Landschaftsfotografie Tutorial - Trainingsbuch zum Fotografieren lernen

von: Stephan Wiesner

mitp Verlags GmbH & Co. KG, 2018

ISBN: 9783958458352 , 248 Seiten

2. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Landschaftsfotografie Tutorial - Trainingsbuch zum Fotografieren lernen


 

Kapitel 1
Einleitung


»Sometimes I do get to places just when God’s ready to have someone click the shutter.«

Ansel Adams

Stehst du manchmal bei Sonnenuntergang an einem schönen See, genießt die Farben und die Natur, machst ein Foto, und daheim sieht es flau und viel zu hell aus? Sind deine Fotos nicht so scharf wie die von anderen Fotografen? Möchtest du bessere Landschaftsfotos machen, weißt aber nicht genau, welche Einstellungen du vornehmen sollst? Überfordert dich die Technik deiner Kamera manchmal? Hast du diverse Fotografie-Bücher gelesen – und nur wenig daraus mitgenommen?

Abb. 1.1: Erdpyramiden in Südtirol

Fotografieren ist im Wesentlichen ein Handwerk. Und daher lernbar. Wenn man die einzelnen Techniken erklärt bekommt, klingen sie zunächst einfach – die Probleme kommen dann, wenn man sie anwenden möchte. Man vergisst Dinge, wenn man sie nicht oft genug selbst angewendet hat, um sie tief ins Stammhirn zu brennen. Und das versuche ich mit diesem Buch zu erreichen. Ich möchte dir nicht nur die Technik, das Handwerkzeug in die Hand geben. Du sollst Spaß am Fotografieren finden und motiviert sein, loszuziehen.

Nicht nur lesen, auch ausprobieren ist das Motto!

Dieses Buch ist anders als andere Fotobücher. Wenn du ein Einsteiger oder ambitionierter Hobbyfotograf bist, dann findest du hier viele Tricks, die zu »besseren« Fotos ohne aufwändige Nachbearbeitung führen. Aber das funktioniert nicht daheim auf dem Sofa. Die vielen Übungen im Buch kannst du daheim auf dem Balkon machen, am Morgen auf dem Weg zur Arbeit, beim Sonntagnachmittagspaziergang oder wo auch immer – nur nicht auf besagtem Sofa.

Geh am besten alle Kapitel durch und mach die Übungen. Mach sie auch dann, wenn du denkst, dass du die Technik verstanden hast. Es ist einfach, daheim im Warmen zu denken: »An dem See stelle ich die Kamera auf 3 Sekunden Belichtungszeit« – aber am See merkst du dann evtl., dass du Wind und Wellen oder den Graufilter vergessen hast und das gar nicht geht (siehe den Gastbeitrag im Kapitel »Langzeitbelichtung von Wasser«). Und dann? Be prepared!

Das Spannende an der Landschaftsfotografie ist für mich, dass es einfach erscheint – und dennoch so furchtbar schwer ist.

1.1 Voraussetzungen


Das Buch richtet sich an Hobby-Fotografen, die Landschaften fotografieren lernen möchten. Die vorgestellten Techniken können überwiegend mit jeder Kamera, inklusive des Smartphones, angewendet werden.

Lediglich fortgeschrittene Techniken, wie die Langzeitbelichtung am Wasser, benötigen evtl. eine Kamera, die man im manuellen Modus bedienen kann. Die Bedienung deiner Kamera kann ich dir in diesem Buch jedoch nicht erklären, dafür hast du ein Handbuch. Ich werde dir aber die notwendige Hilfe geben und erklären, warum du etwas wie einstellen sollst. Dann findest du im Handbuch schnell den entsprechenden Abschnitt. Ich schreibe dann z.B.: »Stell Blende 8 ein«, und du schaust im Kapitel »Die Blende einstellen« in deinem Handbuch nach (siehe den Abschnitt 7.8, »Die Blende verstehen«).

Diese Bereitschaft solltest du mitbringen. Auch wirst du schnell sehen, dass wir nur sehr wenig einstellen. Die Kamera-Technik in der Landschaftsfotografie ist sehr einfach.

Du musst keine Fotobearbeitungssoftware verwenden (aber es hilft), und außer einem Stativ brauchst du keine teure Zusatzausrüstung.

Was du mitbringen solltest – bzw. ich versuchen werde, in dir zu wecken: Neugier. Spaß am Ausprobieren. Freude an der Natur und die Bereitschaft, ein wenig zu üben. Und die Bereitschaft, bei Sonnenaufgang vor Ort zu stehen.

Abb. 1.2: Zum Sonnenaufgang am Hintersee in Berchtesgaden

1.2 Was ist Landschaftsfotografie – und was lernst du hier nicht?


Die Landschaftsfotografie setzt sich mit der Abbildung der belebten und unbelebten Umwelt des Menschen auseinander. Sie steht in einem engen Zusammenhang mit der Naturfotografie, der Architekturfotografie, aber auch der Stilllebenfotografie, wenn sich die Betrachtungsräume beispielsweise den gestalteten Parks und Gärten annähern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Landschaftsfotografie

Ich meine mit Landschaftsfotografie das Fotografieren von Landschaft. Wir werden auch mal Menschen oder Tiere auf den Fotos sehen – aber das ist kein Schwerpunkt. Auch ein Haus oder eine Brücke können wir mit aufnehmen – aber es geht hier nicht um Architekturfotografie oder Industrielandschaften.

Vereinfacht gesagt, meine ich alles, was man fotografiert, wenn man wandern geht. Da ich in der Schweiz wohne und wir kein Meer haben, lasse ich das Thema »Fotografieren am Meer« komplett weg. Die vorgestellten Best Practices und Techniken lassen sich aber natürlich auch am Meer einsetzen. Ein Meer ist doch nichts anderes als ein sehr großer See, oder?

Gar nicht behandeln werde ich das Thema Makrofotografie und verwandte Themen, wie Insekten, Blumen, etc.

1.3 Aufbau des Buches


Das Buch beginnt mit einer Reihe von Best Practices für die Komposition von Landschaftsfotos. Diese sind unabhängig von Kamera, Belichtung, etc. Sie sollen dir helfen, Landschaftsfotos sofort anders zu sehen – und auch anders zu erstellen. Der Einsatz von führenden Linien z.B. kann auch mit der Smartphone-Fotografie zu einer stärkeren Bildwirkung führen.

Dann beginnen wir mit etwas technischeren Themen. Die Kapitel sollen dir helfen, deine Kamera besser kennenzulernen. Du lernst, wie du verhinderst, dass deine Fotos ausgebrannte (überbelichtete) Stellen haben, wie man auf verschiedene Arten Panoramaaufnahmen erstellen kann, und wie man Langzeitbelichtungen am Wasser erstellt.

Erst am Ende des Buches gehe ich auf Kauftipps für deine Ausrüstung ein (Kapitel 32). Das soll mein Motto unterstützen:

Fotos werden von Zeigefinger und Kopf erstellt, nicht von der Kamera.

Motivation ist der vielleicht wichtigste Punkt in der Landschaftsfotografie. Ich werde versuchen, dich zu motivieren. Dazu motivieren, mit deiner Kamera zu spielen, Dinge auszuprobieren und vor allem: rauszugehen und zu fotografieren. Und früh aufzustehen ...

Abb. 1.3: Nikon D90 bei Sonnenaufgang

1.4 Wie das Buch funktioniert


If I have any »message« worth giving to a beginner it is that there are no shortcuts in photography.

Edward Weston

Warum ist es schwer, Fotografieren zu lernen? Es ist einfach, Blende 8 einzustellen und es ist auch einfach, eine Belichtungszeit von 20 Sekunden einzustellen. Es ist auch einfach, auf einem Smartphone ein Foto zu erstellen, von dem einem der Ausschnitt gefällt. Erst wenn alles zusammenkommt, dann wird es schwierig. Das Licht ändert sich ständig, Wolken kommen und gehen, Blätter verfärben sich. Der Mond nimmt zu und wieder ab. Deswegen gibt es hier keine Rezepte und kein Auswendiglernen. Betrachte mich als Tutor, der hinter dir steht und dir ins Ohr flüstert: »Zeig mir mal das Histogramm« (siehe Kapitel 13, »Das Histogramm verstehen«). Und dann wirst du rot und drückst die Display-Taste (Sony) oder Info-Taste (Canon), bis das Histogramm erscheint.

Der eigentliche Clou dieses Buches ist aber die Gesamtliste der Techniken und Übungen. Die Liste kannst du dir als PDF herunterladen und ausdrucken:

https://goo.gl/2dQuEL.

Falls du die Links im Buch bequem anklicken möchtest, kannst du dir hier eine Link-Liste herunterladen: www.mitp.de/830

Abb. 1.4: Meine eigene Fotowand

Häng sie dir an die Küchenwand, und wenn du alle Themen abgehakt hast – dann bist du ein Landschaftsfotograf! Die Liste ist so sortiert und gekennzeichnet, dass sie praxistauglich ist. Verregneter Sonntag? Mach die Wolken-Übung oder die Langzeitbelichtung am Wasser! Plötzlicher Schneefall? Dann übe das Belichten im Schnee! Keinen Bock rauszugehen? Dann such dir ein anderes Hobby.

Du kannst anhand der Liste zu jedem Zeitpunkt deinen Fortschritt sehen. Und wenn du mal wieder bei einem Sonnenaufgang unterbelichtete Fotos mit nach Hause bringst – dann weißt du, welche Übungen du wiederholen musst (und dass du das Histogramm schon wieder vergessen hast).

Die Kapitel in diesem Buch bestehen aus zumeist einer Anekdote zum Thema, der Beschreibung der Technik mit Beispielfotos und einer Übungsaufgabe. Die Fotos sind fast alle im deutschsprachigen Raum aufgenommen – es gibt für dich also keine Ausrede, auf den nächsten Urlaub zu warten. Die Aufgaben können überwiegend daheim auf dem Balkon oder vor der Tür, z.B. auf dem Weg zur Arbeit, durchgeführt werden. Ziel der Übungen ist es nicht, Top-Fotos zu erstellen, sondern die Technik zu verstehen und deine Kamera besser kennenzulernen.

Einige der Techniken bleiben mit offenen Fragen im Raum stehen – die du mit den Übungen selbst beantworten kannst. Wenn du also lediglich berieselt werden möchtest – dann hast du wahrscheinlich schon andere Fotografiebücher im Regal, die dir nicht geholfen haben.

Ich bekomme tausende Mails, Messages und Kommentare im Jahr von Hobbyfotografen. Die allermeisten Fragen sind Kauffragen und Bedienungsfragen zur gekauften Ausrüstung. Für Landschaftsfotografie braucht man nicht zwingend eine teure Ausrüstung. Wichtiger ist es, die vorhandene...