Die Wellington-Saga 1-3: Versuchung / Verführung / Verlangen (3in1-Bundle) - Drei Romane in einem Band

von: Nacho Figueras, Jessica Whitman

Blanvalet, 2018

ISBN: 9783641237677

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 18,99 EUR

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Die Wellington-Saga 1-3: Versuchung / Verführung / Verlangen (3in1-Bundle) - Drei Romane in einem Band


 

9

Als Georgia die Maschine hinter den Erster-Klasse-Passagieren verließ, merkte sie erst so richtig, wie viel Geld hier unterwegs war und mit welch selbstbewusster Lässigkeit die Reichen reisten. Die legeren weißen Leinenhemden und Leinenhosen waren mit Monogrammen oder den Logos teurer Label versehen. Allen voran natürlich die von Ralph Lauren und die des US-Poloverbands. Kein Wunder, schließlich befand sie sich hier im Land des Polos. Trotzdem fragte sie sich ein wenig ketzerisch, wie viele dieser Leute überhaupt eine Ahnung hatten, wie man Polo spielte.

Billy wartete draußen auf sie, lehnte an einem schiefergrauen Wagen, der ebenso elegant und gepflegt war wie er selbst. Er schenkte ihr ein hinreißendes, strahlend weißes Lächeln, das seine Sonnenbräune zusätzlich unterstrich, warf ihre Tasche auf die Rückbank und zog sie in seine Arme. Neben Billy fühlte sie sich immer ein bisschen plump, aber momentan überwog die Freude, ihn zu sehen.

»Hübsch«, sagte Georgia mit einem Blick auf den schnittigen Porsche.

»Weihnachtsgeschenk«, beeilte sich Billy zu sagen und besaß immerhin so viel Anstand, ein bisschen verlegen zu blicken. »Ich habe ihn nach den Feiertagen runtergefahren.« Billys Eltern hatten mit irgendeinem Fitnessdrink ein Vermögen gemacht, waren jedoch darauf bedacht, dass ihr einziger Sohn seinen Treuhandfonds nicht durchbringen konnte, selbst wenn er es versuchte.

Was er selbstredend tat.

Billy liebte es nämlich, in irgendwelche obskuren Geschäftsideen zu investieren. Derzeit in ein Unternehmen, das es sich zum Ziel setzte, die luxuriösesten Leder der Welt ausfindig zu machen und daraus handgearbeitete Taschen auf Anfrage individuell zu fertigen. Alle paar Monate setzte er Georgia bei irgendeiner Pressemitteilung ins CC, um ihr zu beweisen, dass irgendwo auf der Welt über ihn berichtet wurde, aber soweit sie wusste, hatte er bislang nur ein oder zwei Stück verkauft.

So viel zu Billys unternehmerischen Erfolgen.

Jetzt klappte er das Verdeck seines Sportwagens zurück, stellte die Musik an und schoss, noch bevor Georgia sich anschnallen konnte, in einem atemberaubenden, waghalsigen Tempo aus der unterirdischen Terminalzufahrt heraus in die Sonne Floridas.

Ohne hinzusehen, wechselte er die Spuren und plauderte fröhlich über alles, was er für dieses Wochenende geplant hatte. Mit einer klassischen Ray-Ban-Wayfarer-Sonnenbrille, einem eleganten Jersey-T-Shirt und einer tadellosen weißen Jeans war er, wie Georgia fand, der Inbegriff hipper Eleganz. Dagegen fühlte sie sich in ihrer zerknitterten Hose und dem langweiligen Tanktop entsetzlich hausbacken.

Sie fuhren an einigen der eindrucksvollsten künstlich angelegten Landschaften vorbei, die sie je gesehen hatte. Gepflegte Koppeln und naturnahe Umzäunungen – alles war bis ins kleinste Detail mustergültig gestaltet. Riesige Ställe standen etwas zurückgesetzt von der Straße, und überdimensionale Häuser ragten dahinter auf.

»Dieser Ort ist irgendwie unwirklich«, murmelte sie.

»Willkommen in Welly World, Georgia Fellowes.« Billy grinste. »Du wirst es lieben, und ich werde dich verwöhnen, solange ich dich hier habe. Unser Programm für den Nachmittag: Maniküre, Massagen, Margaritas – ein Rundumwohlfühlpaket also! Ich stehe tief in deiner Schuld. Zuerst müssen wir allerdings leider einen kleinen Zwischenstopp beim Pologelände einlegen …«

Georgia stöhnte auf. »Schon?«

»Es wird dir nichts geschenkt, Mädchen«, sagte er. »Doch keine Sorge. Ich werde dich nicht vor morgen zwingen, dir ein richtiges Polospiel anzusehen. Heute geht es darum, Beau unter die Lupe zu nehmen – während wir ein paar großzügig gesponserte Drinks genießen –, und danach entführe ich dich zu dem versprochenen Verwöhnprogramm.«

Er wandte sich mit funkelndem Blick zu ihr um. »Hast du dieses Foto geöffnet, das ich dir geschickt habe? Ist er nicht der niedlichste Mann, den du je gesehen hast?«

Ein winziger Moment der Stille trat ein, weil Georgia fälschlich an die beiden Brüder dachte. Die würde sie nicht gerade als niedlich bezeichnen. Umwerfend traf es eher.

»Beau«, hakte Billy nach. »Er ist zum Anbeißen, oder?«

»O ja. Beau«, nickte Georgia rasch. »Superniedlich. Und wie perfekt, dass er in Leder macht …«

»Ja, nicht wahr? Er ist in der Branche! Ich stelle mir eine Dynastie vor, die auf Liebe und Rohleder gegründet ist. Zugegeben lässt sich lediglich eine begrenzte Anzahl von Handtaschen im sechsstelligen Bereich verkaufen, aber diese Pferdetypen schwimmen im Geld – da gibt es keine Grenzen, wenn es um das richtige Equipment und die entsprechenden Accessoires geht. Beau hat Kontakte, du glaubst es nicht …«

»Das möchte ich wetten«, warf Georgia ein.

»Und hast du die Del-Campo-Jungs gesehen?«, fuhr Billy mit imitiertem spanischem Akzent fort. »Allein der Klang des Namens. Del Campo. Zergeht das nicht auf der Zunge? Du denkst dabei an die feste Hand des Schicksals oder an eine innige Umarmung unter dem Sternenhimmel …« Er stöhnte anzüglich auf. »Oh, Señor Del Campo.«

»Hör auf, du benimmst dich lächerlich«, tadelte Georgia ihn, während sie in eine lange Privatzufahrt einbogen. »Vermutlich sind sie sowieso schwul.«

»Nein, nein«, widersprach Billy. »Überhaupt nicht. Spring- oder Dressurreiter eher, doch auf dem Polofeld sind fast alle hetero. Glaub mir, ich würde es wissen, wenn es anders wäre.«

Sie lachte, weil er zweifellos recht hatte, lehnte den Kopf zurück, während sie unter hohen Palmen entlangfuhren, und spürte, wie sich ihre Muskeln in der warmen, schweren Brise allmählich entspannten. Die Vorstellung, dass es Januar war, erschien Georgia surreal.

Als sie an einem glänzend roten Pferdeanhänger mit einem Monogramm vorbeikamen, spürte sie, wie ihr Interesse wuchs, jene Ponys zu sehen, die angeblich zu den eindrucksvollsten der Welt zählten. Zu ihrem eigenen Erstaunen war sie sogar ein wenig enttäuscht, nicht gleich ein Polospiel geboten zu bekommen.

»Jedenfalls«, ergriff Billy erneut das Wort, »glaube ich, dass die Sache mit Beau ernst zu werden beginnt. Gestern Nacht – als wir gerade eine richtig schöne Zeit hatten, um es mit Rücksicht auf deine Empfindsamkeiten mal vorsichtig auszudrücken hätte er um ein Haar das L-Wort ausgesprochen. Und ich schwöre bei Gott, dass ich es prompt erwidert hätte. Das heißt, du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, Peaches. Falls ich das Offensichtliche übersehe und dieser Typ tatsächlich erhebliche verborgene Mängel hat, brauche ich jemanden, der es mir sagt, bevor ich mich zu sehr auf ihn einlasse.«

Georgia schüttelte den Kopf. »Wieso glaubst du eigentlich, dass ich für solche Dinge eine Art sechsten Sinn habe.«

Billy verriss das Steuer ein wenig, als er zu ihr hinübersah. »Weil du ihn einfach hast. Das ist deine Gabe. Du kannst Schwingungen spüren – egal ob bei Mensch oder Tier. Das ist es, was dich zu einer solch guten Tierärztin und guten Freundin macht. Ich meine, du hast mich vor jedem Idioten gewarnt, mit dem ich je zusammen war, Vom ersten Tag unserer Bekanntschaft an. Bloß habe ich lange gebraucht, um dir wirklich zuzuhören.«

»Ich werde tun, was ich kann«, meinte sie lachend. »Bloß mach mir bitte keine Vorwürfe, wenn ich mich irre.«

»Oh, das werde ich auf jeden Fall tun«, entgegnete Billy vergnügt. »Also, ich weiß zufällig, dass Beau nach dem heutigen Match ins Maserati-Pressezelt wollte – also nichts wie hin und unterhalte dich mit dem Mann. Entwickle ein Gespür für ihn, erforsche seine Geheimnisse und finde heraus, ob ich die Wagenschlüssel vor ihm verstecken sollte.«

»Nichts einfacher als das«, bemerkte Georgia geistesabwesend, während sie die Sonnenblende herunterklappte, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Stirnrunzelnd musterte sie die dunklen Schatten unter ihren Augen und schnitt eine Grimasse. »Sollte ich mich vorher nicht umziehen?«, fragte sie. »Ich habe sogar ein Kleid mitgebracht …«

»Wirklich?«...