Seewölfe - Piraten der Weltmeere 417 - Alte Feinde

von: Fred McMason

Pabel eBooks, 2018

ISBN: 9783954398256 , 115 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 2,49 EUR

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 417 - Alte Feinde


 

2.


15./16. August 1594, Havanna.

In der Stadt und am Hafen war es verhältnismäßig ruhig, als Hasard und Don Juan de Alcazar die Jolle versteckten, mit der sie aus der versteckt liegenden Bucht hergesegelt waren.

Es war jetzt kurz nach Mitternacht. Der Mond war nur eine schmale Sichel. Eine warme Brise wehte den beiden Männern ins Gesicht.

Sie wollten Arne von Manteuffel einen Besuch abstatten, um ihm zu berichten, was sich zwischenzeitlich zugetragen hatte.

Etwas später erreichten sie nach etlichen Umwegen die Faktorei und klopften ihr geheimes Signal an die Tür.

Arne öffnete gleich darauf persönlich, ließ die beiden Männer eintreten und verschloß hinter ihnen sorgfältig. Dann gab er den beiden die Hand und bat sie nach oben.

„Ich habe euch schon in der vorigen Nacht erwartet“, sagte er, „und mich gesorgt, ob etwas Unvorhergesehenes passiert wäre. Andererseits aber habe ich angenommen, daß alles nach Plan verlief, als die Black Queen so überraschend mit der ‚Zeehond‘ auslief und nicht wieder zurückkehrte.“

„Hat auch alles geklappt“, sagte Hasard, „nur hat sich das Weib doch noch einmal an Land retten können. Jetzt ist sie allerdings tot, und wir können aufatmen, denn in der Karibik gibt es keinen Caligula und keine Black Queen mehr.“

Als sie oben waren, berichtete er Arne haarklein von den Ereignissen der vergangenen Tage.

Arne lehnte sich zurück und hörte gespannt zu, was die beiden Männer zu berichten hatten.

„Dann können wir wirklich aufatmen“, sagte er. „Unsere härtesten und gefährlichsten Gegner sind nicht mehr am Leben, und das unheilige Bündnis mit dem Gouverneur kann nicht mehr fortgesetzt werden.“

„Der ist leider noch übrig“, sagte Hasard, „der ehrenwerte Don Antonio de Quintanilla. Jetzt sind ihm nur die Flügel ein wenig gestutzt worden. Und solange er über keinen Kampfverband verfügt, wird er schwerlich etwas unternehmen können.“

Arne lächelte hintergründig. Inzwischen waren auch Jörgen Bruhns und der Türke Jussuf erschienen.

„Der ehrenwerte Don wird sich natürlich sehr wundern“, meinte er. „Die Queen hat den Hafen mit der Fleute Hals über Kopf verlassen, ohne ihn zu informieren. Der Dicke steht vor einem Rätsel, die Queen und Caligula sind nur noch ausgebrannte Wirklichkeit für ihn, und vermutlich wird er nie mehr etwas über sie erfahren. Soll er sich Sorgen bereiten, ich gönne es ihm. Das Bündnis ist beendet, es war schon gefährlich genug für uns.“

Jussuf goß den Männern spanischen Rotwein in die Gläser, die Jörgen auf den Tisch gestellt hatte.

„Ich frage mich, ob wir etwas gegen den Dicken unternehmen sollen“, sagte Hasard nach dem ersten Schluck. „Vor allem, was können wir gegen ihn unternehmen? Wir können nicht in seine Residenz schleichen und ihn packen, wir können auch nicht in den Hafen segeln, und einen Überfall beginnen. Was können wir also tun, um diesen korrupten Kerl zu stürzen?“

„Eine gute, aber schwierig zu beantwortende Frage“, sagte der Spanier Don Juan nachdenklich. „Ihn hier zu kassieren, halte ich für so gut wie ausgeschlossen. Ich habe über das Problem schon lange nachgedacht, denn mich betrifft es ja ganz besonders.“

„Und was ist das Ergebnis?“ fragte Arne gespannt.

Don Juan lächelte milde. Er entsann sich an die Zeit, als diese beiden Männer ihn gefoppt und genervt hatten mit ihrer Ähnlichkeit und er nach Zusammenhängen gesucht hatte, bis das alles ans Tageslicht gekommen war.

„Ich werde mit meiner Schebecke und der Mannschaft nach Spanien zurückkehren. Über meine Verbindungen zum königlichen Hof werde ich dann versuchen, diesen korrupten Fettsack aus dem Gouverneurssattel zu heben. Ich werde Anklage bei Hofe erheben und verlangen, daß man ihn für seine Schandtaten zur Rechenschaft zieht. Anklagepunkte gibt es genügend, angefangen bei Korruption, Amtsmißbrauch, persönlicher Bereicherung bis zum mehrfachen Mord.“

„Das ist richtig“, sagte Hasard, zog aber ebenso wie Arne ein sehr bedenkliches Gesicht. „Man kann ihm allerlei vorwerfen. Aber ich bezweifle ernsthaft, daß du mit einer Klage bei Hofe auch nur den geringsten Erfolg gegen den Gouverneur haben wirst.“

„Weshalb nicht – ich habe Beweise, Aussagen.“

„Auch richtig“, sagte Hasard gallig, „aber die Leute im sonnigen Spanien werden dir etwas ganz anderes vorwerfen. Daß du mich nämlich nach Spanien bringen solltest. Von einer Jagd auf Gouverneure war nicht die Rede, mich solltest du jagen. Und weil du mich nicht mitbringst, sondern statt dessen den Gouverneur anklagst, wird man dich sehr schnell beim Kragen packen.“

Don Juan bewegte sich da auf einem sehr gefährlichen Pflaster, aber er sah das anders und blieb hartnäckig.

„Vergeßt nicht, daß ich ein wenig Einfluß und gute Beziehungen habe“, sagte er. „Ich habe außerdem nicht die Absicht, gleich und sofort den Gouverneur anzuklagen und mit der Tür ins Haus zu fallen. Nein, ich werde die Klage sorgfältig begründen und sie dann aus dem Hintergrund einfädeln, bei anständigen und verläßlichen Männern im Umkreis des Königs, denn auch davon gibt es einige.“

„Sicher“, sagte Hasard, „solche Männer gibt es auch im Umkreis der königlichen Lissy. Ich denke da ganz besonders an Lord Cliveden und einige andere. Die Leute am spanischen Hof kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne sie nicht. Das mußt du also ganz allein entscheiden, Juan.“

„Habt ihr einen besseren Vorschlag, das alte Schlitzohr aufs Kreuz zu legen?“ fragte Don Juan.

Hasard schüttelte den Kopf, während Arne mit den Schultern zuckte.

„Leider nicht“, sagte der Seewolf, „es sei denn, wir schnappen das dicke Schweinchen durch puren Zufall, aber darauf können wir uns nicht verlassen. Dann ist dein Vorschlag wohl doch besser, obwohl wir sehr bedauern, dich als unmittelbaren Kampfgefährten zu verlieren. Aber du bist ein freier Mann und frei in allen deinen Entscheidungen. Daß du bisher unsere Ziele vertreten hast, rechnen wir dir ebenfalls hoch an und haben es auch nie angezweifelt. Möglich, daß dem Fettsack nur von Spanien aus beizukommen ist, ich kann es wirklich nicht beurteilen. Dein Entschluß steht also fest?“

„Ja, ich werde nach Spanien zurückkehren, sobald die ‚Caribian Queen‘ und die ‚Isabella‘ die Schlangen-Insel angelaufen haben.“

„Einverstanden“, sagte Hasard, „auch wenn ich das bedaure. Was gibt es da zu grinsen, Arne?“ fragte er seinen Vetter, der sich wieder etwas zurückgelehnt hatte und breit lächelte.

„Nicht so eilig, Freunde. Ich habe noch eine kleine Überraschung für euch. Es dürfte euch bestimmt interessieren.“

Er zeigte mit dem Daumen zum Fenster und grinste immer noch. „Gestern traf hier eine ziemlich dicke Galeone aus Porto Bello ein.“

„Na und? Deswegen segeln wir heute trotzdem noch zurück.“

Arne schien das zu überhören. „Dieses dicke Galeönchen wird im Hafen von Havanna nur kurz überholt, nimmt Proviant und Wasser über und segelt übermorgen mit Kurs auf Spanien über die Bahamas und Bermudas los.“

„Fein, sie segelt also nach Spanien. Und was hat sie geladen?“

„Goldbarren, schlichte Goldbarren, aber eine ganze Menge.“

Hasard saß jetzt bolzengerade auf dem Stuhl. Er sah Arne an und grinste nun ebenfalls. Don Juan horchte erstaunt auf.

„Goldbarren“, sagte Hasard, „das hört sich gut an. Und wie viele Kriegsschiffe hat sie als Geleitschutz, die goldene Ente?“

Die Antwort warf ihn fast um.

„Kein Geleitschutz“, sagte Arne, „ich weiß es aus sicherer Quelle, denn zur Zeit sind Kriegsschiffe in der Karibik knapp und Mangelware geworden. Die Kriegsschiffe, zumindest ein großer Teil davon, sollen nämlich von ganz verdammten Engländern und ihren ganz verdammten Kumpanen versenkt worden sein. Da scheinen sich irgendwo englische Piraten herumzutreiben.“

Die Männer lachten schallend. Hasard grinste jetzt genauso wie sein Vetter und lehnte sich wieder zurück.

„Schlimm ist das mit diesen englischen Schnapphähnen“, sagte er lachend. „Versenken einfach spanische Kriegsschiffe und schämen sich nicht mal.“

Arne erhob sich, stand auf und nickte Hasard und Don Juan zu. „Geht mal mit ans...