schön gefordert wird, ist eine solide Verankerung mit seinem Besitzer unerlässlich. Für diesen Halt sorgen Muskeln, die die Peniswurzel (Radix) umschließen und das Glied mit dem Beckenboden und dem unteren Teil des Schambeins verbinden. Der Musculus bulbospongiosus schmiegt sich direkt um den Penisschaft, während der Musculus ischiocavernosus die Peniswurzel seitlich mit seinen zwei getrennten Strängen verstärkt. Neben einer guten Verankerung sorgt der Muskel mit dem unaussprechlichen Namen für eine Verstärkung der Erektion, indem er Druck auf die Basis der Schwellkörper ausübt. So steigt der Blutzufluss, während der venöse Blutabfluss gehemmt wird. Und schon sind wir mitten im Geschehen: In beiden Muskeln kommt es beim Orgasmus zu rhythmischen Kontraktionen, die sich als pulsierende Druckwelle im Harnröhrenschwellkörper fortsetzen und den Ausstoß der Samenflüssigkeit bei der Ejakulation fördern. Ein höchst komplizierter Vorgang, vulgär auch unter der Bezeichnung »abspritzen« bekannt.

Penisschaft

Eingebettet in den Peniskörper befinden sich drei wichtige Bauteile. Erstens die Schwellkörper: Der paarig angelegte Corpus cavernosum penis bildet die Grundlage jeder Erektion. Er liegt seitlich rechts und links an der Oberseite des Gliedes. Im Bereich der Peniswurzel teilt er sich in zwei Schenkel auf, die über Muskeln und Bänder mit der Bauchwand und der Schambeinfuge verbunden sind. Der dritte, kleinere Schwellkörper Corpus spongiosum penis verläuft an der Unterseite des Gliedes und umschließt die Harnröhre. Im erigierten Zustand wird er weniger steif und sorgt dafür, dass die Harnröhre während der Ejakulation durchgängig bleibt, sich also nicht verschließen kann.

An der Unterseite des Schwanzes verläuft eine Naht, die sogenannte Raphe. Das sieht lustig aus, als wenn der Beutel an dieser Stelle zusammengenäht worden wäre. Die Trennlinie ist gut zu erkennen, da sie stärker pigmentiert ist als das umliegende Gewebe und sich weiter über die Hoden fortsetzt. Es handelt sich um eine Verwachsungslinie aus der Embryonalzeit, die zeigt, dass auch der Penis wie alle Körperteile ursprünglich aus symmetrisch konzipierten Anlagen entstanden ist.

Kompliziertes Innenleben

Das Gewebe der Schwellkörper wird von einem dichten Geflecht von Gefäßen gebildet, das wiederum aus einer Vielzahl von eng aneinanderliegenden Hohlräumen besteht. Durch gleichzeitige Steigerung des Blutzuflusses und Drosselung des Blutabflusses wird die Blutmenge vergrößert, es kommt zu einer erheblichen Ausdehnung dieses Gewebes begleitet von einer Steigerung des Blutdrucks. Die Folge: Der Penis wird steif und richtet sich auf. Da die Harnröhre trotz Erektion innen durchgängig bleiben muss, wird sie von einem speziell konstruierten Schwellkörper umschlossen, der dafür sorgt, dass die Samenflüssigkeit ungehindert hindurchschießen kann. Anderenfalls würde es im entscheidenden Moment zu einem klassischen Rohrkrepierer kommen.

Die Eichel

Die Eichel (Glans penis) bildet den Abschluss des dritten, die Harnröhre umschließenden Schwellkörpers. Dieser Bereich des Penis ist mit besonders vielen Nervenzellen ausgestattet und gehört zu den wichtigsten erogenen Zonen des Mannes. Der untere Eichelrand, auch Kranzfurche genannt, gilt als besonders erregbar. Die Haut der Eichel ist bei unbeschnittenen Männern extrem dünn und entsprechend empfindlich. Bei beschnittenen Männern, deren Eichel aufgrund der fehlenden Vorhaut einer ständigen mechanischen Reizung ausgesetzt ist, kommt es zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Verhornung (siehe Beschneidung).

Die Vorhaut

Die dünne, bewegliche Haut, die das Glied umschließt, bildet an der Eichel die sogenannte Vorhaut (Praeputium). Dieses Gewebe ist ebenfalls stark von Nerven durchzogen und bildet zusammen mit der Eichel das Zentrum des Lustempfindens beim Mann. Kommt es zu einer Erektion, vergrößert sich das Glied und wächst in die Länge. Dabei zieht sich die Vorhaut deutlich zurück, sodass bei den meisten Männern die Eichel hervortritt. Ein kleines Bändchen (Frenulum praeputii) an der Unterseite der Eichel verhindert, dass sich die Vorhaut zu stark zurückschieben kann.

An der Spitze der Eichel endet die Harnröhre. Sie dient der Entleerung der Blase und transportiert auf dem Höhepunkt des sexuellen Aktes auch die Samenflüssigkeit nach außen.

Spermienkonkurrenz ausschalten

Die sogenannte Kranzfurche bildet den Übergang zwischen Eichel und Penisschaft. Diese Verdickung hat eine entwicklungsgeschichtlich interessante Funktion. Ursprünglich diente sie nämlich der Entfernung konkurrierenden Spermas aus der Vagina einer Paarungspartnerin. Durch die Bewegung des Penis beim Geschlechtsakt wurde das »fremde« Sperma mit Hilfe dieses Wulstes wieder herausbefördert – ein Vorgang, der Sinn macht, wenn kurz hintereinander mehrere Männchen ein Weibchen begatten und dadurch eine Spermienkonkurrenz besteht.

Mit Penisstacheln zum Erfolg

Eine besonders effektive Möglichkeit, ein befruchtungsbereites Weibchen gegen Mitbewerber zu verteidigen, sind sogenannte Penisstacheln, die für eine unlösbare Verbindung zwischen den Sexpartnern sorgen. Solche Hornbildungen befinden sich zum Beispiel am Penis von Katzenmännchen, also Katern. Hammermäßig: Auch bei etwa 10 Prozent aller Menschenmänner findet sich am Eichelrand eine Vielzahl kleiner vorstehender Punkte, die sogenannten Hornzipfel – ein Relikt aus früheren Zeiten.

Beckenbodentraining

Der Musculus ischiocavernosus gehört zu dem Muskelkomplex des Beckenbodens und lässt sich auch willkürlich anspannen und trainieren. Viele Gründe machen dieses spezielle Training auch für Männer interessant. So kann regelmäßiges Üben zu länger anhaltenden und härteren Erektionen verhelfen. Außerdem ermöglicht eine starke Beckenbodenmuskulatur eine bessere Kontrolle des Ejakulationsreflexes. Ein gutes Mittel also gegen vorzeitigen Samenerguss, das gleichzeitig für ein stärkeres sexuelles Erleben sorgt – bei beiden! Selbst eine alters- oder krankheitsbedingte Inkontinenz lässt sich durch Beckenbodentraining verbessern oder sogar beheben.

So geht’s:

Wo? Wer eine bestimmte Muskelgruppe trainieren will, muss zunächst einmal herausfinden, um welche es sich überhaupt handelt. Wo befindet sich der Beckenboden eigentlich? Eine gute Unterstützung besteht darin, den betreffenden Bereich gleichzeitig zu ertasten und anzuspannen bzw. zu entspannen. Dazu begibt man sich zunächst in die Rückenentspannungslage. Legen Sie sich auf einem dicken Teppich oder einer Yogamatte auf den Rücken, die Beine angewinkelt und erhöht, so dass der Rücken, die Oberschenkel und die Unterschenkel jeweils rechte Winkel ergeben. Wer schon einmal einen Hexenschuss hatte, kennt diese Position als »Stufenlagerung«. Hilfreich ist ein Stuhl oder Hocker in der richtigen Höhe, auf dem Sie die Unterschenkel ablegen können. Die Beckenbodenmuskulatur lässt sich am besten am Damm, also zwischen Hodensack und After, ertasten.

Wie? Positionieren Sie Ihre Hand in diesem Bereich und spannen Sie die Muskeln an, mit denen Sie den Harnstrahl beim Urinieren unterbrechen würden. Fühlen Sie die Anspannung mit Ihrer Hand? Halten Sie die Spannung für ein paar Sekunden, zum Beispiel indem Sie langsam bis drei zählen. Dann entspannen Sie sich wieder.

Wie oft? Wiederholen Sie die Übung zu Beginn täglich etwa fünf bis zehn Mal. Nach ein bis zwei Wochen können Sie die Wiederholungen langsam steigern. Konzentrieren Sie sich zunehmend auch auf die Intensität der Anspannung.

Am Ende jeder Übung sollten Sie den Bereich zwischen Hoden und After mit leichtem Druck und kreisenden Bewegungen massieren.

Und dann? Sobald Sie ein wenig Übung mit der Kontrolle Ihrer Beckenbodenmuskulatur haben, können Sie die Übung auch im Stehen, Sitzen oder Liegen durchführen – wann immer Sie wollen.

Was bringt das? Fortgeschrittene können mit Hilfe ihrer kräftigen Beckenbodenmuskulatur den Orgasmus hinausschieben oder verhindern. Durch die so gewonnene Kontrolle lässt sich das sexuelle Erleben erfreulich in die Länge ziehen.

Trainingsprogramm im Schlaf
Warum nächtliche Erektionen wichtig sind

Eine Erektion ist grundsätzlich das Ergebnis sexueller Erregung. Doch es gibt eine Ausnahme: Erektionen während der Schlafs haben nichts mit sexuellen Träumen oder Fantasien zu tun und führen weder zu einem Orgasmus noch zu einem Samenerguss. Wie und warum Männer während der Nacht regelmäßig einen Steifen bekommen, ist derzeit noch nicht vollständig geklärt. Was wir wissen: Diese Form der Erektion tritt bereits im Kindesalter auf und bleibt Männern bis ins hohe Alter erhalten. Drei bis sechs Erektionen sind es im Schnitt pro Nacht, manchmal dauern sie über eine halbe Stunde lang. Doch sie treten nur in einer bestimmten Schlafphase auf. Schlafforscher unterscheiden zwei Phasen, den Non-REM-Schlaf, zu dem der Leicht- und Tiefschlaf zählen, und den REM-Schlaf, der auch Traumschlaf genannt wird. Die beiden Phasen werden über die Intensität der Augenbewegung definiert. REM steht für Rapid Eye Movement, also schnelle Augenbewegungen. Beide Phasen wechseln sich während der Nacht permanent ab.

Das Besondere: Nächtliche Erektionen...